Irgendwie hatte ich Bock auf den Film. New York in den 1970ern und dazu ein Cop, der im Dienst einen Mord begeht und die Zeugin nicht gebrauchen kann. Schönes B-Movie-Kino alter Schule eben, gefilmt in den dreckig-glitzernden Straßen New Yorks…genau der richtige Film für einen späten Abend. Die Besetzung tat ein Übriges, um die Scheibe in den Player zu werfen. Debbie Harry, Frontfrau der New-Wave-Band Blondie, gab hier ihr Mini-Schauspieldebüt, ebenso James Earl Jones. Ich war also gespannt auf Eiskalt, frisch heraus gebracht von CARGO RECORDS.
Originaltitel: Deadly Hero
Regie: Ivan Nagy
Darsteller: Don Murray, Diahn Williams, Treat Williams, James Earl Jones, Danny DeVito, Debbie Harry
Artikel von Kai Kinnert
Der hartgesottene NYPD Officer Ed Lacy (Don Murray) erschießt im Dienst den geistesgestörten, aber wehrlosen „Rabbit“ (James Earl Jones) in einem Akt der Selbstjustiz. Nun gilt es die schöne Zeugin Sally (Diahn Williams) aus dem Weg zu räumen.
Oh ja, sehr gut…der Streifen war gar nicht so, wie ich es vermutet hatte. Regisseur Ivan Nagy (Skinner, 1993) wollte zwar einen dreckigen B-Movie Thriller drehen, jedoch keinen Genre-Film um einen Maniac Cop. Eigentlich geht es hier um die Privatperson Ed Lacy, der zwar als Cop vom Abschaum der Straße angepisst ist und endlich gerne mal mit der Knarre durchgreifen würde – es jedoch nie getan hat und stattdessen Kompensation in seinen politischen Ambitionen findet.
Lacy gehört aktiv zum Team eines Populisten, der als Bürgermeister kandidiert und ihm so den Wechsel vom Polizeidienst in ein politisches Amt ermöglichen würde. Das die Nummer nicht so sauber läuft, wie es der latent aggressive Charakter Lacys es eigentlich erwartet hatte, liegt an James Earl Jones, der eine Schraube locker hat und Diahn Williams in ihrer Wohnung überfällt. Dank der Nachbarin, die Seltsames bei ihr vermutet, wird die Polizei gerufen und so kommt NYPD Officer Lacy ins Spiel. Und endlich darf Lacy einen Mord begehen. Doch Diahn Williams mag später bei der Polizei keine Falschaussage machen und bleibt dabei, dass die Tötung des Geiselnehmers keine Notwehr war. Das passt Lacy natürlich überhaupt nicht und versucht sie zu einer neuen Zeugenaussage zu bewegen. Anfangs noch freundlich, später nicht mehr.
Viel Blut und Action gibt es nicht in diesem Film. Stattdessen eine interessante Atmosphäre, eine spannende, filmische Stimmung…und gutes Schauspiel. Don Murray (Eroberung vom Planet der Affen, 1972) macht seine Sache gut und hat das richtige Gesicht für eine tiefsitzende Polizeimütze, er spielt seine Rolle rund und mit genug Ärger im Blick. James Earl Jones wird zwar bei seinem Schauspieldebüt in eine klischeeverdächtige Rolle manövriert, schafft dabei aber die Lücke zur Umkehr und rettet so seine Figur. Auch Treat Williams ist als Cop und Kollege markant. Ein weiteres Debüt gibt hier Debbie Harry, die hier als Sängerin zu sehen ist. Den jungen Danny DeVito gibt es obendrauf. Diahn Williams macht ihre Sache richtig gut. Sie spielt in diesem Film eine Musikerin, die eine schräge Pop-Theater-Nummer dirigieren (!) darf und dabei James Earl Jones im Publikum sitzen hat.
Dazu gesellt sich eine gute Kameraarbeit und eine Titelsequenz, die den Film extrem gelungen in die richtige Richtung stößt. Dafür fahren Don Murray und sein Kollege Treat Williams mit Blaulicht aus der Tiefgarage des Departments, die Kamera filmt von Kühlerhaube her auf die Cops und Brad Fiedel (Terminator) liefert den Soundtrack dazu. Mit schmissigen 1970er-Electro-Beat, in Fusion mit Bläsern und Piano, untermalt Fiedel die improvisierten Bilder vom Straßenleben New Yorks und findet so einen geilen Beat, der sich am ehesten mit Kraut-Electro-Pop vergleichen lässt. Brad Fiedel hat die musikalische Lage stets im Griff und demonstriert gerade am Anfang des Films sein Talent für elektronische Musik.
Nach der gelungenen Eröffnung, die Ed Lacy als gefährlichen Cop und aggressiv-unsicheren Charakter definiert, baut der Film langsam den andauernden Überlebenskampf Diahn Williams auf, die nach 15 Filmminuten erst von James Earl Jones und anschließend von Don Murray bedroht wird. Vom Regen in die Traufe also.
Eiskalt ist ein Krimi/Thriller, der gar nicht so platt ist, wie man vermuten könnte. Der Mord, die Sache mit der Zeugenaussage und wie sich der populistische Psychopath Ed Lacy an Diahn Williams heftet und sie bequatscht, ist spannendes B-Movie-Kino. Gefahr liegt in der Luft, die über weite Strecken durch eine klasse aufspielende Besetzung aufrecht gehalten wird und zu einem standesgemäßen Finale im Wald führt. Die letzte Einstellung gefällt. Kamera und Musik leisten ein Übriges, um die Nummer stets rund zu halten. Wer Fan solcher alten Streifen ist und Bock auf einen NYC-Thriller hat, sollte hier einen Blick wagen.
Das Bild der DVD ist soweit gut, der Ton ebenso.