Ach, das war doch der Streifen mit dem Drei-Augen Smiley auf dem Cover. Ivan Reitman, Komödien-Garant der 1980/90er, der nicht nur Streifen wie Ghostbusters oder Kindergarten Cop inszenierte, sondern auch Filme wie Parasiten-Mörder, Rabid – Der brüllende Tod oder Ilsa – Die Tigerin produzierte, lieferte mit Evolution eine schräge Alien-Invasion mit David Duchovny nach, der hier in einer Akte X-Pause sein Timing für Komik demonstrieren durfte. KOCH FILMS brachte den invasiven Spaß nun auf Blu-ray heraus.
An der Einschlagstelle eines Meteoriten in der Wüste von Arizona entdecken die College-Professoren Ira Kane und Harry Block Spuren außerirdischen Lebens. Die anfängliche Begeisterung über den bahnbrechenden Fund weicht schnell der Panik, denn die Mikroorganismen durchlaufen den sonst Millionen von Jahren dauernden Prozess der Evolution in rasender Geschwindigkeit – und entwickeln dabei großen Appetit auf Amerikaner!
Das Besondere an diesem Film ist, das ich ihn komplett vergessen hatte. Da gab es keine Erinnerung, nichts, kein Gag, keine Szene, keine Schauspieler…alles ausgelöscht. Ja doch, das alte Cover fiel mir wieder ein, als ich neulich die Blu-ray in den Händen hielt, aber sonst war da nichts. Ich war also auf die Sichtung des Streifens gespannt, immerhin hatte Ivan Reitman mal ein paar launige Filme gedreht, die zwar ganz das Kind ihrer Zeit waren, aber dennoch einigen Erfolg hatten. Mainstream eben, ganz auf das Kalauer-Verständnis des damaligen Publikums zugeschnitten. Die Frage war nun: Ist der Streifen gut gealtert? Erträgt man Gags und Dialoge, ist der Mainstream von damals heute noch kompatibel?
Der Film startet und ich bin überrascht, wie frisch das Bild aussieht. Das Teil wirkt, als hätte man ihn letzte Woche erst gedreht. Ivan Reitman hat auf fast alles verzichtet, was den Film irgendwie an eine Zeit bindet, da ist kein großer Musikeinsatz, da sind, bis auf ein paar kleinere Anspielungen auf David Duchovnys Rolle in Akte X, weit und breit keine zeitlichen Anker verarbeitet worden. Kein Wunder also, dass Evolution so frisch abgedreht aussieht. Selbst filmisch ist hier alles vollkommen glatt gebügelt, Evolution ist sattes Hollywood, erprobtes Ivan-Reitman-Kino eben, ganz auf der Linie seiner damaligen Erfolge. Und was die Effekte angeht, da wurde ganze Arbeit geleistet. Hier und da kann man zwar einen technischen Unterschied zur aktuellen Computerleistung in den Effekten feststellen, doch 90% der CGI kann sich auch heute noch gut sehen lassen. Bunt, putzig und eklig geben sich die Aliens, die sich hier eine rasante Evolution vom Ur-wurm an aufwärts gönnen. Die Idee ist eigentlich gar nicht so schlecht. Da fällt eine chemische Verbindung aus dem All auf die Erde und erzeugt so, in Reaktion mit Sauerstoff, eine eigene methanhaltige Atmosphäre, in der ein Ur-schleim entsteht, aus dem dann Gewürm kriecht, das sich rasant teilt und schnell zu allerlei anderem Gekröse entwickelt. Zwar hat die flott wachsende Anzahl an Aliens noch ein Problem mit der irdischen Atmosphäre und kann den eigenen Methan-Pups nicht verlassen, aber die parasitäre Evolution beginnt sich immer weiter an die neue Umwelt zu gewöhnen und entwickelt sich zu einem fettem Problem für die Menschheit. Ein riesiger Alienwurm entsteht und nur David Duchovny und Orlando Jones haben die Lösung für das Problem. Das Shampoo Head & Shoulders, anal eingeführt, stoppt jede Alien-Invasion.
So gut der Ansatz im Versteckten auch ist, Ivan Reitman verpasst das Potential der Idee. Als wäre Evolution eine Auftragsarbeit, was es wohl auch war, inszenierte hier Reitman echte Konzeptware locker vom Reißbrett herunter. Zwar mit guten CGI Effekten versehen und prominent besetzt, aber eben nur Massenware aus dem Hollywood-Output damaliger Tage. Die Story bleibt glatt und liefert nur wenig Möglichkeit, irgendwie mit einem großartigen Twist in Erinnerung zu bleiben, zu vorhersehbar ist hier das Konzept der Handlung. Es fehlen die Ecken und Kanten in der Inszenierung, Ivan Reitman geht hier der freche Bruch mit dem Genre völlig ab, da kommt die Nummer mit dem Shampoo eigentlich schon zu spät.
Der Film zu Ende, der Abspann läuft, und ich weiß nun, warum ich keinerlei Erinnerungen mehr an den Streifen hatte. Evolution ist und bleibt ein glattes Massenprodukt ohne großen Nährwert, da gibt es nichts fürs Langzeitgedächtnis. Außer vielleicht, das Head & Shoulders nicht für die innere Anwendung gedacht ist. Aber das wusste man auch schon vorher.
Das Bild der uns vorliegenden Blu-ray sieht super aus, klar und frisch, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Making Of, Deleted Scenes und Trailer.