Ende der 1970er Jahre versiegte langsam aber sicher das Genre des Katastrophenfilms, was Universal Pictures aber nicht davon abhielt, der ehrwürdigen AIRPORT-Reihe eine weitere und auch letzte Flugrunde zu spendieren und das Spektakel konsequent einen weiteren Gang hoch zu schalten. In AIRPORT ’80 – DIE CONCORDE (1979) kommt nicht nur das titelgebende Überschall-Passagierflugzeug zum Einsatz, sondern auch sinistere Waffenhändler und Rakten-Angriffe. Ganz schön viel Holz aber was soll schon passieren, wenn Joe Patroni im Cockpit sitzt? Wir haben uns den Film auf der Blu-Ray aus dem Hause KOCH FILMS angesehen, die kürzlich einzeln veröffentlicht wurde, nachdem sie in der AIRPORT-Edition mit den ersten drei Teilen zusammen bereits erhältlich war. Anschnallen nicht vergessen!
Originaltitel: The Concorde…Airport ’79
Drehbuch: Eric Roth, Jennings Lang
Regie: David Lowell Rich
Darsteller: Alain Delon, George Kennedy, Susan Blakely, Robert Wagner, Sylvia Kristel, Eli Sands, David Warner…
Artikel von Christopher Feldmann
Im Jahr 1976 nahm die Concorde den Flugbetrieb auf. Das Erzeugnis der französischen und britischen Luftfahrtindustrie ermöglichte es, große Distanzen in kurzer Zeit zurückzulegen, beispielsweise war ein Flug von Paris nach New York in drei bis dreieinhalb Stunden möglich. Die Concorde war das erste Überschallflugzeug, welches für den normalen Passagierverkehr genutzt wurde und gemeinhin als „Königin der Lüfte“ bezeichnet wurde. Der Betrieb wurde allerdings im Jahr 2003 eingestellt, technische Mängel, ein verhängnisvoller Absturz im Jahr 2000 und ausbleibende Passagiere waren hierfür die Ursache. Anno 1979 war die Concorde aber der heiße Scheiß unter dem reisenden Volk, genau richtig für die Macher der AIRPORT-Reihe, die nach Inspirationen suchten, um einen vierten Film in Produktion zu schicken. Von Teil zu Teil setzte man mehr auf Schauwerte und Action, statt auf Charaktere wie es noch beim Erstling der Fall war. Trieben schon im direkten Vorgänger Gangster an Bord einer Maschine ihr Unwesen, was mit der Rettung der Passagiere im Bermuda-Dreieck endete, so setzte man in AIRPORT ’79 wieder auf das „Höher, schneller, weiter“-Prinzip. Das sorgt zwar für stellenweise unterhaltsame Momente, jedoch ist dies hier der vermutlich quatschigste Teil der legendären Katastrophenfilm-Serie.
Handlung:
Eine Abordnung sowjetischer Sportler, sowie weitere illustre Persönlichkeiten sollen mit einer Concorde von Washington über Paris nach Moskau geflogen werden, da in der russischen Metropole die olympischen Spiele stattfinden werden. Unter den Passagieren befindet auch die Journalistin Maggie Whelan (Susan Blakely), die just in den Besitz brisanter Dokumente geraten ist, die beweisen, dass ihr Geliebter, der Großindustrielle Kevin Harrison (Robert Wagner), in illegale Waffengeschäfte verwickelt ist und gesprächige Mitarbeiter auch gerne mal von Berufskillern exekutieren lässt. Um sich seiner Partnerin zu entledigen, plant Harrison die Concorde mittels Drohnen in der Luft zu zerstören. Nur hat er die Rechnung ohne die beiden Vollblut-Piloten Paul Metrand (Alain Delon) und Joe Patroni (George Kennedy) gemacht.
Als Arthur Haileys Roman AIRPORT im Jahr 1970 verfilmt wurde, ahnte der renommierte Autor bestimmt nicht, dass aus dem prominent besetzten Streifen mal eine Art Franchise entstehen würde. Und weil man ja nicht immer das gleiche Süppchen kochen kann, legten die Produzenten bei jedem weiteren Film ein deutliches Augenmerk darauf, dass die Storys größer und gewaltiger, die Action und die Effekte imposanter und Besetzungen hochkarätiger wurden. In Sachen Potenzierung schießt AIRPORT ’79 letztendlich den Vogel ab. Statt Katastrophendrama erwartet den Zuschauer hier schon fast ein Actionthriller, der bei Veröffentlichung schon mal dezent auf die kommenden 1980er eingestimmt hat.
Die Story wirkt dabei etwas arg übertrieben. Ein schmieriger Waffenhändler, der anscheinend wenig Probleme damit hat, einen Haufen unschuldiger Menschen zu töten, nur um zu verhindern, dass sein einstiges Love-Interest ein paar unschöne Informationen ausplaudern könnte, passt eigentlich nicht so wirklich zu den klassischen Motiven des Genres. Getreu dem bereits erwähnten „Höher, schneller, weiter“-Prinzip feuert der Film aus allen Rohren und belässt es nicht bei einem Zwischenfall, wie es normalerweise der Fall wäre. In AIRPORT ’79 mischen Auftragskiller, explosive Computerdrohnen und Kampfjets, ja sogar die amerikanische und französische Luftwaffe, mit. Und weil auch das nicht genug für zwei Stunden Unterhaltung ist, lässt man das Flugzeug im letzten Drittel sogar in zwei Teile aufreißen. Ganz schön viel Stoff für so einen Film, der aber leider auch diverse Schwächen in Sachen Logik aufweist. Warum sich Maggie überhaupt ins Flugzeug setzt oder warum der böse Kevin (hihihi, er heißt Kevin) nicht einfach einen neuen Auftragskiller in Paris auf sie ansetzt, anstatt zu warten bis das Flugzeug in wieder Luft ist, erschloss sich mir bei der Sichtung nicht wirklich. Kurzum, AIRPORT ’79 bietet ganz viel Quatsch, macht aber in dieser Hinsicht ordentlich Laune.
Das liegt zum Einen an den bereits erwähnten Versuchen großes Spektakel zu bieten, zum Anderen wieder an der illustren Besetzung, die sich hier wieder versammelt hat. Während Susan Blakely (die sterbende Ex-Frau von Sly Stallone aus OVER THE TOP (1987)) die verfolgte Journalistin gibt, darf Robert „Nummer 2“ Wagner den Halunken spielen. Etwas makaber sind die Parallelen zwischen dem Schauspieler und seiner Figur, immerhin steht Wagner seit 1981 immer wieder in Verdacht seine damalige Ehefrau Natalie Wood bei einem Bootsausflug über Bord gestoßen zu haben, worauf sie ertrank. Das gibt dem Ganzen einen leicht beunruhigenden Touch. Auch abseits der beiden Erwähnten, kann der Film mit bekannten Namen punkten. So sind unter anderem David Warner, Eddie Albert und B-Movie Schnittchen Sybil Danning in Nebenrollen zu sehen. Die schillerndsten Darsteller sind aber immer noch Frankreichs Superstar Alain Delon und „Katastrophen“ George Kennedy, der, wie in den bisherigen AIRPORT-Filmen, wieder als Joe Patroni zu sehen ist. Trotzdem müsste mir mal jemand erklären, wie es Patroni geschafft hat, vom einfachen Mechaniker zum, mit allen Wassern gewaschenen, Piloten aufzusteigen. Jedenfalls bilden die Beiden das Prunkstück des Films und überstrahlen alle anderen Darsteller mit ihrer unglaublich potenten Männlichkeit und diversen Sprüchen, die im MeToo-Zeitalter nicht sonderlich gut ankommen würden. So gibt Kennedy Delon schon mal eine ordentliche High-Five als er erfährt, dass der schneidige Franzose ihm zum Abendessen eine Nutte besorgt hat. Das sind eben noch richtige Männer!
Einziger Ausfall ist allerdings Emmanuelle-Darstellerin und Softcore-Ikone Sylvia Kristel, die als Flugbegleiterin und Delons Betthäschen einmal mehr beweist, dass sie ohne Textilien besser zu Geltung kommt, als nur durch ihr unterirdisches Schauspiel. Inszenatorisch versucht David Lowell Rich, der in seiner Karriere nichts gedreht hat, was wirklich erwähnenswert wäre, ebenfalls auf Rasanz und Action zu setzten. Der Film hat ein paar schöne Aufnahmen, gerade von der majestätischen Concorde, zu bieten, die Spezialeffekte sind allerdings doch eher schlecht gealtert und sehen stellenweise ziemlich mäßig bis putzig aus. Besonders der Drohnenangriff mit seinen einkopierten Bildern regt doch eher zum Schmunzeln an.
Die Blu-Ray von Koch Films lässt den Streifen in frischem Glanz erstrahlen, Bild- und Tonqualität sind sehr gut. Wie bei den anderen Scheiben, enthält das Bonusmaterial auch hier eine Bildergalerie, Trailer und die Super 8-Fassung für Nostalgiker.
AIRPORT 79′ – Die Concorde (1979) bildet das Schlusslicht der bekannten Katastrophenfilm-Reihe, sowohl chronologisch als auch filmisch. Der Film hat deutliche Schwächen, vor allem in den Effekten, so manchen Schauspielleistungen und im Drehbuch. Das heißt aber nicht, dass der Streifen nicht unterhaltsam wäre, denn wer auf leicht bekloppte Unterhaltung steht, kann mit dem Flugzeug-Spektakel durchaus seinen Spaß haben.
Die Airport-Edition enthält außerdem diese weiteren Titel:
- Airport (1970)
- Airport ’75 – Giganten am Himmel (1975)
- Airport ’77 – Verschollen im Bermuda-Dreieck (1977)
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