PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT veröffentlichte, rechtzeitig zu unserem Hurenween-Fest, einen brandneuen Horrorthriller mit afroamerikanischer Besetzung, bei dem erstaunlicherweise weder die Namen Jason Blum, noch Jordan Peele in den Credits zu finden sind. In Spell findet sich ein Familienvater nach einem Unfall im Dachzimmer einer Hoodoo-Priesterin wieder, die ihn mit einem Bann belegt und von der Außenwelt abschneidet. Ein Mix aus Misery und Der verbotene Schlüssel, der das Rad nicht neu erfindet. Ob sich die Anschaffung dennoch lohnt, schildere ich Euch in der Kritik.
Regie: Mark Tonderei
Darsteller: Omari Hardwick, Loretta Devine, Lorraine Burroughs, John Beasley
Artikel von Christian Jürs
Einst litt Marquis T. Woods (Omari Hardwick) unter der strengen Fuchtel seines Vaters. Doch heute ist er ein erfolgreicher Anwalt, der die Fehler seines alten Herrn nicht wiederholen möchte und seinen beiden Teenager Kids Tydon (Kalifa Burton) und Samsara (Hannah Gonera) jeden erdenklichen Wunsch erfüllt. Sehr zum Missfallen seiner Frau Veora (Lorraine Burroughs), die mitansehen muss, wie ihre Kinder dadurch zu arroganten und weltfremden Menschen heranwachsen.
Als Marquis die Nachricht erhält, dass sein alter Herr verstarb und nun in seiner Heimat, den Appalachen im Osten der USA, beigesetzt werden soll, bricht er mit dem Privatflugzeug auf, seinem Vater die letzte Ehre zu erweisen. Frau und Kinder begleiten ihn auf dieser Reise. Kurz vor ihrem Ziel, geraten die Reisenden jedoch in ein schweres Unwetter, bei dem Marquis die Kontrolle über den Flieger verliert und schließlich abstürzt.
Als er wieder zu sich kommt, liegt er mit einer schweren Verletzung am Fuß in einem Bett im Dachgeschoss eines abgelegenen Farmhauses. Von Frau und Kindern keine Spur. Dafür begrüßt ihn die resolute Eloise (Loretta Devine), die zusammen mit ihrem Mann Earl (John Beasley) und dem etwas tumb wirkenden aber dafür mit Kraft ausgestatteten Lewis (Steve Mululu) die Farm betreibt. Auf die Frage nach Marquis Familie, behaupten Eloise und Earl, dass sich niemand sonst in der ramponierten Maschine befand. Damit gibt sich der langsam in Panik geratende Vater und Ehemann natürlich nicht zufrieden und möchte umgehend die Polizei verständigen. Doch ein Telefon ist in den Augen von Eloise ein Werkzeug des Teufels und hat in ihrem Haus nichts zu suchen. Als Marquis unter Schmerzen versucht, sein Zimmer zu verlassen, setzt Eloise ihn kurzerhand mit einer Droge außer Gefecht.
Fortan wird jeglicher Versuch, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, von Eloise unterbunden. Stattdessen entpuppt sich die vermeintliche Krankenpflegerin als gläubige Hoodoo-Priesterin (Hoodoo ist eine religiöse Lehre voller magischer Rituale, die sich marginal vom ähnlich klingenden Voodoo-Glauben unterscheidet), die eine hölzerne Puppe ihres Pflegefalls anfertigt. Diese soll fortan am Fenster über Marquis wachen und angeblich bei der Heilung helfen. Doch der um seine Familie bangende Mann will so schnell nicht aufgeben und versucht mit allen Mitteln, aus den Fängen der Sekte zu entkommen und seine Frau und die Kinder wiederzufinden…
Mit verletztem Fuß in einem Zimmer eingesperrt? Das kennen Horrorfans nur allzu gut aus dem Stephen King Roman Misery, der einst als „Sie“ hierzulande veröffentlicht wurde (in Anlehnung an „Es„) und später mit James Caan und Kathy Bates erfolgreich verfilmt wurde. Bates wurde für ihre Leistung einst mit einem Oscar belohnt, was Loretta Devine allerdings nicht gelingen dürfte. Dabei spielt sie ihre Rolle gut, wie übrigens alle im Cast.
Die Geschichte vermischt Elemente aus dem King´schen Thriller mit dem Horrorschocker Der verbotene Schlüssel, in dem Kate Hudson sich ähnlich bedrohlichen Ritualen ausgesetzt sah. Dessen Rafinesse und Knalleffekt braucht man hier aber nicht zu erwarten, dafür kommt Spell dann doch allzu konventionell daher. Das sollte Horrorfans jedoch nicht abhalten, sich den Schocker auf die Playlist zu setzen, denn der mit 90 Minuten für heutige Verhältnisse recht kurze Film kommt nach kurzer Einleitung recht fix zur Sache und bietet solide Horror- und Thrillerunterhaltung. Lediglich im Finale wird es ein wenig zu CGI-lastig, was etwas auf Kosten der Glaubwürdigkeit (sofern man davon in einem Horrorfilm sprechen kann) geht. Auch das Entpuppen eines vermeintlichen Retters entpuppt sich selbstredend als Falle. Um dahinter zu kommen, muss man kein Genie sein. Insgesamt aber ein recht spannender und kurzweiliger Kampf um Leben, Tod und die eigene Familie.
Bild- und Tonqualität der mir vorliegenden Presse-Blu-ray sind super. Die Synchronisation des in Deutsch und Englisch vorliegenden Films ist ebenfalls gut. Leider spendierte man dem Film keinerlei Bonusmaterial, was etwas bedauerlich ist.
Ach ja, ich fühle mich jetzt übrigens alt, denn die grauhaarige Hoodoo-Priesterin kenne ich noch aus einer anderen, populären Horrorreihe, die ich einst im Kino sah. Die ergraute Loretta Devine war damals die junge Polizistin in Düstere Legenden, die auf dem Campus für Ordnung sorgte und in der Fortsetzung ebenfalls zugegen war. Kinder, wie die Zeit vergeht.