Mit wilden Tieren legt man sich besser nicht an. Wir Filmfans wissen das. Ob Haie, Löwen oder Spinnen, Hollywood machte noch jede Spezies zu gnadenlosen Killern. SQUAREONE ENTERTAINMENT (im Vertrieb von LEONINE) präsentiert uns den neuesten Vertreter dieser Zunft von der Silent Hill: Revelation und Ash vs. Evil Dead – Regisseurin M.J. Bassett, die eine Familie zur Safari des Grauens aufbrechen lässt. Dort machen sie Bekanntschaft mit wilden Nashörnern und Hyänen. Die X-Men Femme Fatale Rebecca Romijn agiert hier an der Seite von Serienstar Philip Winchester, hat aber ihren Ehemann Jerry O´Connell auch mit im Gepäck. Das deutsche Coverbild gibt übrigens einen dezenten Spoiler, ob von menschlicher Seite ebenfalls Gefahr für die fröhliche Familiensafari droht. Man beachte die Gesichter mal genauer.
Originaltitel: Endangered Species
Regie: M.J. Bassett
Darsteller: Rebecca Romijn, Philip Winchester, Isabel Bassett, Michael Johnston, Chris Fisher, Jerry O´Connell
Artikel von Christian Jürs
Was die Griswolds können, gelingt den Halseys mit Leichtigkeit – nämlich einen Chaosurlaub zu verbringen. Doch entgegen der Geschichten von Clark, Ellen, Rusty und Audrey, bei denen seichte Komödienunterhaltung im Vordergrund steht, möchte uns Regisseurin M.J. Bassett mit ihrem Werk etwas mit auf den Weg geben. Zusammen mit ihrer Tochter Isabel Bassett verfasste sie das Drehbuch zum vermeintlichen Tierhorrorthriller und verpasste der Göre nun schon zum dritten Mal, nach ihren Auftritten in Solomon Kane und dem Megan Fox Vehikel Rogue Hunter, welches im Kern eine ähnliche Geschichte erzählt, eine Sprechrolle. So recht überzeugen mag sie jedoch weder vor-, noch hinter der Kamera. Doch damit ist sie hier leider nicht allein.
Familienidyll geht anders. Bei den Halseys hängt der Haussegen schief, trotz des gemeinsamen Keniaurlaubs. Papa Jack (Philip Winchester) kann nicht verknusen, dass sein Sohn Noah (Michael Johnston) einen Mann liebt. Auch seine Stieftochter Zoe (Isabel Bassett), die ihren alternativen Freund Billy (Chris Fisher) mit im Gepäck hat, rebelliert gegen den mürrischen Hausherren. Glücklicherweise dient die besonnene Mama Lauren (Rebecca Romijn) als ruhender Pol zwischen den Streithähnen. Erst als ihr Mann, der sich mehr dem Handy, als seiner Familie widmet, ihr offenbart, dass er seine Stellung beim Ölkonzern Exxon zu verlieren droht, da er für ein unbedeutend kleines Leck in einer Pipeline die Verantwortung trägt, gehen bei ihr die Nerven durch. Doch ihr Mann beruhigt sie, es sei alles halb so wild. Trotzdem dreht er wohlweislich jeden Penny zweimal um. Daher buchte er auch nicht die Gruppensafari durch den Kruger Nationalpark. Stattdessen mietet er für sich und seine Familie einen günstigen Geländewagen, um auf eigene Faust die Steppe zu erkunden – ohne Führer oder gar die Genehmigung. Halt ein Abenteuer, wie es sich seine Familie gewünscht hat oder so ähnlich. Vermutlich wäre ein kostengünstiger Ausflug in den heimischen Zoo sowohl für Geldbeutel-, als auch Gesundheit die bessere Idee gewesen.
Die Nummer geht natürlich schief. Plötzlich greift ein Nashorn den Wagen an. Nicht ohne Grund, es sieht schlichtweg ihr Jungtier in Gefahr. Der Wagen kippt dabei auf die Seite, Papa wird schwer am Bein verletzt, die Wasserflaschen aus Glas und die ebenfalls gläsernen Insulinbehälter von Mami zerspringen in tausend Teile und natürlich gibt´s auch keinen Internerempfang – sprich, die Kacke ist kräftig am Dampfen. Selbstredend steigt Laurens Blutzuckeranteil dramatisch schnell und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit – der laut väterlicher Anordnung zunächst aus warten am Unfallort beginnt. Doch die Hyänen warten bereits auf ihr Mittagessen und auch innerhalb der Gruppe gibt es Meinungsverschiedenheiten über den weiteren Verlauf…
Durchaus glaubwürdig, jedoch, abgesehen von der besonnenen Mami und der natürlich gegen Ende über sich herauswachsenden Tochter, lernen wir hier die Familie Kotzbrocken kennen. Papa Jack ist ein echtes Arschloch (was ihm seine Tochter auch entgegenraunzt), der erst auf der Zielgeraden zur Vernunft kommt. Die Vernunft ist weiblich, nur leider ist M.J. Bassett nicht Catherine Bigelow und ihre Tochter schon gar keine Jamie Lee Curtis, auch wenn sie es gerne wäre. Nein, insbesodnere Zoe zerrt an den Nerven, doch leider erbarmt sich keiner der anwesenden Löwen, mein Leiden zu beenden. Immerhin sehen die günstig getricksten CGI-Tiere besser aus, als erwartet. Besonders der erste Angriff durch das Nashorn ist dabei ordentlich und sogar recht aufregend inszeniert. Doch geht von den Tieren, vorsicht spoiler, gar nicht die Gefahr aus. Die wahre Bestie ist einmal mehr der Mensch, hier in Form von Jerry O´Connell, dem man den Bösewicht vom ersten Auftritt an ansieht und der sich als böser Wilderer im letzten Drittel entlarvt. So wird der vermeintliche Retter recht überraschungsarm plötzlich zum Antagonisten, der selbstverständlich keine Zeugen gebrauchen kann. Blöd für die Halseys.
Geballte Frauenpower, gepaart mit Kritik am Umgang mit unserer Tierwelt. Ein löbliches Engagement, nur leider auf Kosten der Spannung, die hier nur äußerst selten wirklich ausbrechen möchte. Im Gegenzug dazu spricht sich der Film für Plastikflaschen aus, dann wären Wasser und Insulin nämlich gar nicht knapp geworden. Hmmm. Naja, zumindest im Falle der Wasserflaschen war der Verlust aber auch gar nicht so wild, denn auch wenn immer mal wieder erwähnt wird, dass kein Wasser mehr vorhanden sei, Konsequenzen hat letztlich nur das fehlende Insulin. Zum Ausgleich für die fehlende Spannung gibt es ein paar schöne Drohnenflüge über die tolle Landschaft. Eine kräftige Portion Tierhorror hätte mir allerdings besser gefallen, doch das ist hier, wie erwähnt, gar nicht die Intention gewesen.
Uns lag zur Rezension die Blu-ray Variante vor. Diese besticht durch eine glasklare Bildqualität (2,40:1 / 1080p) und einen sauberen Ton (Deutsch und Englisch in DD 5.1). Die Synchronisation ist gut. Als Bonus gibt es den Trailer und ein Wendecover ohne FSK-Logo.