Die Komödie KINGS OF HOLLYWOOD (2020) gehört zu den Filmen, deren Trailer richtig Laune machen, weshalb das mit Robert De Niro, Tommy Lee Jones und Morgan Freeman starbesetzte Vehikel einiges an Vorfreude hervorrief. Allerdings forderte die Corona-Pandemie einiges an Geduld, denn auch George Gallos Abrechnung mit dem Haifischbecken Hollywood wurde um mehrere Monate verschoben, nur um am Box Office kläglich zu scheitern. Nach einem ebenso übersehenen deutschen Kinoeinsatz erscheint der Streifen nun auch über Eurovideo im Heimkino und ob er dabei die Lacher auf seiner Seite hat, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: The Comeback Trail
Drehbuch: George Gallo, Josh Posner
Regie: George Gallo
Darsteller: Robert De Niro, Tommy Lee Jones, Zach Braff, Morgan Freeman, Emile Hirsch, Sheryl Lee Ralph…
Artikel von Christopher Feldmann
Ich persönlich habe ja ein Faible für Filme, die sich um das Filmemachen oder die Branche selbst drehen. Egal ob die starbesetzte Satire THE PLAYER (1992) von Robert Altman oder Klamauk das Steve-Martin-Vehikel BOWFINGERS GROSSE NUMMER (1999), sobald ein Regisseur es schafft, die Tücken des Alltags in der Traumfabrik und die Widrigkeiten am Filmset gekonnt zu portraitieren und dabei unterhaltsam in Szene zu setzen, entsteht eigentlich bei jedem Filmfan eine gewisse Sogwirkung. Zuletzt meisterte dies Quentin Tarantino in ONCE UPON A TIME IN…HOLLYWOOD (2019), in dem er Leonardo DiCaprio als abgehalfterten Westernstar mit den Schattenseiten des Ruhms konfrontierte aber gleichzeitig auch den wandelnden Zeitgeist der späten 1960er Jahre behandelte. Dass man dies auch wesentlich humorvoller bewerkstelligen kann, bewies bereits 2008 Ben Stiller mit seiner schreiend lustigen Parodie TROPIC THUNDER. Rein tonal lässt sich dieser Film am ehesten mit KINGS OF HOLLYWOOD (2020) vergleichen, in dem nun eine deutlich ältere Starriege das Filmbusiness aufs Korn nimmt, dabei aber eine deutlich geringere Trefferquote in Sachen Gags vorzuweisen hat.
Handlung:
Los Angeles, 1974: Max Barber (Robert De Niro) ist Hollywood-Produzent mit Leib und Seele. Für seine geliebten Low-Budget-Filme würde der gewiefte Geschäftsführer der Miracle Motion Pictures alles tun. Doch leider lässt der große Erfolg auf sich warten. Als sein letzter Film, den er gemeinsam mit seinem Neffen Walter (Zach Braff) produziert hat, von der katholischen Kirche boykottiert wird, hat er ein Problem: Sein Mafia-Finanzier Reggie Fontaine (Morgan Freeman) will das geliehene Geld zurück und stellt Max ein Ultimatum. Durch einen irrwitzigen Zufall kommt Max die zündende Idee: Beim Dreh seines nächsten Filmes will er den Hauptdarsteller um die Ecke bringen und mit der ausbezahlten Versicherungssumme seine Schulden begleichen. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, dass sein Star, der abgehalfterte ehemalige Western-Darsteller Duke Montana (Tommy Lee Jones), einfach nicht totzukriegen ist. Max bringt Duke in immer gewagtere Situationen, doch dieser überlebt einen Stunt nach dem anderen. Und dabei nehmen die Dreharbeiten plötzlich eine Wendung, mit der keiner gerechnet hat…
Wer einmal Mel Brooks Komödienklassiker FRÜHLING FÜR HITLER (1968) gesehen hat, wird die Geschichte um eine nicht ernstgemeinte Produktion, mit der sich die von finanziellen Nöten geplagten Produzenten aus der Misere winden wollen, bekannt vorkommen. Dabei ist KINGS OF HOLLYWOOD trotz einiger Ähnlichkeiten keine Neuauflage von THE PRODUCERS, sondern ein Remake des gleichnamigen THE COMEBACK TRAIL (1982), dessen Regisseur und Autor Harry Hurwitz der Film sogar gewidmet ist. Schon das Original drehte sich um windige B-Produzenten, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, einen gealterten Westernstar am Set sterben zu lassen, um eine hohe Versicherungssumme zu kassieren. Regisseur und Autor George Gallo erzählt die Story nun 1:1 nach, ohne dabei aber wirklich zu punkten.
Der Plot ist relativ einfach gehalten, krankt aber auch daran, dass man in den 1970er Jahren verhaftet bleibt. Dem Ganzen hätte es vermutlich besser gestanden, wenn man die Ereignisse in die Gegenwart verlegt und sich dabei mit dem aktuellen Zeitgeschehen rund um Hollywood auseinandergesetzt hätte. So kommt es, dass der bekannten Geschichte nichts Neues hinzufügt, da man sie einfach noch einmal erzählt. Natürlich ist die Dekade des New Hollywood, des Independent-Kinos und des breiten Spektrums an Filmen einladend für alle Nostalgiker und Retro-Fans, die noch einmal in alten Zeiten schwelgen wollen, in denen man unverblümt Trashfilme wie KILLER NUNS in die Kinos bringen konnte. So richtig zünden will die Klamotte aber trotzdem nicht, eben weil für eine komödiantische Abrechnung mit Hollywood erstaunlich wenig davon im Film enthalten ist. Der Großteil der Handlung spielt an einem Filmset, an dem Produzent Max ständig darum bangt, dass sein eingekaufter Star Duke Montana endlich das Zeitliche segnet oder sich bei Finanzier Reggie aus der Misere plappert. Das ist hin und wieder ganz nett, auf Dauer aber ziemlich nervig, zumal sich die repetitiven Gags um Dukes mögliches Ableben ganz schnell abnutzen. KINGS OF HOLLYWOOD ist eben auch einer der Filme, die ihre besten Momente schon im Trailer verbraten, wo sie in dosierter, schnell geschnittener Form noch für Lacher sorgen, im fertigen Film aber eher halbgar wirken. Gallos Komödie wirkt nicht nur altbacken, sondern auch frei vom nötigen Biss, kommt die Satire doch viel zu kurz und muss überwiegend schalem Klamauk weichen, der hier und da ganz nett ist aber auch oft auf die Nerven geht. Da ist der Fake-Trailer zum fiktiven KILLER NUNS als Mid-Credit-Szene noch das humoristische Highlight.
Wenn Duke Montana zum dritten Mal wie durch ein Wunder einen tödlichen Stunt überlebt, schwindet auch meine Aufmerksamkeit als Zuschauer, denn jeder wird schon von Beginn an wissen wie der Film endet, dass schlussendlich alle happy sind und Max den Film seiner Karriere abliefern wird. KINGS OF HOLLYWOOD plätschert gute 100 Minuten unaufgeregt vor sich hin und lässt echte Highlights vermissen, gerade auch weil das Ganze sehr dialoglastig daherkommt. Ein Metier, das Autor George Gallo eigentlich mal beherrschte, schrieb dieser doch einst Drehbücher zu Filmen wie MIDNIGHT RIDE (1988) und BAD BOYS (1995). Von den pointierten Dialogen ist hier allerdings wenig übrig geblieben, die Witze bleiben eher mau und auch inszenatorisch kommt hier wenig Stimmung auf. Es wirkt eben alles wie eine dieser günstig produzierten Komödien, in denen die Darsteller in den vergangenen Jahren zuhauf auftraten, die aber jeder schnell wieder vergessen hat. Das ist zwar immer noch meilenweit besser als Gallos letzte Regie-Arbeit, der Low-Budget-Noir-Rohrkrepierer THE POISON ROSE (2019), allerdings auch nichts, wofür ich eine Kinokarte lösen oder mir eine Blu-ray ins Regal stellen würde.
Für ein wenig Besserung des Gesamtbilds sorgen immerhin die Darsteller. Man kann sagen was man will, ein Robert De Niro ist immer noch ein Robert De Niro, auch wenn seine Jahre als Oscar-Contender und Liebling der großen Regisseure schon lange vorbei sind. Der spielt sich als dauerquasselnder Filmproduzent nämlich einen Wolf und bewegt sich stets nah an der Grenze zum Overacting, schafft es dabei aber immer irgendwie liebenswert zu sein. Dabei überschattet er seine Co-Stars Zach Braff, der die wirklich undankbarste Rolle inne hat, und Morgan Freeman. Letzterer spielt seinen Part routiniert und liefert ein paar, eher aufgesetzte, Querverweise auf filmische Popkultur. Der Szenendieb ist und bleibt allerdings Tommy Lee Jones. Der Oscar-Preisträger zieht als abgehalfterter und suizidgefährdeter Westernstar richtig vom Leder und stellt seine Kollegen dabei mächtig in den Schatten, nicht umsonst gehören ihm die besten Momente. Ohne ihn wäre der Film wesentlich schwächer.
Eurovideo bringt KINGS OF HOLLYWOOD nun ins Heimkino. Bereits auf den digitalen Plattformen zum kaufen erhältlich, erscheint die Komödie demnächst auf auf Scheibe. Bild- und Tonqualität der Blu-ray sind sehr gut, im Bonusmaterial befinden sich Deleted Scenes.
Fazit:
KINGS OF HOLLYWOOD (2020) versprach eine wirklich witzige Komödie über das Filmbusiness zu werden, enttäuscht auf dieser Ebene aber zum größten Teil. Die satirischen Spitzen sind Mangelware, stattdessen gibt es abgestandene Gags, die so alt wie die drei Hauptdarsteller sind. Die sind aber schlussendlich diejenigen, die den Karren aus dem Dreck ziehen und dafür sorgen, dass der Film wenigstens noch relativ solide unterhält. Passendes Material für den verregneten Sonntagnachmittag, allerdings kann man sich auch den Trailer anschauen, denn darüber hinaus hat der Klamauk nicht viel zu bieten.
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