Zwei Jahre nachdem sie E.T. ein Küsschen aufdrücken durfte, ergatterte die achtjährige Drew Barrymore die Hauptrolle in der Verfilmung des Stephen King Romans Feuerkind und setzte sich damit gegen Jennifer Connelly und Heather O´Rourke durch. Die Regie sollte ursprünglich John Carpenter übernehmen. Dieser wurde nach seinem Kinoflop Das Ding aus einer anderen Welt jedoch ausgetauscht gegen Die Klasse von 1984-Regisseur Mark L. Lester. Ob sein Pyrotechnikzauber auch heute noch zündet, könnt Ihr jetzt in der brandneuen Mediabookversion (exklusiv bei Amazon und im Koch Films Shop erhältlich) von KOCH FILMS herausfinden. Ich schildere Euch die Eindrücke meiner Sichtungsauffrischung.
Originaltitel: Firestarter
Regie: Mark L. Lester
Darsteller: Drew Barrymore, David Keith, Martin Sheen, George C. Scott, Heather Locklear, Freddie Jones
Artikel von Christian Jürs
Die kleine Charlene, genannt Charlie (Drew Barrymore), flieht mit ihrem Vater Andrew McGee (David Keith) durch die nächtlichen Straßen North Carolinas. Eine Gruppe von Männern, allesamt der Geheimdienstorganisation „Das Institut“ angehörig, ist ihnen dicht auf den Fersen. Ihr Ziel ist es, das Mädchen in ihre Fänge zu bekommen. Charlie besitzt nämlich ganz besondere Fähigkeiten, da sich ihre Eltern einst als Probanden bei einem wissenschaftlichen Experiment des Instituts kennenlernten. Von den damaligen Teilnehmern starb ein Großteil, Andrew und seine geliebte Vicky (Heather Locklear) kamen heil davon, verfügen seitdem aber über telekinetische – und in Andrews Fall – hypnotische Fähigkeiten, die sie noch wesentlich konzentrierter an ihre Tochter weitergaben.
Und so verfügt Charlie seit ihrer Geburt über pyrokinetische Kräfte, sprich, sie kann Dinge per Gedankenkraft in Brand setzen. Sie hat diese besondere Gabe jedoch nicht gänzlich unter Kontrolle und immer wenn in ihr die Emotionen hochkochen, befinden sich die Menschen in ihrer Gegenwart in Lebensgefahr. Captain Hollister (Martin Sheen), der Leiter des Institut, sieht darin seine Chance, die ultimative Waffe für die US-Regierung in Händen halten zu können. Seiner Killertruppe gelingt es zwar, Vicky ins Jenseits zu befördern, Andrew kann aber, dank seiner Fähigkeiten, mitsamt seiner Tochter fliehen. Und so eilen sie unerkannt, aber stets mit ihren Verfolgern im Nacken, in Richtung des abgelegenen Hauses von Andrews Großeltern.
Auf dem Weg dahin finden sie Unterschlupf auf der Farm des Ehepaares Irv (Art Carney) und Norma Manders (Louise Fletcher). Dort werden sie nach kurzer Zeit von Hollisters Männern aufgestöbert, die mit Waffengewalt versuchen, Charlie in ihre Gewalt zu bringen. Doch die Kräfte des Mädchens geraten außer Kontrolle und so enden ein Großteil der Agenten als Barbecue vor der Veranda des Anwesens. Der Vater und seine Tochter können erneut fliehen, doch dann setzt Hollister seinen besten Mann auf die beiden an: den psychopatisch angehauchten Killer John Rainbird (George C. Scott), der ohne mit der Wimper zu zucken, über Leichen geht. Tatsächlich kann er die beiden aufstöbern und in Gefangenschaft nehmen. Doch lässt sich ein Mädchen mit übersinnlichen Kräften so leicht einsperren?
Regieroutinier Mark L. Lester hält sich bei seiner Verfilmung von Stephen Kings Der Feuerteufel, sofern ich dies aus meiner Jugend, als ich das Buch las, richtig erinnere, eng an die Romanvorlage. Die Entscheidung, zu Gunsten eines erhöhten Tempos, die eigentlich interessante Vorgeschichte in kurzen Rückblenden in die ersten Filmminuten einzubinden, ist allerdings ein wenig unglücklich, da wir den daraus resultierenden Ausgangspunkt ja bereits kennen und somit hier wenig Spannung erzeugt wird. Die im Vorspann groß angepriesene Heather Locklear, die dank ihrer Rollen in Der Denver Clan und T.J. Hooker zu diesem Zeitpunkt einigermaßen bekannt war, wird mit minimaler Screentime abgefrühstückt. Kaum aufgetaucht, ist sie auch schon tot – hier wäre dramaturgisch mehr drin gewesen. Immerhin, der Einstieg in den Film ist wirklich temporeich und flott erzählt.
Martin Sheen bekam deutlich mehr Screentime spendiert, sein Auftritt bleibt aber, entgegen seiner Rolle in Dead Zone, recht eindimensional und wenig herausfordernd für den Mimen. David Keith in der Rolle von Charlies Vater wirkt ebenfalls ein wenig blass. Um es modern auszudrücken, er wirkt wie Kurt Russell auf Wish bestellt. Laut Stephen Kings Aussage war er die vierzehnte (!) Wahl für die Rolle. George C. Scott hingegen spielt den psychopathischen und verschlagenen Profikiller mit Charisma, wirkt als hüftsteifer Endfünfziger aber ebenfalls fehlbesetzt.
Dies kann man von Drew Barrymore nicht behaupten. Noch mit etwas Babyspeck im Gesicht, kauft man ihr das verzweifelt gegen ihre unheimlichen Kräfte ankämpfende Mädchen vollends ab. Kurze Zeit später, im jungen Alter von neun Jahren, begann Barrymores Alkohol- und Drogensucht, die sie gegen Ende des Jahrzehnts, nach einem glücklicherweise gescheiterten Selbstmordversuch und diversen Aufenthalten in Entzugs- und Nervenkliniken, überstand.
Die Musik von Tangerine Dream schwankt zwischen stimmungsvoll und unpassend und wirkt des Öfteren, als hätte John Carpenter den Soundtrack nach dem Konsum einer gewaltigen Tüte komponiert. Ein wenig zu relaxed hier und da.
Das große, sehenswerte Highlight sind aber die pyrotechnischen Effekte, die selbstverständlich noch ohne CGI auskommen mussten und (achtung, billiges Wortspiel) brandgefährlich gewesen sein müssen für Crew und vor allem Stuntmen. Was hier, vor allem im Finale, für ein Budenzauber gezündet wurde, ist beachtlich und sehenswert.
Die Bildqualität (2,35:1) ist großartig, der Ton kommt in der deutschen Version ein wenig dumpf daher, während auch hier der englische Ton glasklar rüberkommt. Es gibt einen Audiokommentar von Mark L. Lester, Musikfeaturettes, ein Making-Of, Trailer und eine Bildergalerie. Ein Booklet ist ebenfalls vorhanden.
Insgesamt natürlich nicht die beste King-Verfilmung, aber relativ gut gealtert und zumindest sehenswert.