Let´s do the timewarp again. Wie so oft in letzter Zeit, serviert uns das Label JUSTBRIDGE ENTERTAINMENT eine Reise zurück in meine Jugend, in der ich mich quer durch die Videothekenregale arbeitete. Auch diese „Sexy Außerirdische trifft auf liebevollen Familienvater in einer für sie fremden Welt„-Culture Clash Komödie landete, nachdem ich den Film im Kino verpasst hatte, irgendwann im heimischen Player, wo ich eine damals typische Sicherheitskopie erstellte. Ich erinnere, dass dieses kopierte Videoband einst rauf und runter dudelte und trotzdem nicht viel bei mir vom Film hängengeblieben ist. Ob es an meiner mangelnden Auffassungsgabe, dem jugendfreien, sexy Auftreten von Miss Basinger oder schlichtweg an der Belanglosigkeit des konsumierten Films lag, konnte ich nun, dank schicker Mediabookauflage, nochmals überprüfen.
Originaltitel: My Stepmother Is an Alien
Regie: Richard Benjamin
Darsteller: Dan Aykroyd, Kim Basinger, Jon Lovitz, Alyson Hannigan, Seth Green, Joseph Maher, Juliette Lewis
Artikel von Christian Jürs
„Sie kommen aus Holland?“ – „Nein, aus den Nieder-Landen.“
Ursprünglich als ernster Horrorfilm geplant, wurde aus dem Stoff der außerirdischen Stiefmutter, die sich an einen alleinerziehenden Familienvater heranschleicht, schließlich eine familienfreundliche Komödie, die mit Ghostbusters-Star Dan Aykroyd und 9 1/2 Wochen-Hottie Kim Basinger prominent besetzt war, an der Kinokasse jedoch nicht überzeugen konnte. Erstaunlich, sorgten die, bei uns fast immer mit einem FSK 12 gekennzeichneten, Feel Good-Komödien aus den USA doch in den 80ern und 90ern regelmäßig für volle Kinosäle. Auf dem Videomarkt konnte sich der Film dann aber besser behaupten, wo ich ihn, wie eingangs erwähnt, auch erstmals zu Gesicht bekam.
Es ist die Geschichte des sympathischen aber leider jung verwitweten Familienvates und Wissenschaftlers Dr. Steven Mills (Dan Aykroyd). Dieser kümmert sich rührend um seine junge Teenagertochter Jessy (Alyson Hannigan) und geht nebenbei voll und ganz in seiner Forschungsarbeit auf. Hier gelingt ihm ein großer Durchbruch, als er mit Hilfe eines eingefangenen Blitzes ein Signal bis hinüber in eine fremde Galaxie, außerhalb unseres Sonnensystems, senden kann. Während seine Vorgesetzten und auch sein triebgesteuerter Bruder Ron (John Lovitz) die Experimente für verschwendete Kosten und Lebenszeit halten, reagiert tatsächlich eine Gruppe von Außerirdischen auf die Nachricht. Diese senden ein weibliches Exemplar von ihnen mit dem Geheimauftrag, mehr über Stevens wissenschaftliche Erkenntnisse in Erfahrung zu bringen, um abzuwägen, ob von der Menschheit eine Bedrohung ausgeht. Die Außerirdische nimmt, in der für den männlichen Menschen laut Computerauswertung attraktivsten Form, Kontakt zu ihm auf – als heiße Blondine Celeste Martin (Kim Basinger).
Verständlicherweise verliebt sich der, seit fünf Jahren ein Singledasein führende, Familienvater in die unbeholfene Schönheit Hals über Kopf. Um nicht aufzufliegen, führt Celeste in ihrer Handtasche stets eine Art tragbares Alexa mit Zyklopenauge mit sich herum. Dieses wurmartige Auge hilft ihr immer wieder, dank Videodatenbank und Computer im Inneren, mit Hinweisen zu den menschlichen Gebräuchen, was allerdings für allerlei Chaos sorgt. Und während Celeste bemüht ist, ihre Herkunft zu verschleiern, findet sie mehr und mehr Gefallen an den Dingen, die Steven ihr aus der fremden Welt zeigt. Insbesondere dieses Sexding gefällt Celeste ziemlich gut. Blöd allerdings, dass der Ältestenrat der Aliens derweil beschließt, die potenzielle Gefahr, die von den Menschen ausgeht, ein- für allemal zu beenden. Können Celeste, Steven, Ron und Jesse die Menschheit noch rechtzeitig retten, indem sie die Alten vom Gegenteil überzeugen?
Ist der Papst katholisch? Klar können sie, daran besteht niemals auch nur der Hauch eines Zweifels. So funktionierten die US-Familienkomödien meiner Jugend halt. Diese hier geriet sogar ausgesprochen frivol, da der Sex, in seiner denkbar jugendfreiesten Form, beinahe durchgehend im Vordergrund steht. Eventuell ein Grund, warum der Film in den prüden USA damals baden ging? Ist ja auch unwichtig, viel interessanter ist, wie der Film heute auf seine Zuschauer wirkt.
Und da offenbart sich ein Wechselbad der Gefühle. So sind die Effekte, auch für damalige Zeit, nicht weltbewegend geraten. Kim Basinger darf zur Einleitung ihrer Figur eine sexy Strumpfhose über den nackten Fuss ziehen und versprüht damit die Erotik eines OTTO-Katalogs. Dan Aykroyd mixt derweil die Gutmütigkeit seines Ray Stantz mit der des drei Jahre später entstehenden Witwers aus My Girl, einer Rolle, in der man ihn kontinuierlich in den Arm nehmen und drücken wollte. Alyson Hannigan, hier noch am Anfang ihrer Karriere, überzeugt bereits mit ihrer Präsenz und ließ erahnen, welches Potenzial damals bereits in ihr steckte. Funfact am Rande: Sie darf hier bereits Seite an Seite mit ihrem Buffy – Im Bann der Dämonen-Partner Seth Green agieren.
Hier und da scheitert Meine Stiefmutter ist ein Alien heutzutage aber vor allem an seinen vielen Albernheiten. Auf der Habenseite gibt es aber auch ein paar echte Brüller zu vermelden, z.B. in der Szene, in der sich Celeste per Videobeam aus der Handtasche das Küssen erklären lässt, während sie dieses an Steven ausprobiert. Dabei werden die teils unmöglichsten Kussvarianten aufgezeigt. Ein echter Schenkelklopfer. Auch die Synchronisation erfreut den Retro-Fan. So traten hier das Traum-Duo Thomas Danneberg (auf Dan Aykroyd) und Arne Elsholtz (auf John Lovitz) mal wieder aufeinander und kalauerten um die Wette.
Wer zur Mediabookvariante greift, erhält den Film als HD-Premiere und die sieht richtig gut aus. Auch der Ton klingt mehr als ordentlich und liegt auf Deutsch und Englisch in 5.1 vor. Im Inneren befindet sich zudem das obligatorische Booklet mit Texten von Christoph N. Kellerbach, der ausgiebig auf die Produktionshintergründe eingeht.
Wer 80er Jahre Komödien mag oder den Film von damals in guter Erinnerung behalten hat, der sollte unbedingt zuschlagen. Alle anderen sollten sich vor Augen halten, dass der hier präsentierte Humor nicht ganz zeitlos und durchaus gewöhnungsbedürftig ist. Das Mediabook ist aber über jeden Zweifel erhaben.