Neulich haben wir Euch mit Der Schwanz des Skorpions, der sich ebenfalls im vorliegenden Mediabook befindet, einen Giallo aus der Blütezeit des Genres vorgestellt. Diesmal kümmern wir uns um den anderen Film dieser Double-Feature-Veröffentlichung, der zu einem Zeitpunkt entstand, als der Schlitzerfilm bereits auf dem Zahnfleisch kroch und – abgesehen von wenigen Werken aus der Hand von Dario Argento – bestenfalls noch Mittelmaß entstand (wobei auch Argento wenige Jahre später ebenfalls sein Mojo verlor). Ob Night Ripper – Das Monster von Florenz, der auf einer tatsächlich geschehenen Mordserie basiert, ein letztes, großes Highlight des Genres wurde oder doch nur Ware, die damals zurecht im Videothekensumpf unterging, haben wir nun, dank ILLUSIONS UNLTD. FILMS, einmal überprüft.
Originaltitel: Il mostro di Firenze
Regie: Cesare Ferrario
Darsteller: Leonard Mann, Bettina Giovannini, Gabriele Tinti, Francesca Muzio, Federico Pacifici
Artikel von Christian Jürs
Zwischen 1968 und 1985 kam es in der Provinz Florenz zu acht Doppelmorden an Pärchen, die sich zu einem Schäferstündchen in die sommerlichen, nächtlichen Parks oder auf die Rückbank ihres Autos zurückzogen. Die Opfer wurden meist erschossen, den weiblichen Getöteten anschließend die Geschlechtsorgane verstümmelt. Gemeinsam hatten die Taten, dass sie jeweils bei Neumond, also in den dunkelsten Nächten, stattfanden. Als Night Ripper – Das Monster von Florenz ein Produktion ging, waren die Ermittlungen des Falles noch gar nicht abgeschlossen. Somit geriet der Film, insbesondere bei seiner schwammigen Auflösung, teilweise fiktiv. Nicht schlimm, handelt es sich doch um einen Spielfilm und keine Dokumentation. Wenn es dann noch spannend erzählt wird, steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege.
Tatsächlich kann der Giallo gleich in der Eingangssequenz, in der ein Liebespaar bei intimen Spielchen im aufgestellten Zelt am Parkrand vom titelgebenden Killer überrascht wird, ordentlich punkten. Entgegen der handelsüblichen Genrewerkzeuge, geht der Täter zunächst aber nicht mit dem Messer seinen Taten nach, sondern mit einer Beretta. Erst, als diese leergefeuert ist, wird der blanke Stahl ausgepackt. Hierbei fällt auf, dass der Film, entgegen vieler anderer Genrekollegen, relativ handzahm, aber immerhin atmosphärisch, zu Werke geht. Doch mit der Atmosphäre ist es so eine Sache. Denn nach gelungenem Start setzt der Film nicht etwa den Fokus auf die laufenden Ermittlungen, sondern auf einen Romanautoren (Leonard Mann), der daheim über die Taten, die er in Schriftform zu Papier bringen möchte, nachdenkt. Immer wieder wälzt er seine Unterlagen und blickt nachdenklich in die Ferne, damit der Film in diesem Moment wieder auf die damaligen Morde in Flashbacks zurückgreifen kann. Diese geraten zwar hier und da immer wieder recht stimmig inszeniert, die Tatsache, dass wir aber immer vorab wissen, dass gleich ein Verbrechen geschieht, steigert nicht unbedingt den Nervenkitzel in uns. Wenn dann, dank der Fantasie des Autoren, die Morde auch noch in unterschiedlichen Varianten gezeigt werden, ist es mit der Spannung leider gänzlich dahin. In der zweiten Hälfte wechselt glücklicherweise der Fokus mehr auf den vermeintlichen Killer.
Bei dieser Auflösung hält sich der Film zudem, aus genannten Gründen, ziemlich vage. Vielleicht hätte man mit der Filmproduktion einfach warten sollen, bis der Fall abgeschlossen wurde. Anfang der Neunziger wurde ein unter Tatverdacht stehender Mann zwar vor Gericht schuldig gesprochen, als er in Berufung ging, jedoch flugs wieder freigesprochen. Bis heute ranken sich die Gerüchte, dass in Wirklichkeit nicht ein-, sondern mehrere Täter für die Morde verantwortlich waren. Sexkulte und schwarze Messen werden mit den Taten in Verbindung gebracht.
Doch leider ist von diesen Theorien im fertigen Film nicht viel zu finden. Die Tatsache, dass Regisseur Cesare Ferrario, der hier seinen ersten von insgesamt drei Filmen inszenierte, kein sonderlich guter Handwerker war, ließ Night Ripper – Das Monster von Florenz, nach gelungenem Start, zu einer mäßig aufregenden Mörderhatz geraten. Ferrario ging später als Regisseur ans Theater zurück, wo er scheinbar besser aufgeboben war.
Gegen jeden Zweifel erhaben ist jedoch die Scheibe von filmArt, die ILLUSIONS UNLTD. films uns hier ins Mediabook gepackt hat. Entgegen der alten VHS-Version gibt es den Film nicht nur ungeschnitten, sondern auch wahlweise in der internationalen- oder der kürzeren, italienischen Fassung (beide wahlweise mit deutscher- oder italienischer Tonspur). Bild- und Tonqualität sind gut, als Bonus gibt es diverse Trailer dieses- und artverwandter Filme. Im Inneren des Mediabooks befindet sich ein Booklet, geschrieben von Stefan Kaiser, in dem auf beide enthaltenen Filme eingegangen wird.
Bonusfilm
Als Gesamtfazit der Veröffentlichung kann man sagen, dass sich ein Must-have und eben dieser Film darin befinden. Insgesamt also eine lohnenswerte Anschaffung.