Evil dies tonight! – Wenn wir aus dem Mittelteil der neuen Halloween-Sequels etwas gelernt haben, dann das. Man könnte ein Trinkspiel daraus machen. Jedesmal, wenn einer der Charaktere diesen Satz sagt, wird getrunken. Allerdings müsste man nach halber Laufzeit dann umgehend zum Magenauspumpen in die Klinik. Dort hat es auch Laurie hinverschlagen, die die Ereignisse des 2018er Vorgängers nicht sonderlich gut vertragen hat. Michael aufhalten konnte sie allerdings trotz ihres Einsatzes nicht. Der schleicht weiter durch Haddonfield und richtet ein Blutbad an, welches wir in diesem Franchise so noch nicht gesehen haben – Im Heimkino sogar noch brutaler. UNIVERSAL PICTURES GERMANY veröffentlichen den Film nun nach erfolgreichem Kinoeinsatz im Heimkino. Halloween tötet nun nicht mehr nur im Oktober…
Regie: David Gordon Green
Darsteller: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, James Jude Courtney, Nick Castle, Will Patton
Artikel von Christian Jürs
Wir erinnern uns: Am Ende von Halloween (2018) lockte Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) ihren jetzt-nicht-mehr-Bruder Michael Myers (James Jude Courtney / Nick Castle) im Keller ihres Hauses in eine Falle und setzte den Schuppen in Brand. Zusammen mit ihrer Tochter Karen (Judy Greer) und Enkelin Allyson (Andi Matichak) floh sie im Anschluss mit einer Bauchverletzung vom Tatort. Ende gut, alles gut.
Eben nicht! Die Feuerwehr versaut das Barbecue und rettet den Maskenmann aus den Flammen, nur, um im Anschluss einer nach dem anderen filetiert zu werden. Und während Laurie im Krankenhaus operiert wird, schlendert Michael fröhlich weiter mordend durch die Kleinstadt. Sein Ziel bleibt zunächst rätselhaft.
Doch diesmal wollen die Bewohner von Haddonfield ein weiteres Massaker nicht so ohne weiteres hinnehmen und daher organisiert Tommy Doyle (Anthony Michael Hall) eine Bürgerwehr, die loszieht, dem Grauen ein für allemal ein Ende zu bereiten. Tommy war übrigens der kleine Junge, bei dem Laurie in der Halloweennacht 1978 babysittete. Zu ihm gesellen sich bekannte Gesichter wie der damalige Sheriff Leigh Brackett (Charles Cyphers), Tommys Freundin aus Kindheitstagen Lindsey (Kyle Richards) und die Krankenschwester Marion (Nancy Stephens), die mit Dr. Loomis einst im Auto saß, als Michael aus der Anstalt floh. Sie alle haben nur ein Ziel: Michael zu vernichten…
Ich gebe es zu: Als ich Halloween Kills vor ein paar Monaten im Kino sah, war ich maßlos enttäuscht. Dabei gefiel mir der Vorgängerfilm, der diese alternative Timeline eröffnete, richtig gut – allerdings auch erst bei der Zweitsichtung im Heimkino. Ganz so glimpflich davon kommt dieser Film allerdings nicht. Dabei kann man Regisseur und Co-Autor David Gordon Green handwerklich überhaupt nichts vorwerfen. Atmosphärisch ist der Film erste Sahne und bietet sogar einen neugedrehten Rückblick ins Jahr 1978, der wunderbar gruselig daherkommt und sogar Doktor Loomis gekonnt wieder auf die Leinwand bannt – mit Bodydouble und Maske anstelle von CGI. Die vielen, graphischen Morde sind zudem ein weiteres Schmankerl für Horrorfans und die Tatsache, dass der Film ausschließlich, wie einst Halloween II, in einer Nacht spielt, unterstützt ebenfalls die Gruselatmosphäre. Auch die vielen Rückkehrer aus dem Originalfilm zeugen davon, dass hier mit Liebe zum Detail gearbeitet wurde.
Wenn sich das Drehbuch nur nicht soviele Klöpse erlauben würde. Irgendwie will weder der atmosphärische Rückblick sinnvoll ins Gesamtbild passen, noch die plötzliche Abwendung Michaels von Laurie Strode. Wer hier auf Jamie Lee Curtis in einer tragenden Rolle gehofft hat, der wird bitter enttäuscht werden, denn außer im Krankenbett liegen, macht die gute Jamie Lee Curtis diesmal nicht viel. Dass man den im Vorgängerfilm verstorbenen Officer Hawkins (Will Patton) zurück ins Leben geholt hat, sei den Machern verziehn. Seine Rolle ist, auch im Rückblick auf Teil 1, sympathisch und vor allem entscheidend für den Fortlauf der Handlung. Nur Handlung gibt es eben nicht viel.
Weiter schlimm ist dies eigentlich nicht. Wir haben hier einen Mittelteilfilm und der bietet immerhin mehr Blutbad, als alle anderen Teile zuvor (die Filme von Rob Zombie klammer ich dabei aus). Trotzdem ist es auch bei erneutem Anschauen recht ärgerlich, dass sich alle – wirklich alle Figuren, wie komplette Vollidioten verhalten, die im entscheidenden Moment nichtmal aus einem Meter Entfernung mit der Pistole treffen können oder dann, wenn sie Michael wehrlos am Boden liegen haben, sich deppenhaft abwenden, um ihn im Anschluss in Seelenruhe aufstehen zu lassen, damit sie alle von ihm in handliche Häppchen zerlegt werden können. Seine neue Motivation, das alte Elternhaus aufzusuchen, ist auch gehöriger Mumpitz und passt nicht zum Vorgängerfilm, in dem er hierfür völlig unnötige Umwege beschreitet.
Wenn man diese Mankos allerdings verdaut hat, kann man sich an einem Michael Myers im Rage Modus erfreuen, der alles und jeden aus dem Weg räumt. Kein anderer Teil aus der Reihe (inklusive der Rob Zombie Debakel) kann dermaßen viele Kills verbuchen. Respekt dafür. Letztlich ist und bleibt es Geschmackssache. Highlight unter den Darstellern ist übrigens Kyle Richards, die Lindsey schon im Original von John Carpenter, der abermals an der Musik mitkomponierte, spielte. Leider kommt sie viel zu kurz. Die Macher reagierten aber prompt auf den Publikumsliebling und setzen sie, obwohl zunächst nicht geplant, in einem größeren Part im Finalfilm ein.
Wer schon im Kino Freude am Gemetzel verspürte, der wird Luftsprünge machen vor Freude, denn Halloween Kills erhielt nicht nur das rote Qualitätssiegel in unzensierter Form, obendrauf gab die FSK auch noch den Extended Cut, der sich wahlweise an Bord befindet, ab 18 Jahren frei. Bei diesem handelt es sich einmal nicht um Etikettenschwindel. Der Film ist tatsächlich noch härter (Stichwort: Augen) und bietet zudem die damals vermisste Einstellung von Laurie Strode aus dem Trailer, die dem eigentlichen Ende zugehörte. Doch aufgrund von falsch erweckten Hoffnungen im Bezug auf den demnächst folgenden Halloween Ends, entschied sich Green, diese Szene wieder zu löschen. Den eigentlichen Film Halloween Kills lässt der Moment aber runder wirken, wie man nun im Extended Cut feststellen darf.
Im Bonusbereich gibt es diverse Featurettes, ein Gag-Reel, in dem die Darstellerinnen „Evil dies tonight“ singen (!) und einen Audiokommentar von David Gordon Green, Jamie Lee Curtis und Judy Greer.
Na dann, Evil dies tonight…not.
Ihr habt noch nicht genug von Michael Myers?
Dann hört doch unseren dreiteiligen Podcast zum Halloween-Franchise (auch auf Spotify erhältlich):
- Welcome to Haddonfield: Die Halloween-Reihe (Teil 1)
- Welcome to Haddonfield: Die Halloween-Reihe (Teil 2)
- Welcome to Haddonfield: Die Halloween-Reihe (Teil 3)
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