Am 11. März 2021, also vor beinahe einem Jahr, verstarb der britische Horrorfilmregisseur Norman J. Warren. – „Wer?“ wird der ein- oder andere, vermutlich sogar die meisten von Euch, nun zu Recht fragen. Ich gebe zu, ich musste selbst nachschlagen im neuen Buch aus dem Hause CREEPY IMAGES, hatte aber sogleich ein Aha-Erlebnis. Denn auch, wenn mir der Name zunächst nichts sagte, ein paar seiner Filme sind mir wohlbekannt. Über zehn Jahre hinweg arbeiteten zwei Autoren an diesem Schmöker, der nun in englischer Sprache und mit rechlicher Bebilderung aus Warrens Filmographie und Lebenszeit, erschien.

Autoren: Adam Locks und Adrian Smith

Im Verlag von Creepy-Images erschienen

176 Seiten – Limitierte Hardcover Edition

Artikel von Christian Jürs

Vor ein paar Wochen trudelte ein etwas größerer Umschlag unerwarteter Weise bei mir auf dem Postweg ein. Darin enthalten war, neben einer Ausgabe des Creepy Images-Magazins, eben dieses hier nun zu besprechende Buch über den namentlich eher unbekannten, britischen Filmemacher, dessen Filme dem Horrorfan der alten Schule allerdings ein Begriff sein sollten. Der ein- oder andere Fanboy alter Schule dürfte mich für diese Unkenntnis meinerseits steinigen wollen.

Norman J. Warren

Der am 25. Juni 1942 geborene Norman J. Warren war bereits im Kindesalter begeisterter Filmfan. Damit haben wir Zwei etwas gemeinsam (nein, ich wurde nicht in London geboren, ich bin halt nur Zeit meines Lebens schon immer filmbegeistert gewesen). Im Jahr 1960 ergatterte er dann einen Assistentenposten beim Dreh der Peter Sellers Komödie Die Millionärin, an die sich heute kaum noch jemand erinnern kann. Ist aber nicht schlimm, denn der Fuß war in der Tür. Und so folgte eine weitere Anstellung bei der Komödie Der große Knüller, ebenfalls mit Sellers.

Warren inszenierte zwei Kurzfilme und zog damit die Aufmerksamkeit eines Sexkinobesitzers auf sich, der ihn anheuerte, um zwei Erotikfilme zu inszenieren, die beide 1968 das Licht der Welt erblickten. Her Private Hell schaffte den Sprung nicht ins deutsche Kino, Loving Feeling allerdings schon. Der deutsche Verleiher verpasste dem Film den lyrischen Titel Jedem Pferdchen seinen Reiter. Da möchte man glatt anstimmen: „Komm hol das Lasso raus…„.

Glücklich war Norman J. Warren mit diesen Filmen allerdings nicht und lehnte ein weiteres Angebot zur Inszenierung eines weiteren, billigen Sexfilmchens ab. Stattdessen kratzte er alles an Geld zusammen, welches er sammeln konnte und inszenierte seinen ersten Horrorfilm Sklavin des Satans. Dieser beinhaltet selbstverständlich ebenfalls nackte Tatsachen (diese finden sich im Großteil seiner Filme), aber eben auch saftigen Horror. Batmans späterer Butler Michael Gough war hier als Darsteller mit an Bord.

Bis 1987 drehte Warren noch eine Handvoll Horrorfilme, eine Science Fiction Komödie namens Outer Touch und eine Actionkomödie mit dem Titel Kommando Gold Crash. Der populärste Film seiner Karriere wurde wohl der 1981 veröffentlichte Inseminoid, der hierzulande als Samen des Bösen betitelt wurde und beim Großteil der Oldschool-Horrorfans im DVD-Regal zu finden ist. Ich mag den Streifen, in dem ein Alien eine interplanetare Archäologin schwängert, woraufhin diese sich, während ihrer ungewollten Schwangerschaft, in eine reißende Bestie verwandelt. Ein Goldstück von einem B-Horrorfilm.

Ein Goldstück ist auch das vorliegende Buch geworden, bei dem Warren den beiden Autoren Adam Locks und Adrian Smith beratend zur Seite stand. Leider konnte er das fertige Werk nicht mehr in Händen halten.

In diesem finden sich, neben vielen privaten Fotos und Informationen zum Privatleben des freundlichen Filmemachers, vor allem ausführliche Berichte über jeden seiner neun Spielfilme, zu denen es neben ausführlichen Beschreibungen und Fotos, auch Anekdoten vieler Wegbegleiter und Crewmitglieder zu finden gibt. Zum Abschluss kommt noch Filmemacherin Yixi Sun zu Wort, deren Horrorwerk Susu aus dem Jahr 2018 von Norman J. Warren mitproduziert wurde. Es sollte eine seiner letzten Tätigkeit im Bereich Film werden. Außerdem gibt es eine ausführliche Übersicht über seine sämtlichen Filmprojekte, die größer ausfiel, als erwartet. Auch Projekte, die Warren gerne noch realisiert hätte, die jedoch in der Planungsphase stecken blieben, bekamen eine Nennung.

Wunderschön auch das Artwork des Hardcoverbuches, welches an den Film Killing House (Terror) angelehnt ist. Als besonderes Gimmick liegt dem Buch noch eine Pappe mit einer wunderschönen Zeichnung bei, auf der der Meister neben seinen Horrorgestalten zu sehen ist.

Fans des schmuddeligen, britischen Horrorfilms sollten hier zuschlagen.

Auch Zocki, der olle Depp, hat sich das Buch angesehen (gibt ja viele Bilder). Hier sein Video dazu:

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