„Ich dachte, dass ich so etwas nie wieder erleben werde!“ schwärmt der Interviewer beim Gespräch mit Genre-Legende Bruce Campbell im Bonusmaterial. Gemeint hat er damit die gute, alte Videothekenzeit, als man sich als Genrefan aus der Horrorecke ein launiges B-Picture lieh und daheim eine gute Zeit mit seiner Wahl hatte – zumindest dann, wenn die Filmwahl weise ausfiel. Ob die hier vorliegende Horrorkomödie, produziert von und außerdem mit dem Tanz der Teufel-Star, in eben jene Kategorie fällt, dass könnt Ihr nun, nach kurzer Exklusivvermarktung bei Amazon Prime, dank CAPELIGHT PICTURES auch im übrigen Heimkinobereich feststellen.
Originaltitel: Black Friday
Regie: Casey Tebo
Darsteller: Devon Sawa, Ivana Baquero, Ryan Lee, Michael Jai White, Bruce Campbell
Artikel von Christian Jürs
An Feiertagen arbeiten die wahren Helden. Feuerwehrleute, Polizisten, Ärzte… und die Angestellten der Spielzeugmarktkette We Love Toys. So zumindest erklärt Ken (Devon Sawa) seiner Tochter, warum er die Kinder an Thanksgiving bei seiner Ex-Frau und ihrem neuen, verhassten Spießerehemann abgeben muss. Ken hat nämlich eine zehnstündige Black-Friday-Sonderschicht vor sich. Ein kleiner Trost: der Vorstand verspricht seinen Angestellten einen gehörigen Feiertagszuschlag – oder eben auch nicht.
Denn in Wirklichkeit findet bei seinem Arbeitgeber eine Ausbeutung Marke Toys´R´Us statt (die Namensähnlichkeit dürfte kein Zufall sein). Glaubt mir, ich habe vor langer Zeit einmal bei dem ehemaligen Spielzeugriesen gearbeitet – bei Hungerlohn und unzulässig langen Arbeitszeiten ohne Pause – aber das ist eine andere Geschichte. So läuft es dann auch bei We Love Games. Die Zuschläge werden gestrichen und die Pausenzeiten nicht bezahlt – Ausbeutung Marke Großkonzern.
Immerhin darf Ken die Horrorschicht, in der sich die konsumgeilen Kunden auf Schnäppchenjagd standesgemäß wie wilde Tiere verhalten, mit dem sympathischen Chris (Ryan Lee), seiner heimlichen Liebe Marnie (Ivana Baquero) und dem kompetenten Archie (Michael Jai White) verbringen – aber eben auch mit der egoistischen Anita (Celeste Olivia) und dem schmierigen Brian (Stephen Peck), seines Zeichens Sklaventreiber und rechte Hand des Filialleiters Jonathan (Bruce Campbell), der sich einredet, für einen arbeitnehmerfreundlichen Betrieb zu arbeiten – was für ein Holzkopf.
An sich ist der Abend also schon die Hölle, doch es kommt noch schlimmer. Ein kleiner Meteorit schlug nämlich kurz zuvor durch die Decke des Spielzeugladens und brachte eine Der Blob-ähnliche, gallertartige Masse mit sich, die hochaggressiv auf die Kunden losgeht und die Konsumzombies in echte Menschenfresser verwandelt. Wird die Feiertagsschicht der Lage wieder Herr werden oder wird dieser Black Friday zum schwarzen Tag für alle Angestellten?
Verdammt, die Zombies kommen – das war der damalige, deutsche Titel einer der ersten, echten Zombiekomödien – besser bekannt unter dem Originaltitel Return of the living Dead. Damals ein eher seltener Genremix, gibt es diese Art Film heute wie Sand am Meer. Ob Shaun of the Dead, Scouts vs. Zombies, Zombieland oder die viel zu früh eingestellte Kultserie Ash vs. Evil Dead – lustige Zombiegeschichten sind mittlerweile ein weit verbreitetes, eigenes Genre. Vergleicht man diese Filme untereinander, dann hat Black Friday – Überlebenschance stark reduziert! keine Chance auf eine Spitzenplatzierung im Genreolymp. Zu selten zünden die Gags, zu wenig von der Konsumsatire hat das Drehbuch im Gepäck und auch sonst hat man das alles schonmal wesentlich besser gesehen – aber natürlich auch schon wesentlich schlechter.
Auf der Habenseite kann Black Friday – Überlebenschance stark reduziert! aber auch so einiges für sich verbuchen. Da wären die gut aufgelegten Darsteller, allen voran natürlich Bruce Campbell, dessen Filmcharakter mit Kultfigur Ash Williams lediglich die Arbeit im Kaufhaus gemeinsam hat („Sei smart, kauf im S-Mart„). Sein Jonathan ist aber alles andere als ein Held, eher ein piefiger Lohnsklave des Konzerns. Sein Äußeres irritiert mich, schaut er doch aus als habe man John Cleese und Blogger-Kollege Thorsten Dewi aka Wortvogel gemeinsam in Seth Brundles Teleporter gesteckt. So etwa dürfte das Ergebnis ausschauen. Ich hoffe, Herr Dewi möge mir diesen Vergleich verzeihen – und vor allem Mr. Cleese.
Einen guten Eindruck machen auch die anderen Mimen. Egal ob der als Spawn bekannt gewordene Michael Jai White, der sich selbstverständlich nicht kampflos ergibt oder Ryan Lee als schüchterner Chris, der immer noch unter dem Pantoffel seines Vaters steckt. Überrascht war ich, als ich die wundervolle Ivana Baquero erblickte, die einst als kleines Mädchen in Pan´s Labyrinth das Publikum verzauberte und sich seither prächtig entwickelt hat. In der Hauptrolle überzeugt zudem ein total sympathischer Devon Sawa, der in jungen Jahren bekannt wurde dank Genreblockbuster wie Final Destination oder Die Killerhand. Man erkennt ihn zwar ums Verrecken nicht wieder, er macht seine Sache aber gut.
Ebenfalls kann ich vermelden, dass der Großteil der Effekte handgemacht erstellt wurde und aus der Schmiede von Robert Kurtzman stammt, mit dem Campbell schon bei Tanz der Teufel 2 zusammengearbeitet hat. Das Alien-Zombie-Make Up sieht geil aus und am Ende gibt es sogar ein Riesenmonster, dargestellt von einem Schauspieler im Gummikostüm. Yeah!
Wie erwähnt, die Zutaten stimmen, hätten aber ein klein wenig würziger daherkommen dürfen. Immerhin kommt in den kurzen 84 Minuten Gesamtlaufzeit keine Langeweile auf, denn Leerlauf gibt es quasi nicht. Mir lag die Blu-ray Variante vor, die mit einer guten Bildqualität (2,39:1 / 1080p) und gutem Ton (Deutsch / Englisch in DTS-HD Audio Master 5.1) punkten kann. Die Synchronisation ist hervorragend und im Bonusmaterial gibt es ein langes Interview mit Bruce Campbell, ein kurzes Making Of und Trailer. Ein Wendecover ohne FSK-Flatschen gehört bei Capelight Pictures zum guten Ton.
Black Friday – Überlebenschance stark reduziert! ist weder ein Horrormeilenstein, noch wird man sich in zwanzig Jahren an diesen Film erinnern. Trotzdem bietet er solide Genreunterhaltung, in der Herzblut steckt.
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