Das Böse gibt’s hier gleich im Doppelpack! Regisseur Daniel Farrands, Experte für schlechte Horrorfilme mit True Crime Hintergrund, frönt hier weiterhin seiner Leidenschaft, reale Ereignisse des Effektes wegen beliebig zu einem Exploitation-Movie zu vermischen und den Irrsinn der Täter für billigen Horror-Thrill zu benutzen. CAPELIGHT PICTURES bringt die Streifen um Ted Bundy und Aileen Wuornos für schmerzfreie Fans des True Crime Genres nun einzeln oder für ganz Mutige im Doppelpack heraus.
Originaltitel: Ted Bundy: American Boogeyman
Regie: Daniel Farrands
Darsteller: Chad Michael Murray, Holland Roden, Jake Hays, Lin Shaye
Originaltitel: Aileen Wuornos: American Boogeywoman
Regie: Daniel Farrands
Darsteller: Peyton List, Tobin Bell, Lydia Hearst, Swen Temmel, Andrew Biernat, Ashley Atwood
Artikel von Kai Kinnert
Boogeyman:
„Im Jahr 1974 wird Amerika von einem der gefährlichsten Serienmörder der Geschichte terrorisiert: Ted Bundy (Chad Michael Murray). Die unerschrockene Detective Kathleen McChesney (Holland Roden) und der FBI-Profiler Robert Ressler (Jake Hays) setzen alles daran, das Monster zu fassen.“
Boogeywoman:
„USA 1976: Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit verschlägt es die junge Aileen Wuornos (Peyton List) nach Florida, wo sie den vermögenden Witwer Lewis Fell (Tobin Bell) heiratet. Doch als ihre wahren Absichten ans Licht zu kommen drohen, beginnt Aileen, zu töten.“
Boogey Woogie:
Ein Tanz, der in Wahrheit der inoffizielle Tanz zu diesen beiden Filmen ist, genau wie Boogeywoman als das inoffizielle Prequel zu Monster (2003) mit Charlize Theron bezeichnet wird. Das ist natürlich nur launiger Quatsch einer deutschen PR-Abteilung, denn sonst müsste man ja auch jeden anderen Ted Bundy Film als Prequel zu Ted Bundy: No Man of God bezeichnen, einem durchaus sehenswerten Kammerspiel, das leider nicht den ersehnten Abschluss der Ted-Bundy-Verfilmungen darstellte. Wenn es denn jemals etwas sinnvolles über die beiden Killer zu verfilmen gab – es ist erledigt, es wurde alles gesagt, das Thema ist so tot wie die Killer und ihre Opfer.
Doch Daniel Farrands sah das anders und schaffte das Kunststück, mit dem Inhalt seines geknackten Sparschweins und insgesamt 20 Schauspielern zwei Filme zu drehen, beide so hirnverbrannt dämlich, dass man selbst zum Messer greifen möchte. Farrands schert sich einen Dreck um die Opfer und schickt Ted Bundy wie Michael Myers durch die günstig aufgeräumte Kulisse seiner High-School-TV-Produktion, die immer so wirkt, als hätte man den Mist mit ein paar Arri-Leuchten zwischen Tür und Angel in der unmittelbaren Nachbarschaft gedreht. Kostüme, Ausstattung und Schauspiel sind lächerlich, auch wenn das nicht unbedingt der Verdienst der Besetzung, sondern Farrands alleinige Schuld ist. In American Boogeyman geht es nicht um Profiling und spannende Ermittlungsarbeit, sondern nur darum, wie Ted Bundy vor irgendwelchen Fenstern steht und unentdeckt Leute anstarren darf, wie er harmlos-billige Sexträume mit Schaufensterpuppen und Pornoheftchen hat, ab und zu mal jemanden auf den Kopf haut, irgendwann stundenlang hinter einem Bett liegt (eine tolle Szene) und blitzschnell den Schüssen aus einer Polizeipistole ausweichen kann. Detective McChesney steht in dem unsäglich dummen Finale vor Ted Bundy und drückt ab – und der Kerl ist mit einem Wimpernschlag verschwunden! Plötzlich ist er wieder da und McChesney drückt wieder ab – und da ist er schon wieder weg! Einfach nicht zu treffen dieser Super-Killer! Stattdessen wandert er unentdeckt an den Polizisten vorbei ins Freie, blinzelt noch der heißen Milf auf der Straße zu und verschwindet im Dunkel der Nacht. Was für ein Motherfucker! Doch hier ist der Streifen noch nicht zu Ende. Schade.
Diese Low-Budget-Wurst von einem Film zeigt weder einen subtilen Ausflug in Ted Bundys Psyche, noch spannende Ermittlungsarbeiten seitens der Polizei. Farrands schmiert sich hier selbstzweckhaft durchs Horrorgenre, lässt Mädels kreischen und erfindet dabei auch noch gänzlich neue Ereignisse um Ted Bundy herum. American Boogeyman ist wahrlich eine blutarme Angelegenheit und ganz auf Augenhöhe mit Filmen des Regie-Versagers Uwe Boll.
Nachdem der Ausnahmeregisseur Farrands seinen American Boogeyman in drei Tagen abgedreht hatte, also vier Tage früher als geplant fertig war, beschloss er mit dem restlichen Budget (5000 Dollar, einem alten Chevi und einer Handvoll Knöpfe) den nächsten Film zu drehen. Nun aber über Aileen Wuornos. Das Drehbuch war schnell geschrieben, die Drehorte schlunzte man sich um die Ecke zusammen, die neue Schauspieltruppe bekam das übrig gebliebene Catering aus dem Ted Bundy Film serviert und schon konnte es mit American Boogeywoman losgehen.
Tja, was soll man sagen? Der Apfel fällt auch hier nicht weit vom filmischen Stamm. Der einzige Lichtblick ist Peyton List als Aileen, die unter dem Wust untalentierter Regiearbeit ab und zu noch schauspielerisches Können aufblitzen lässt, ähnlich wie Lin Shaye als Ted Bundys Mutter in American Boogeyman. Ausstattung, Setting und Kostüm sind auch hier ein Grauen, wobei man sogar Berge an Floridas Küste bewundern darf. Wer schert sich schon um Authentizität? Das belastet nur, hier geht es doch um den Thrill! Aber selbst den gibt es in American Boogeywoman nicht, stattdessen startet der Film mit einer schlechten Verhörsituation und die irre Aileen Wuornos erzählt in Rückblicken, wie sie in Florida für Tod und Verderben sorgte. Auch das stolpert im Sumpf filmischer Unfähigkeiten herum und könnte Karrieren von Schauspielern beenden. Es ist schwer zu sagen, welcher Film hier nun der schlechtere ist, beide kloppen sich darum. Zu erzählen hat American Boogeywoman nichts, zu bieten auch nicht, aber die Schauspieler sind hier einen Tick besser als die Truppe in Boogeyman. Mehr aber auch nicht.
Da kann der PR-Lurch noch so lange keck die Zunge knallen lassen, American Boogeyman und American Boogeywoman sind in Plastik gegossenes filmisches Grauen ohne Sinn und Verstand, ohne Spannung, Blut und Aussage. Nur auf eigene Gefahr!
Wer sich für einen runden Ted Bundy filmt interessiert, sollte einen Blick auf den bereits erwähnten Ted Bundy: No Man of God werfen, ebenfalls bei Capelight Pictures erschienen.
Das Bild der vorliegenden Doppel-Blu-ray ist gut, sauber und satt, der Ton ebenso. Ein Wendecover ohne FSK-Logo ist vorhanden.
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