Wenn der Regen zu fallen beginnt, bleibt Euch statt Sonnenbaden ja noch immer ein Tag vor der Glotze. Vor geraumer Zeit stellten wir Euch die Veröffentlichung von CMV LASERVISION vor. Heute folgt ein Update, denn aus dem Hause DIGIDREAMS STUDIOS folgte nun eine Neuauflage, die zusätzlich noch die SchleFaZ-Variante mit an Bord hat. Diese hebt den Partyspaß des 80er Retroknallers nochmals enorm. Doch egal in welcher Variante, Voyage of the Rock Aliens versüßt Euch nicht nur die verregneten Tage, vorrausgesetzt, Ihr steht auf die Zeit, als Musikvideos nur bei Formal Eins oder Ronnys Pop Show liefen, Sexualkunde durch Doktor Sommer erteilt wurde und Dienstags um 21.45 Uhr der Videorecorder im ARD die neuesten Abenteuer von Crockett und Tubbs aufzeichnete.
Regie: James Fargo
Darsteller: Pia Zadora, Craig Sheffer, Ruth Gordon, Michael Berryman, Tom Nolan, Jermain Jackson
Artikel von Holger Braasch / Update von Christian Jürs
Generationen-Treffen in den bunten 80er-Jahren, wo gerade die 50er-Jahre ein beliebtes Jahrzehnt waren für Retrospektiven und Hommagen, so wie es heute die 80er-Jahre sind. Da hätten wir z. B. diverse Remakes von Sci-Fi-Filmen, wie Das Ding aus einer anderen Welt, Invasion vom Mars oder Die Fliege. Robert Zemeckis ließ seinen Helden Marty McFly eine Zeitreise ins Jahr 1955 unternehmen. Und wer erinnert sich noch an die Fifties-Medleys, die Ende der 80er sogar die Charts eroberten? Da war es nur folgerichtig, dass eine ausgeflippte Pop-Band aus dem Weltall mal mit ihrem Retro-UFO vorbeischaut und sich ein heißes Duell mit ein paar Old School Rock’n Roll-Jüngern liefert, die mit dem neumodischen (80er-)Sound so gar nichts anfangen können (jedenfalls zunächst nicht). So gibt es dann auch tatsächlich ein musikalisches Duell, wo sich beide Bands mit ihrem Sound abwechseln und zwar in einem Song. Das ist wirklich cool eingespielt und elegant choreografiert. Willkommen im MTV-Zeitalter! Doch bevor der Film so richtig anfängt, gibt es erst mal das Musikvideo zur damals aktuellen 84er Hit-Single When the Rain Begins to Fall zu sehen, wo Hauptdarstellerin Pia Zadora an der Seite von Jermaine Jackson singt. Letzterer hat sich offenbar von seinem Bruder Michael Jackson inspirieren lassen und baute noch eine Action-Prügelei ein, um dem Clip einen Kurzfilm-Charakter à la Thriller zu verleihen. Doch Pia braust dann doch lieber mit dem Rivalen in den Sonnenuntergang – das wäre dem anderen nicht passiert!
Ein gitarrenförmiges(!) Raumschiff gleitet durch den Weltraum. Gesteuert wird es von einem Roboter, der für eine außerirdische Pop-Band im All nach geeigneten Locations suchen soll. Als er die Erde aufs Radar bekommt, holt er sofort die miniaturisierte(!!) Crew aus dem Kühlschrank(!!!) und schrumpft sie wieder auf ihre natürliche Größe zurück. Die Außerirdischen hören auf die einfallsreich erdachten Namen ABCD (Tom Nolan), FGHI (Jeffrey Casey), JKLM (Gregory Bond), NOPQR (Craig Quiter) und STUVWXYZ (Patrick Byrnes), tragen pinke Anzüge, sind ein bißchen überdreht, sehen aber aus wie ganz normale Menschen. Währenddessen auf der Erde: Die Nachwuchs-Sängerin Dee Dee (Pia Zadora) träumt von einer eigenen Gesangskarriere. Ihr Macker Frankie (Craig Sheffer) hält davon leider nicht viel und sieht sie lieber als Sängerin in seiner Old School Rockband. Doch dann landen die besagten Pop-Aliens mit ihrem UFO in der Kleinstadt und wecken das verschlafene Nest aus seinem Fifties-Blues. Dee Dee ist richtig angetan von den schrägen Aliens und bekommt sogar die Gelegenheit ihre Gesangskünste für deren Band zur Verfügung zu stellen. Dies sieht Frankie natürlich gar nicht gerne. Auf einer Schulfeier sollen beide Bands gegeneinander antreten, doch Frankie versucht die Aktion zu verhindern. Kann doch nicht sein, dass er sich von fünf dahergeflogenen Poppern an die Wand spielen lassen muss, oder? Doch mit jeder Aktion macht sich Frankie immer unbeliebter, während die fünf feschen Strahlemänner aus dem All bald zur Sensation des Jahres gekürt werden.
Doch bald macht sich Angst breit, denn die beiden Serienkiller „Der Schnaufer” (Wallace Merck) und „Sägen-Sam” (Michael Berryman) konnten aus der örtlichen Irrenanstalt fliehen und mischen sich unter das Party-Volk. Als auch noch ein riesiges Tentakelmonster aus dem vergifteten See entsteigt, ist das Chaos perfekt und Frankie sieht seine große Stunde gekommen, um den smarten Helden zu geben. Doch die fünf coolen Typen vom anderen Stern haben da noch ganz andere Möglichkeiten, um mit solchen Situationen fertig zu werden. Trotzdem muss Dee Dee bald erkennen, dass ihr das Leben auf der Erde viel wichtiger ist, als eine Karriere in einer fernen Galaxie. Und so fesch sind die Jungs aus dem All dann auch wieder nicht, denn auf deren Planeten gibt es keine richtigen Emotionen – weder Liebe, noch Leidenschaft. Und wenn doch, muss man sich umgehend einer Art Gehirnwäsche unterziehen. Jetzt mal ehrlich, Jungs – wo bleibt da der Spaß? Währenddessen dämmert auch Frankie, dass er sich mit seiner Arschloch-Tour selbst ins Abseits geschossen hat. Also Zeit für einen Sinneswandel und die Erkenntnis, das nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
„Where will we be in the 21st century?“ 20 Jahre nach der Jahrtausendwende ist doch eigentlich ein guter Zeitpunkt, sich diese Frage mal wieder zu stellen – und sich einen 80er-Streifen wie Voyage Of The Rock Aliens reinzuziehen. Das ist die Leichtigkeit und Unbekümmertheit, die heutzutage viele schmerzlich vermissen. Gewisse Ähnlichkeiten mit Dr. Who und Per Anhalter durch die Galaxis sind bestimmt kein Zufall. So landen die Aliens mit einem als Telefonzelle getarnten Raumgleiter auf der Erde und der Roboter, der sich fortan als Hydrant tarnen muss, erinnert durchaus etwas an MARVIN. Nebenbei wird auch der in Mode gekommene Slasher-Film ein bisschen parodiert, wenn die zwei Maniacs aus der Klapse ausbrechen und zusammen auf Mordtour gehen wollen. Doch irgendwie klappt es nicht so mit dem Abschlachten. Der „Schnaufer“ muss nämlich seine komplette Herz-Lungen-Maschine mitschleppen, was das Schlitzen doch arg erschwert. Und „Sägen-Sam“ schnappt sich eine Kettensäge, die im entscheidenden Moment ihren Geist aufgibt. Zufällig hat das Mädel, das er gerade zersägen wollte mal an einem Autoschrauber-Kurs teilgenommen und bietet Sam ihre Hilfe an. Da staunt Sam nicht schlecht und verknallt sich glatt in das taffe Mädel, während er ihr dabei zuschaut, wie sie seine Säge wieder flott macht. Michael Berryman nimmt hier sein Schurken-Image herrlich auf die Schippe, was ihm sichtlich Spaß macht. Und dann gilt es noch die riesige Gummikrake unschädlich zu machen, die aus dem verseuchten See gekrochen kommt. Voyage Of The Rock Aliens wirkt gewissermaßen wie ein jugendfreier Troma-Film, nur auf deutlich höherem Produktionsniveau.
In einer Nebenrolle als Dorf-Sheriff ist Hollywood-Urgestein Ruth Gordon zu sehen, die in Hal Ashbys Kultklassiker Harold And Maude (1971) ein fabelhaftes Comeback feierte und zuvor schon mit Regisseur James Fargo gedreht hatte. Der Film heißt Der Mann aus San Fernando und wo wir gerade bei Clint Eastwood-Filmen sind – James Fargo drehte auch Der Unerbittliche, den dritten Film der legendären Dirty Harry-Reihe. Fargo ließ es sich nicht nehmen, eine ironische Anspielung in Voyage Of The Rock Aliens einzubauen. So hat Ruth Gordon in ihrem Sheriff-Büro ein Foto von Clint Eastwood (als Harry Callahan) auf dem Schreibtisch stehen, welches sie in einer Szene herzhaft abknutscht.
In der Rolle des Bandleaders Frankie glänzt Craig Sheffer in seiner ersten Filmrolle. Horror-Fans dürfte er aus Cabal – Die Brut der Nacht (1990) bekannt sein, in dem er die Hauptfigur Aaron Boone spielte. Sheffer spielte auch die Hauptrolle in Aus der Mitte entspringt ein Fluß (1992), an der Seite von Brad Pitt.
links Auflage 2013 – rechts 2020
Pia Zadora kam schon im zarten Alter von 7 Jahren mit dem Showgeschäft in Berührung. Nach einigen Auftritten am Broadway bekam sie in dem B-Film Santa Claus Conquers the Martians (1964) ihre erste Filmrolle. Eine deutsche Veröffentlichung gibt es von diesem Streifen bislang noch nicht. Ihre bekannteste Filmrolle dürfte wohl die in Karriere durch alle Betten (1983) sein, der seinerzeit gleich in 6 Kategorien als schlechtester Film des Jahres abgestraft wurde und damit lange den Rekord hielt, bis Paul Verhoeven mit Showgirls (1995) noch eine goldene Himbeere mehr für sich verbuchen konnte (die er sich dann auch persönlich abholte). Ihre letzte Filmrolle gab Pia Zadora in Die nackte Kanone 33 1/3 (1994) für den sie auch einen Song beisteuerte. Danach zog sie sich für eine Weile aus dem Showgeschäft zurück und konnte 2011 ihr musikalisches Comeback feiern.
Invasion Of The Rock Aliens bekam schon 2013 eine Auswertung auf Blu-ray, allerdings entsprach die Bildqualität noch eher dem DVD-Standard. Mitte Mai brachte cmv-Laservision ihn erstmalig in echtem HD (laut Coverangabe) heraus. Mir lag nur die neu gemasterte DVD vor. Legt man diese ein, wird man mit dem Platinum Cult-Edition-Menü von DigiDreams begrüßt. Gegenüber den vorigen Veröffentlichungen stellt diese Neuauflage durchaus eine Verbesserung dar, allerdings sollte man auch nicht zuviel erwarten. Das Bild ist recht sauber und insgesamt etwas klarer, als bei den vorigen Veröffentlichungen. Wer die unmaskierte 4:3-Fassung vorzieht, braucht jedoch weiterhin die älteren Veröffentlichungen auf Blu-ray und DVD und muss in Punkto Schärfe etwas Abstriche machen. Zum Vergleich lag mir die Doppel-DVD von VZM vor, die 2013 erschienen ist. Die Vollbild-Fassung zeigt oben und unten deutlich mehr, dafür fehlt aber an den Seiten ein bisschen. Für die 16:9-Fassung wurde damals einfach die 4:3-Fassung als Vorlage genommen und oben und unten beschnitten, was natürlich nicht gerade der Bringer ist. Die neu remasterte 16:9-Fassung zeigt nun an allen Ecken mehr Bildinformationen, auch wurde der Bildausschnitt so angepasst, dass keine Köpfe abgeschnitten werden u. Ä., wie es bei der alten 16:9-Fassung der Fall war. Bei der Farbgebung hat die neu remasterte Veröffentlichung einen leichten Gelbstich, während die alten Veröffentlichungen wiederum einen leichten Blaustich haben. Der Ton ist u.a. im guten alten Stereo-Sound zu hören, der offenbar nicht mit irgendwelchen Filtern „aufgepeppt“ wurde. So steht dem Retro-Feeling nichts im Wege. Bei den Extras hat sich hingegen nicht viel geändert. Das deutsche und englische Presseheft war wohl bei früheren Veröffentlichungen nicht dabei. Außerdem gibt es noch einen vorher-/nachher-Vergleich zur Restaurierung. Das auf dem Cover angegebene Musikvideo „When The Rain Begins To Fall“ ist leider nicht in den Extras enthalten. Nun ja, dafür ist es im Film enthalten, so ganz falsch ist die Angabe dann auch nicht.
Update zur neuen 3-Disc-Variante:
Fans der erfolgreichen Tele5 Show SchleFaZ, in der Oliver Kalkofe und Peter Rütten schundige Scheißfilme sarkastisch kommentieren, dürfen ein Fass aufmachen, denn erneut gibt es aus dem Hause DigiDreams eine limitierte Veröffentlichung eines Trashfilms mit SchleFaZ-Fassung im Handgepäck. Doch auch Freunde „normaler“ Filmversionen komme hier auf ihre Kosten. Die zur cmv-Variante inhaltsgleiche Blu-ray und DVD-Versionen (im 1,78:1 Format) sind ebenfalls mit an Bord. Wie einst mit haufenweise Bonusmaterial (Restaurationsvergleich / Bildergalerien / Trailer etc) ausgestattet und mit englischer- und deutscher Sprachausgabe im Gepäck. Letztere gibt es gleich in mehreren Varianten. Von VHS-Ton, zu Stereo, 5.1 Upmix, gefiltert, ungefiltert, Menthol und Ultra light ist alles vorhanden. Hauptkaufgrund dieser Auflage ist aber natürlich die DVD mit der SchleFaZ Variante, die ebenfalls über eine gute Bild- und Tonqualität verfügt. Da auch hier auf den Hauptscheiben das versprochene Musikvideo zu „When The Rain Begins To Fall“ fehlt, könnt Ihr diesmal stattdessen die wesentlich geilere Variante „When The Schle Begins To Faz“ in Musikvideoform genießen. Zahlreiche weitere Bonis, wie Bildergalerien, Outtakes und das Rezept zum passenden Cocktail findet Ihr im Bonusbereich. Prost!
Amazon-Links:
Limitierte 3-Disc-Edition (inkl. SchleFaZ)