George A. Romero hat dank seiner „of the Dead„-Filmreihe (zumindest aufgrund der Ur-Trilogie), auf Ewig einen Stein im Brett bei den Horrorfans. Des Meisters Gehversuche außerhalb der schlurfenden, hirnlosen Untoten waren dagegen nur selten von (finanziellem) Erfolg gekrönt. Auch der hier vorliegende Film, der Romeros Einstand bei einem Majorstudio darstellt, floppte an der Kinokasse. KOCH FILMS spendiert dem Streifen trotzdem ein schönes Mediabook mit tonnenweise Bonusmaterial. Grund zum Anlass für uns, den Film auf seine Qualitäten, unabhängig vom Einspielergebnis, zu testen.
Originaltitel: Monkey Shines
Regie: George A. Romero
Darsteller: Jason Beghe, John Pankow, Kate McNeil, Joyce Van Patten, Stanley Tucci, Christine Forrest
Artikel von Christian Jürs
Allan Mann (Jason Beghe) ist ein gesunder, junger Mann. Doch eines Morgens beim Joggen schlägt das Schicksal für den Studenten gnadenlos zu, als er von einem Transporter angefahren wird. Dabei stürzt Allan so unglücklich, dass es dem behandelnden Chirurgen Dr. John Wiseman (Stanley Tucci) nicht gelingt, ihm das Schicksal eines vom Hals abwärts Querschnittsgelähmten zu ersparen.
Zurück daheim, beendet Allans Herzensdame Linda (Janine Turner) kurzerhand die einst glückliche Beziehung und flüchtet sich in die Arme des arroganten Dr. Wiseman. Dafür zieht die, von seiner Mutter (Joyce Van Patten) engagierte, resolute und wenig sympathische Krankenschwester Maryanne Hodges (Christine Forrest), samt nervigem Kanarienvogel, bei dem an den Rollstuhl gefesselten Mann ein. Als Allan seine Situation über den Kopf wächst, unternimmt er einen Selbstmordversuch, den sein bester Freund Geoffrey (John Pankow) jedoch in letzter Sekunde verhindern kann. Der ist widerum Wissenschaftler und arbeitet gerade an einer Versuchsreihe, bei der er Kapuzineräffchen mit Hilfe menschlicher Hirn-DNA intelligenter werden lässt. Geoffrey wendet sich nach dem missglückten Suizid seines Kumpels an die Tiertrainerin Melanie Parker (Kate McNeil), die sich darauf spezialisiert hat, eben jene Affenart zu dressieren, damit sie Querschnittsgelähmten zur Hand gehen können und deren Alltag erleichtern. Geoffrey täuscht bei einem seiner Labortiere den Tod vor und überlässt Melanie den Affen, damit sie diesen für Allan fit machen kann. Aufgrund seines Gehirndopings geht die Schulung des Tieres zügig voran und alsbald kann das kleine Äffchen „Ella“ bei ihrem Patienten einziehen.
Schnell gewöhnen sich das Herrchen und seine tierische Unterstützung aneinander und anfangs harmonieren sie auch ziemlich gut. Ella entpuppt sich als eine wahre Stütze für den Mann im Rollstuhl. Doch nach und nach zeichnet sich ab, dass das Äffchen, aufgrund der Sonderbehandlung im Labor, Einfluss nehmen kann auf Allans Gedanken und Emotionen. Zunehmend reagiert er aggressiv seinen Mitmenschen gegenüber, was Ella genauestens beobachtet. Es dauert nicht lange und es gibt ein erstes Opfer: der Nymphensittich, der Allan von Anfang an ein Dorn im Auge war, stirbt. Dies treibt Schwester Hodges verständlicherweise zur Weißglut. Sie erkennt als Einzige, dass Ella der Ursprung des Bösen ist, doch niemand will ihr glauben. Zwar bessert sich Allans Verhalten in Gegenwart von Melanie Parker und er flirtet sogar mit der Tiertrainerin, es soll jedoch nicht bei einem Opfer bleiben. Schon bald gibt es das erste menschliche Todesopfer in Allans Umfeld…
Unglaublich realistisch gelangen George A. Romero damals die Aufnahmen des tobenden Affen, die als eine Mischung aus dressierten Tieraufnahmen und den Effekten von Spezialisten wie Tom Savini und Greg Nicotero, eine perfekte und erschreckende Illusion ergeben. Damit das Publikum nicht gleich „Tierquälerei“ beim Anblick dieser Szenen brüllt, erklärt eine einleitende Texttafel, dass alle Aufnahmen mit den echten Tieren ganz harmlos und harmonisch abliefen. Heute würde man zweifelsohne auf CGI-Effekte zurückgreifen, doch damals gab es diese Option schlichtweg nicht.
Aber nicht nur im Effektbereich kann Der Affe im Menschen punkten. Romero gelang zwar kein wirklich gruseliger Horrorfilm und auch in Sachen Atmosphäre bleibt sein Film deutlich hinter dem zwei Jahre zuvor entstandenen Link, der Butler zurück, unterhaltsam ist sein Affentanz jedoch allemal. Dies hat er, neben den Arbeiten der Spezialeffektecrew, vor allem den sympathisch agierenden Schauspielern zu verdanken. Immerhin stand ihm mit Stanley Tucci, der damals noch am Anfang seiner Karriere stand, ein Mime zur Verfügung, der ein paar Jahre später richtig durchstartete. Jason Beghe gelang dies nicht, obwohl er mit seinem Spiel überzeugt, auch wenn sein Querschnittsgelähmter hier- und da ein wenig zu agil für meinen Geschmack agierte. Macht aber nix, dass hier ist nicht Mein linker Fuß, sondern ein Horrorstreifen.
Koch Films setzt mit dieser Veröffentlichung, nachdem sie bereits Zombie aus der Verbannung befreiten, George A. Romero ein kleines Denkmal. Denn neben dem Hauptfilm, der in hervorragender Bild- (1,85:1 / Blu-ray 1080p) und Tonqualität (Deutsch Blu-ray DTS HD Audio Master 5.1 / DVD Dolby Digital 5.1 und Englisch Blu-ray DTS HD Audio Master 2.0 / DVD Dolby Digital 2.0) gibt es auf der Hauptdisc einen Audiokommentar vom Horrormeister selbst, sowie den Trailer in deutscher und englischer Version. Dies wäre noch nichts besonderes, läge nicht noch eine Bonus-Blu-ray bei, die wirklich prall gefüllt ist. Diverse Interviews mit George A. Romero, manche aus der Zeit, als der Film entstand, andere aus der Zeit, als er bereits ein alter Mann mit komischer Riesenbrille war, findet man hier ebenso wie ein alternatives Ende, ein Making Of, geschnittene Szenen, ein Blick hinter die Kulissen und eine Bildergalerie. Insbesondere die wirklich ausführlichen Interviews wissen hier zu gefallen. Wer sich also für den Meister selbst interessiert, der erhält hier eine wahre Fundgrube an Material.
Der Affe im Menschen ist kein Meilenstein des Horrorgenres geworden. Die guten Darsteller und Effekte werten den Film aber deutlich auf, auch nach heutigem Standard. Die Veröffentlichung von Koch Films ist dank guter Qualität und reichhaltigem Bonusmaterial ein Träumchen.
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