Als Filmemacher fängt man meist klein an. Nicht so der Master of Disaster – Roland Emmerich. Der zauberte in den vergangenen Jahrzehnten in Hollywood Zerstörungsorgien auf die Leinwand, die wir, sicher mit dem Popcornbecher auf dem Schoß, genießen durften. Doch bereits seine Abschlussarbeit der Hochschule für Fernsehen und Film protzte, dank erstaunlichem Budget von ca. 1 Mio D-Mark, mit tollen Miniatureffekten, die auch heute überzeugen. Im Rahmen der CLASSIC CULT COLLECTION aus dem Hause DIGIDREAMS, wurde der Film nun nochmals aufgelegt.

Drehbuch & Regie: Roland Emmerich

Darsteller: Richy Müller, Franz Buchrieser, Aviva Joel, Matthias Fuchs, Nikolas Lansky

Artikel von Christian Jürs

Alles beginnt mit den schrammeligen Aufnahmen eines landenden Space Shuttles, gepaart mit einer quälend langsamen Einblendung des Jahres, in dem Das Arche Noah Prinzip spielt. Das in weiter Ferne liegende 1997 soll es sein. Nun, heute liegt das Jahr bereits in weiterer Ferne als damals zur Premiere, wenn auch in umgekehrter Richtung. Keine Seltenheit im Science Fiction Kino, denn heute ist Manhattan immer noch keine Gefängnisinsel, unsere Autos fliegen nicht und Menschenfleisch gibt´s höchstens in der Metzgerei von Fa. Tönnies.

Auf der, von den USA und Europa gemeinsam betriebenen, Raumstation Florida Arklab werden Experimente unternommen, die das Wetter nachhaltig beeinflussen sollen. Durch die Bestrahlung einzelner Regionen mit Mikrowellen erhofft man sich, Land wieder fruchtbarer machen zu können und dem Hunger der Welt damit entgegenzuwirken. Der Astronaut Max Marek (Franz Buchrieser) arbeitet seit Stunde Null an dem ambitionierten Projekt und erhält vor Ort Unterstützung von seinem jungen, amerikanischen Kollegen Billy Hayes (Richy Müller). Alles verläuft zunächst planmäßig, bis ihr Vorgesetzter Felix Kronenberg (Matthias Fuchs) von der Bodenstation aus eine kurzfristige, außerplanmäßige Bestrahlung eines Gebietes in Saudi Arabien anordnet. Max hinterfragt zwar den Befehl, bekommt jedoch keine Antwort. Daraufhin zieht er kurzerhand den Stecker, was zu einem, glücklicherweise harmlosen, Reaktorvorfall auf der Raumstation führt.

Somit verhinderte der Astronaut zwar eine Naturkatastrophe in besagtem Gebiet, doch seine Auftraggeber sind wenig begeistert, da dieser Einsatz militärischen Zwecken diesen sollte und somit ein Aufstand in der Region unterbunden werden sollte. Kurzerhand schickt man zur Ablösung von Max und Billy die Astronauten Eva Thompson (Aviva Joel) und Gregor Vandenberg (Nikolas Lansky) zur Florida Arklab. Eva, die eine Beziehung zu Max pflegt, soll positiv auf ihn einwirken, während Gregor jedes Mittel recht ist, um die Arbeit seiner Auftraggeber auszuführen. Bis es dabei zur Eskalation zwischen den beiden Parteien kommt, ist es nur eine Frage der Zeit…

Dass es Roland Emmerich von Anfang an auf die große, internationale Bühne zog, bewies er nicht erst mit seinen hierzulande produzierten Genrefilmen Joey, Hollywood Monster oder Moon 44, die teilweise in den USA und mit entsprechend internationalen Schauspielern entstanden. Bereits sein Filmhochschul-Abschlussfilm Das Arche Noah Prinzip, der sagenhafte 1 Millionen Mark verschlang, zeigt dies überdeutlich. So wanderte ein Großteil des Geldes in aufwändige Miniaturbauten, die auch heute noch, einfach großartig aussehen. Hinzu kommt, dass er seine, eigentlich deutschsprachigen Schauspieler, nachträglich synchronisieren ließ, was dem Film zusätzlich internationalen Flair verlieh. Hierbei griff er u.a. auf den jungen Heiner Lauterbach und auf Klaus Kindler zurück. Letzterer wurde, dank seiner coolen Stimme, legendär als deutsches Organ von Clint Eastwood.

Doch nicht nur Effekte und Stimmen wirken wie eine internationale Kinoproduktion. Der gesamte Look präsentiert sich durchdachter und stylischer, als man es Anfang der Achtziger zumeist aus unseren Breitengraden gewohnt war (Wolfgang Petersen, der zu dieser Zeit Die unendliche Geschichte schuf und später ebenfalls in die USA ging, einmal nicht mitgerechnet). Auch beim eigentlichen Setting war man originell. So diente eine geschlossene Waschmaschinenfabrik als Drehort für die enge Raumstation.

Bei den Dialogszenen und Charakterzeichnungen kann Das Arche Noah Prinzip allerdings nicht ganz so gut punkten. Vieles wirkt klischeebeladen und schablonenhaft. Die Spannung oder gar Brisanz, die Situation und Thema mit sich bringen, werden nicht ausgenutzt und auch der Ausgang überrascht leider wenig. Letztlich bleibt immerhin das Erstaunen über die technische Raffinesse dieses Frühwerks Emmerichs beim Zuschauer haften.

Das Bild der mir vorliegenden Blu-ray ist scharf und nur gelegentlich taucht ein wenig Filmkorn oder Verschmutzung des Ausgangsmaterials auf. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch, sowohl im 5.1 Upmix, 2.0 Downmix und der original Stereospur vor. Entgegen meinem inneren Monk gefällt mir hier sogar der Upmix richtig gut. Im Bonusbereich gibt es Trailer, diverse Bildergalerien, einen Audiokommentar von Filmkomponist Hubert Bartholomae, den Soundtrack und die kürzere, englische VHS-Fassung im Original ohne Untertitel. Beim Hauptfilm kann man hingegen wahlweise deutsche und englische Untertitel zuschalten. Ein Wendecover ohne FSK-Logo gibt es ebenfalls.

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