Gute romantische Komödien sind rar geworden und einst für das Genre essenzielle Gesichter wie Jennifer Aniston oder Katherine Heigl haben sich mittlerweile von den seichten Love-Storys verabschiedet. Nicht so Superstar Jennifer Lopez, denn die mittlerweile 52-jährige inszeniert sich immer noch gerne als strahlende Schönheit für die jüngere Generation, sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand. Mit MARRY ME – VERHEIRATET AUF DEN ERSTEN BLICK (2022) versuchte sich der Latino-Popstar erneut am Herzkino, dieses Mal an der Seite von Grinsebacke Owen Wilson. Ob der Versuch geglückt ist, erfahrt ihr in unserer Kritik, denn der Film ist mittlerweile über Universal Pictures Home Entertainment im Heimkino erschienen.

Originaltitel: Marry Me

Drehbuch: John Rogers, Tami Sagher, Harper Dill

Regie: Kat Coiro

Darsteller: Jennifer Lopez, Owen Wilson, John Bradley, Maluma, Chloe Coleman, Sarah Silverman, Michelle Buteau…

Artikel von Christopher Feldmann

Jennifer Lopez ist seit jeher ein Liebling der Klatschpresse. Denn nicht nur die musikalischen Erfolge der Schauspielerin und Sängerin puerto-ricanischer Herkunft sorgten für Aufsehen, sondern auch ihr Liebesleben. Nach zwei gescheiterten Ehen führte der Popstar eine turbulente Beziehung mit Hollywood-Star Ben Affleck, die daraus resultierende Verlobung wurde allerdings aufgelöst und Lopez heiratete wenig später Sänger Marc Anthony. Auch diese Ehe, aus der zwei Kinder entsprangen, ging in die Brüche und nach mehreren Beziehungen, u.a. mit einem ihrer Background-Tänzer und dem Rapper Drake, legte die 52-jährige ein „Bennifer“-Revival und teilt sich wieder mit dem Oscar-Preisträger das Bett. Begleitet von ständiger Presse und mehreren internationalen Top-Hits, versuchte sich die Latino-Schönheit auch immer wieder als Schauspielerin, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Zuletzt konnte J.Lo im wirklich sehenswerten HUSTLERS (2019) überzeugen, im Gegensatz zu dem scharfzüngigen Striptease/Heist-Drama ist MARRY ME – VERHEIRATET AUF DEN ERSTEN BLICK (2022) aber in wieder deutlich klassischeren Gefilden angesiedelt. Die, auf einer Graphic Novel basierende, romantische Komödie stellt dabei aber auch einen kleinen Seitenhieb gegen Social-Media dar und erzählt vom gläsernen Leben eines Superstars. Trotz guter Ansätze, ist das Ganze am Ende aber doch nur mittelprächtiges Schnulzenkino mit einer mehr als dämlichen Prämisse.

Handlung:

Kat Valdez (Jennifer Lopez) ist eine Hälfte des heißesten Power-Promi-Paares der Welt. Zusammen mit Bastian (Maluma) bildet sie ein Duo, das gerade seine neue Hit-Single „Marry Me“ veröffentlicht hat. Der Song klettert die Charts immer weiter hinauf. Gleichzeitig plant das Paar vor versammelten Publikum in einer öffentlichen Zeremonie zu heiraten, die auf mehreren Plattformen gleichzeitig gestreamt werden soll. Währenddessen wurde der geschiedene Mathematiklehrer Charlie Gilbert (Owen Wilson) von seiner Tochter Lou (Chloe Coleman) und seiner besten Freundin Parker (Sarah Silverman) zum Konzert von Kat und Bastian geschliffen. Als Kat wenige Sekunden vor der Zeremonie erfährt, dass ihr Partner sie mit ihrer Assistentin betrogen hat, steht ihr Leben Kopf. Sie bricht auf der Bühne zusammen und stellt die wahre Liebe infrage. Ihre Blicke treffen sich mit dem eines Fremden aus der Menge. Es ist Charlie! In einem kleinen Moment der Spontanität entscheidet sich Kat, ihn zu heiraten. Was als impulsive Entscheidung beginnt, entwickelt sich zu einer unerwarteten Romanze.

Was macht man nicht alles für seine Liebste? Da der große Teil an Pressemustern, die mir persönlich in die Bude flattern, aus Filmen besteht, die vornehmlich meinen Geschmack und weniger den meiner Freundin treffen, fasste ich mir ein Herz und orderte den hier vorliegenden Film, in der Hoffnung, ihr damit eine kleine Freude zu machen. Immerhin spricht sowohl Cover, als auch der Trailer, für klassisches RomCom-Futter mit zwei verdienten Gesichtern des Unterhaltungskinos. Auch ich kann mich von dieser Art Film gut berieseln lassen aber wenn selbst das angepeilte Zielpublikum (also meine bessere Hälfte) am Ende nur ein zögerliches „naja, war okay“ übrig hat, dann liegt meine Wertung doch etwas darunter, wie im Fall von MARRY ME.

Das größte Problem des Films, ist die erste halbe Stunde, die ich persönlich als ziemlich grauenvoll empfand. J.Lo lässt auch mit 52 Lenzen die sexy Bühnenfee raushängen und setzt sich mit knappen, körperbetonten Outfits in Szene, während sie generischen Plastik-Pop zum Besten gibt. Natürlich, La Lopez sieht immer noch umwerfend gut aus aber verkörpert eine Figur, die eher zu einer End-Zwanzigerin passt, weswegen der ganze Plot um eine öffentliche Hochzeit während eines Konzerts als inszeniertes Schmalzspektakel irgendwie kaum zu ihr passt. Und es ist eben genau diese Prämisse, die vollkommen an den Haaren herbeigezogen wirkt und nur dazu dient, zwei vollkommen unterschiedliche Figuren zusammenzuwerfen, damit sie romantische Gefühle entwickeln können. Dass eine Figur wie Kat Valdez, ein Popstar von internationaler Größe, spontan einen unscheinbaren Mathematiklehrer vor Live-Publikum heiraten würde, erscheint mir doch als relativ absurd. Doch das muss man eben schlucken, um sich auf die restliche Laufzeit einlassen zu können.

Umso überraschter war ich, als ich feststellen musste, dass sich daraus eine unerwartet gemäßigte Romanze entwickelt. Das Drehbuch verzichtet auf klassischen Gross-Out-Humor, plumpe Witze und die fast schon erwartbaren Cringe-Momente. Tatsächlich ist MARRY ME in der zweiten Hälfte eine waschechte Love-Story, deren Kommentar auf Social Media und Selbstvermarktung zwar nie über ein paar Lippenbekenntnisse hinauskommt, aber immerhin genug anstand hat, ihren Protagonisten eine gewisse Würde entgegenzubringen.

Leider steht und fällt ein solcher Film immer mit seinen Hauptdarstellern und deren Leinwandchemie. Und die ist bei Jennifer Lopez und Owen Wilson leider nicht vorhanden. Erstere spielt zwar quasi eine fiktive Version ihrer selbst, schafft es aber nicht ihrer Figur irgendeinen Mehrwert zu verleihen. Bis auf die Erkenntnis, dass das Leben auch schön sein kann, wenn man nicht rund um die Uhr von PR-Beratern und Kameraleuten, die deinen Alltag ins Internet streamen, umgeben ist, bleibt J.Lo erstaunlich blass. Da helfen auch die mit Autotune-Effekt bearbeiteten Dance-Pop-Songs nicht, die die Sängerin natürlich höchstpersönlich beigesteuert hat, um dem Film auch akustisch ihren Stempel aufzudrücken. Allein der titelgegebene Song „Marry Me“ ist unfassbar ätzend, zumindest für meinen Geschmack. Ebenso ätzend ist übrigens Reggaeton-Sänger Maluma, der überhaupt kein schauspielerisches Talent hat und wie ein Latino-Verschnitt Justin Biebers wirkt. Am Ende muss Owen Wilson die Kohlen aus dem Feuer holen, ist der blonde Schauspieler doch stets ein sympathisches Gesicht. Allerdings fällt dieser nicht nur durch seine fehlende Chemie mit Miss Lopez auf, sondern auch durch sein sehr zurückgenommenes Spiel. Ich hatte leider durchweg das Gefühl, Wilson spielt hier lediglich seinen Stiefel runter, mit dem Blick auf den Gehaltsscheck. Die Nebenrollen sind mit Chloe Coleman, John Bradley und Sarah Silverman hingegen recht charmant besetzt.

Inszenatorisch bewegt sich Regisseurin Kat Coiro auf relativ durchschnittlichem Niveau. Natürlich bietet eine RomCom, mit erstaunlich wenig „Com“, nicht unbedingt viel Fläche, um sich visuell auszutoben aber rein auf diese Ebene bezogen, hat MARRY ME erstaunlich wenig memorables zu bieten. Am ehesten stechen noch Lopez‘ Outfits hervor, der Rest sieht eben aus wie typisches Herzkino, für moderates Budget gedreht.

Universal Pictures Home Entertainment hat den Film neben der digitalen Version nun auch als Blu-ray und DVD veröffentlicht. Bild- und Tonqualität des Bläulings sind sehr gut und auch einige Extras haben es an Bord geschafft. U.a. Deleted Scenes, Featurettes, Gag Reel, Making-Of und ein Audiokommentar schmücken die VÖ. Runde Sache.

Fazit:

MARRY ME – VERHEIRATET AUF DEN ERSTEN BLICK (2022) muss man zumindest zu Gute halten, dass es wesentlich schlechter hätte kommen können. Ja, der Plot ist absurd konstruiert, die Musik überhaupt nicht meine Tasse Tee und Jennifer Lopez und Owen Wilson funktionieren als romantisches Pärchen überhaupt nicht. Immerhin versucht der Film aber etwas mehr zu bieten als simplen Schmonz und ist sich darüber hinaus zu schade für schale Gags. Kein Totalausfall aber eben auch nicht der große Wurf.

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