Wer kennt das nicht. Da hat man Sachen, die bleiben einfach liegen. Man kommt einfach nicht dazu, sich darum zu kümmern. So wie mit diesem Film. Sträflich lange lag das formschöne Mediabook des Kultfilms aus dem Hause REX FILM / CARGO RECORDS auf meinem Tisch und grinste mich seit Monaten an. Als ich noch in einer Videothek arbeitete, also vor Ewigkeiten, stand der Film bei uns lange an der Filmtipp-Wand. Man konnte den Streifen damals zwar bedenkenlos an Fans schräger Filme empfehlen, doch selber war ich nie mit diesem Erguss britischen Humors warm geworden. 27 Jahre später bekam das Teil nun endlich eine neue Chance und ich stieß auf einige Details, die mir vorher gar nicht aufgefallen waren. Doch rettet das den Film? Nach einer kurzen Unterbrechung durch Stabsangaben und Inhalt, werden Sie es erfahren. Bleiben Sie dran.   

Regie: Peter Richardson

Darsteller: Lanah Pellay, Jimmy Fagg, Sandra Dorne, Lemmy Kilmister, Robbie Coltrane, Ronald Allen, Paul McCartney, Shane MacGowan

Artikel von Kai Kinnert

Kellner Alex arbeitet im Nobelrestaurant „Bastards“. Doch sein Glück währt nicht lange und er landet auf der Straße.Von allen verlassen scharrt er ein paar Looser-Typen um sich und sie machen sich, bewaffnet mit Pfeil und Bogen, auf zum Bastards. Keiner soll entkommen. Aber jetzt heißt der Laden „Eat the Rich“ und der Name ist Programm. Die Reichen kommen in Scharen und verspeisen nichtsahnend ihresgleichen oder landen gar selbst in der Pfanne. Doch erst als der faschistische Innenminister Nosher Powell das Restaurant betritt, ist das Chaos perfekt.

Die Musik! Eat the Rich hat einen prächtigen Soundtrack. Die Songs von Lemmy / Motörhead sind klasse und halten den Streifen rockig zusammen. Mir war damals gar nicht aufgefallen, wie gut die Songs von Motörhead sind, die Lemmy da in den Film geworfen hatte. Da springt der Funke voll über in diesem wilden, teils anstrengenden Film, der viel über die Musik rettet. Anstrengend deshalb, weil Kellner Alex einem eigentlich auf die Nerven geht. Dazu gesellt sich ein generelles Overacting in diesem Film, fast jeder spielt drüber, und Kellner Alex legt noch eine Schippe oben drauf. Alex ist dann am besten, wenn sich die Inszenierung zurücknimmt und er weniger aufgebracht sein darf, wenn es feinfühliger für die Figur wird und mehr Ruhe ins Szenario einkehrt.

Als der Film erschien, war Margaret Thatcher noch Premierministerin des Vereinigten Königreichs und durch ihre neoliberale Sozialpolitik verantwortlich für eine klaffende Schere zwischen Arm und Reich. Ein gefundenes Fressen für Eat the Rich, der die wohlhabende Oberschicht und ihre Handlanger als dekadent und verkommen inszeniert. Und so versammeln sich die Außenseiter um Kellner Alex und die Wut über eine andauernde, soziale Ungerechtigkeit nimmt ihren Lauf. Man erstürmt das Restaurant, in dem Alex zuvor noch arbeitete, und erledigt die reichen Schmierlappen mit Pfeil und Bogen. Diese Sequenz ist überraschend gut gemacht und so mancher Gast wird während des Essens sauber vom Pfeil getroffen. Panik bricht aus und die neuen Eigentümer des Restaurants schießen sich die Speisekarte für die Neueröffnung zusammen. Die Unterdrückten der Gesellschaft verfüttern fortan die Körper ehemals reicher Menschen an neu nachrückende, gierige Gäste. Das Geld frisst sich selbst auf.

Insgesamt geht es hoch her in Eat the Rich. Schräg, skurril, überspitzt und laut ist der Film geworden, nicht jeder Gag sitzt und so manches ist in seiner Zuspitzung auch anstrengend. Das Genöle von Alex nervt irgendwann, aber da gibt es ja noch eine in Leder gekleidete Terroristen-Gang und einen kampfgeilen Innenminister mit passender Ehefrau. Sozialkritik als Punk, eben ganz und gar britisch zubereitet und als Nummernrevue serviert.

Der Leim in den knarzigen Fugen dieses schlingernden Filmwerks ist und bleibt am Ende die Musik von Motörhead und die Pfeil-und-Bogen Sequenz; beides zusammen rettet dem Film gerade so seinen Arsch, der ansonsten wie eine wilde Aneinanderreihung von Sketchen wirkt. Wahrlich ein Film für Fans mit gutem Musikgeschmack und einem starken Hang zum schrägen Humor.

Das Bild von Blu-ray und DVD ist sauber, satt und klar, der Ton ist gut. Als Extras gibt es Behind the scenes, ein alternatives Ende, das Interview „Lemmy & Wurzel“, die Doku „The Comic Strip“, Trailer Original, den deutschen Trailer und ein 16seitiges Booklet.

Amazon-Links:

Mediabook Cover A

Mediabook Cover B

Prime Video

Zurück zur Startseite