„I was cryin‘ when I met you, Now I′m tryin′ to forget you“ – Als der Schmuserocksong Cryin´ der Kultband Aerosmith anno 1993 auf MTV das erste Mal versendet wurde, war ich gleich hin und weg – auch vom Song. Hauptgrund für meine Begeisterung war allerdings die junge, freche Dame, die darin agierte und die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Es war der Karrieredurchbruch von Alicia Silverstone. Kurz darauf folgten Kinohits wie Clueless – Was sonst! und Eve und der letzte Gentleman, aber auch der Heuler Batman und Robin, in dem sie als backfischiges Batgirl agierte. Im 21. Jahrhundert wurde es ruhiger um den einstigen Star, auch wenn sie weiterhin im Geschäft war. Nun kam mit dem Haihorrorthriller The Requin die Chance auf ein Comeback ins Haus geflattert. Ob der von LEONINE STUDIOS veröffentlichte Film ein Hai-Light in Alicias Karriere wurde, könnt Ihr nun nachlesen.
Originaltitel: The Requin
Drehbuch und Regie: Le-Van Kiet
Darsteller: Alicia Silverstone, James Tupper, Deirdre O’Connell, Danny Chung, Jennifer Mudge
Artikel von Christian Jürs
Regisseur Le-Van Kiet gelang 2019 mit seinem Film Furie, in dem eine Mutter um ihre entführte Tochter kämpft, ein sensationeller Erfolg. Der Film mauserte sich zum bislang erfolgreichsten vietnamesischen Film ever. Kein Wunder, dass Hollywood an dem Regiewunderkind Interesse bekundete und ihm 8,5 Mio Dollar zur Verfügung stellte, um seine Killerhaivision zu verwirklichen. Als Hauptdarsteller wurden die eingangs bereits erwähnte Alicia Silverstone und Seriendarsteller James Tupper, den man u.a. aus Big Little Lies kennt, verpflichtet.
Die Beiden geben das Ehepaar Jaelyn und Kyle, die in einer schweren Krise stecken, seit Jaelyn eine Fehlgeburt erlitt. Um ihre Ehe wieder in die richtige Bahn zu lenken und Jaelyn Ablenkung vom erlittenen, traumatischen Erlebnis zu bieten, bucht Kyle einen Urlaub in Vietnam. Dank der kostengünstigen Nebensaison überrascht er seine Frau mit einer exklusiven, auf Stelzen stehenden Hütte, die einen direkten Zugang zum glasklaren Meer bietet. Doch was paradiesisch anmutet, entwickelt sich eines Nachts zu einem Albtraum.
Ein aufziehender Tropensturm ist der Auslöser. Dieser reißt das Ehepaar zunächst recht unsanft aus dem Schlaf. Ein telefonisches Angebot der Hotelrezeption, im Hauptgebäude zu übernachten, lehnt Kyle jedoch ab – sein erster-, jedoch nicht sein letzter Fehler. Denn kurz darauf reißt der Wind die kleine Hütte aus ihrer Verankerung und zieht diese, mitsamt dem überraschten Ehepaar, hinaus aufs offene Meer. Dort entbrennt ein Kampf um Leben und Tod – und die Haie warten schon…
Zunächst einmal die positive Meldung, dass die mittlerweile zur Mittvierzigerin gereifte Alicia Silverstone in Ehren gealtert ist und natürlich ausschaut wie eh und je. Sie gibt sich auch redlich Mühe, ihrer Filmfigur Leben einzuhauchen. Doch leider hat das Drehbuch über weite Strecken lediglich Kreisch- und Heulszenen für sie im Wechsel für sie zu bieten. Dies ändert sich, aus Gründen, leider erst in den letzten Filmminuten. Mit James Tupper meint es das Drehbuch leider nicht besser. Sobald es ein Fettnäpfchen gibt, in das man hineintreten kann, sein Kyle springt mit Anlauf hinein. Ins sichere Hotel wechseln? Ach, wofür denn? Sein schlimmster Fehler aber ist das Entfachen eines Feuers, damit ein weit am Horizont entferntes Boot eventuell Kenntnis von den Hausbrüchigen nimmt. Blöd nur, dass die Holzhütte auf Feuer entsprechend reagiert. Au weia.
Au weia werden auch die Haihorrorfans sagen, die sehnsüchtig auf das Auftreten ihres Lieblingskillers warten. Mir lag die DVD-Version zur Sichtung vor und da ließ das Biest sich satte 55 Minuten Zeit, bis endlich eine Schwanzflosse am Horizont erschien. In den HD-Versionen wird man, aufgrund des fehlenden PAL-Speedups, sogar ca. 58 Minuten auf Kuno den Killerkarpfen warten müssen – bei nichtmal 90 Minuten Laufzeit.
Wir haben hier also ein sehr schwaches Drehbuch, unterforderte Schauspieler und einen titelgebenden Killer, der lediglich einen Cameo hinlegt. Doch das ist noch nicht das Schlimmste an The Requin – Der Hai. Auf die Effekte kam ich nämlich noch gar nicht zu sprechen. Und da sind die mauen Haieffekte noch das Beste dran. Leider besteht auch die gesamte Kulisse aus einem Effekt, denn Le-Van Kiet inszenierte seinen Schocker nicht etwa daheim in Vietnam oder gar auf hoher See, sondern in den Universal Studios in Orlando. Dies hat zur Folge, dass Ms. Silverstone und Mr. Tupper im glasklaren Wasser des Studiobeckens planschen, während der Hintergrund nicht ohne Grund wie reinkopiert wirkt. Selbiges gilt für die Hütte, die nicht ins Meer, sondern in die Studiobadewanne führt. Dass die Szenen am Strand ebenfalls vor einer Leinwand gefilmt wurden, setzt dem Ganzen die Krone auf. Nein, hier war lediglich ein Second Unit Team vor Ort tätig, wenn überhaupt.
Immerhin sind Bild- und Tonqualität auf dem neuesten Standard. Die Synchronisation ist okay. Als Bonus gibt es lediglich Trailer. Ein Making Of hat sich der Verleiher aus gutem Grund lieber erspart.
The Requin – Der Hai abschließend bewerten möchte ich mit meinen einleitenden Worten: „I was cryin‘ when I met you, Now I′m tryin′ to forget you“ – dem ist nichts hinzuzufügen.
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