Es ist wieder Gurken-Zeit, also der perfekte Anlass über neuesten „Actionkracher“ zu sprechen, mit dem Tiberius Film mal wieder den hiesigen Heimkinomarkt bereichert. Wer bei einem Titel wie THE COMMANDO (2022) sofort an ein spaßiges Ballerfest im Stil des Schwarzenegger-Klassikers aus dem Jahr 1985 denkt, sollte gewarnt sein, denn der neueste Low-Budget-Reißer mit Kampfsportler Michael Jai White und Gesichts-Alien Mickey Rourke ist davon mehrere Galaxien entfernt. Warum? Das erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: The Commando

Drehbuch: Koji Steven Sakai, Asif Akbar

Regie: Asif Akbar

Darsteller: Michael Jai White, Mickey Rourke, Jeff Fahey, Brendan Fehr, John Enos III, Donald Cerrone…

Artikel von Christopher Feldmann

Action geht immer! Das dürften vermutlich nicht wenige Leser bemerkt haben, denn selbst wenn die Chancen auf einen objektiv guten B-Kracher sichtbar gering sind, gibt es gewisse Gesichter im Genre, denen ich trotz mauer Trefferquote immer wieder beiwohne, auch wenn meistens Grütze dabei herauskommt. Eines dieser Gesichter gehört Michael Jai White. Der Schauspieler und Kampfsportler machte zwar mit Auftritten in weniger geglückten Kinoproduktionen wie SPAWN (1997) und UNIVERSAL SOLDIER – DIE RÜCKKEHR (1999) auf sich Aufmerksam, konnte sich aber durch ordentliche B-Klopper wie UNDISPUTED 2 (2006), BLOOD AND BONE (2009) oder FALCON RISING (2014) eine treue Fanbase erarbeiten und auch seine Blaxploitation-Parodie BLACK DYNAMITE (2009) erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Schade, dass sich White in den letzten Jahren vorwiegend mit Rollen in absoluten Wegwerfstreifen über Wasser halten muss und auch THE COMMANDO (2022) bildet da keine Ausnahme.

Handlung:

James (Michael Jai White), Special Agent der Drogenpolizei DEA, erholt sich nach einer missglückten Mission im Kreis seiner Familie. Viel Zeit bleibt ihm nicht, denn der eben aus dem Gefängnis entlassene Johnny (Mickey Rourke) überfällt mit seiner skrupellosen Gang das Haus von James. Mehrere Millionen Dollar hat Johnny dort vor Jahren versteckt. James muss zum Äußersten gehen, um sich und seine Familie zu beschützen.

THE COMMANDO beginnt schon mit einer Actionszene, die dem Zuschauer auf wunderbare Art und Weise vermittelt, um welche Sorte Film es sich hier handelt. Michael Jai White und ein paar Laiendarsteller infiltrieren eine karge Lagerhalle und nehmen ein paar lateinamerikanische Drogengangster hopps, beziehungsweise erschießen diese. Das Ganze ist schon unfassbar schlecht geschnitten, frei von jeglicher Dynamik inszeniert und alle Beteiligten wirken als zählen sie gedanklich bis drei, um endlich um die Ecke laufen zu können. Dazu gibt es CGI-Mündungsfeuer und CGI-Einschüsse, tricktechnisch natürlich auf dem untersten Niveau. Besser kann man einen filmischen Gurkenlaster wie THE COMMANDO nicht einleiten und es soll auch die beste und so ziemlich einzige Actionszene des Films bleiben.

Denn obwohl das Cover einen Actionfilm mit reichlich Schusswaffen-Einsatz suggeriert, handelt es sich eher um einen lahmen Home-Invasion-Thriller, in dem so gut wie nix passiert. Im Kern geht es um eine beträchtliche Summe Geld, die ein paar Unholde in einem Haus versteckt haben, in dem nun unser DEA-Agent James mitsamt Familie lebt. Daraus entspinnt sich ein rund 90-minütiges Fest der Langeweile, das ein paar lausige Gangster zeigt, die größtenteils warten und einen Michael Jai White, der nicht mehr zu tun hat, als die Symptome einer PTBS nachzuspielen. Wer das titelgebende COMMANDO sein soll, erschließt sich mir dabei nicht.

Die Dialoge sind flach und die Regie in Gänze ungelenk und uninspiriert. Es ist schon beeindruckend, wie ein Film so unverblümt auf der Stelle treten kann, um das Hauch von Nichts an Handlung auf Spielfilmlänge zu strecken. Das Finale, in dem man wenigstens ein paar Handkanten erwartet, enttäuscht ebenso auf ganzer Linie und es stellt sich die Frage, warum White solche Filme drehen muss, immerhin hat der B-Recke mehrfach bewiesen, dass er sowohl schauspielerisch als auch in Sachen Action einiges auf dem Kasten hat. Er gibt sich sichtlich Mühe, eine gute Figur abzugeben, jedoch lässt ihn das miese Skript nahezu verhungern. Auch Mickey Rourke, der mittlerweile kaum mehr zu erkennen ist, schlafwandelt förmlich durch das Geschehen und sieht in seinem Harley-Cowboy-Outfit wie ein einziger Unfall aus. Mit Mimik hat es der ehemalige Hollywoodstar auch nicht mehr so wirklich, nuschelt sich die lebende Wachsfigur doch ziemlich einen ab.

Am Ende bleibt nicht viel zu sagen, handelt es sich hier doch um einen bedeutungslosen Film unterster Qualität, der mit seinem Cover lediglich dazu dient, auf den VOD-Plattformen schnell Kasse zu machen. THE COMMANDO ist am Bodensatz des DTV-Sumpfs zu verorten und schickt sich nicht einmal an, irgendeinen Unterhaltungswert zu bieten. Der Film erscheint über Tiberius Film im Heimkino und ist bereits digital erhältlich. Uns stand ein Screener zur Verfügung, Bild- und Tonqualität sind gut.

Fazit:

Wer mal wieder nach absoluter Zeitverschwendung sucht, ist bei THE COMMANDO (2022) genau richtig. Eine absolute Gurke, die weder als Actionfilm, noch als Thriller in irgendeiner Weise etwas taugt. Schade um Michael Jai White, denn der hätte besseres verdient.

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