Achtung, Verwechslungsgefahr! Hier handelt es sich nicht um den deutschen Genrebeitrag gleichen Namens, in dem eine Taxifahrerin von einem Dämon heimgesucht wird, sondern um einen spanischen Folk-Horrorfilm, der eine gänzlich andere Tonart anschlägt. Ruhig, aber mit faszinierenden Bildern ausgestattet, dürfte der Film, den uns SHOCK ENTERTAINMENT in zwei limitierten Editionen präsentiert, am ehesten Freunden von Werken wie „The VVitch“ oder „Midsommar“ gefallen. Wer sich davon angesprochen fühlt, sollte weiterlesen.
Originaltitel: Luz
Drehbuch & Regie: Juan Diego Escobar Alzate
Darsteller: Conrado Osorio, Yuri Vargas, Andrea Esquivel, Jim Muñoz
Artikel von Christian Jürs
Ein Bergdorf, irgendwo im tiefsten Kolumbien. Hier gilt das Wort von El Señor (Conrado Osorio), dessen Frau mit titelgebendem Namen Luz vor geraumer Zeit verstorben ist. Nun lebt er mit seinen drei ausgewachsenen Töchtern allein in einer kleinen Hütte. Doch glücklich ist das Leben dort nicht.
Die drei Mädchen Laila (Andrea Esquivel), Zion (Sharon Guzman) und Uma (Yuri Vargas) vertrauen auf das Wort des strenggläubigen El Señors, ebenso wie die übrigen Dörfler. Der hört laut seiner Aussage das Wort Gottes, der die Wiedergeburt des Heilands in Form eines Jungen angekündigt hat. Kurze Zeit später sitzt ein kleiner, stiller, blonder Junge (Johan Camacho) angekettet vor der Hütte des fanatisch-religiösen Dorfanführers. Er sei die Reinkarnation Jesus Christus und würde die Erlösung bringen. Seine Töchter, sofern man diese als solche bezeichnen kann, bezeichnet er im Dorf als Engel, die unbefleckt bleiben müssen, da sonst der Zorn Gottes über das kleine Volk hereinbrechen würde. Vielleicht sollte ich dies bei meiner Tochter ebenfalls so handhaben…hmmmm.
Als Leila ihrem Vater einen im Wald gefundenen Kassettenrekorder präsentiert, bezeichnet der das Gerät als Teufelszeug und beschlagnahmt es kurzerhand. Er selbst verhält sich allerdings auch wenig christlich, wenn er seine Töchter beim Baden beobachtet oder erst recht, als die leibliche Mutter des gefangenen Jungen auftaucht. El Señor misshandelt und vergewaltigt die Dame daraufhin – natürlich im Namen des Herrn, damit sie Ruhe gibt. Nett von ihm, sich so aufzuopfern.
Ihr seht, der Horror, den Luz – The Flower of Evil versprüht, ist gänzlich menschlicher Natur. El Señor ist ein, im religiösen Wahn gefangener, Mann, der sein ganzes Dorf ins Unglück zieht. Ob es dennoch zur Erlösung kommt, müsst Ihr selbst herausfinden. Dabei solltet Ihr Euch aber bewusst machen, dass Regisseur und Drehbuchautor Juan Diego Escobar Alzate dem Begriff „Langsamkeit“ hier eine neue Dimension verpasst. Wenn man sich darauf einlassen kann (und will), bekommt man ein wunderschön fotographiertes Martyrium geboten, welchem wir aus der Sicht der verunsicherten Schwestern beiwohnen. Gerade dadurch ist die Langsamkeit eine Stärke des Films, dessen Situation für die Frauen von Minute zu Minute auswegsloser zu sein scheint. Als El Señor schließlich mitbekommt, dass sich eine seiner Töchter verliebt hat, eskaliert die Situation vollends.
Wann genau die Geschichte stattfindet, kann man nur schätzen. Zumindest gab es schon Tapes, auf denen Mozart aufgespielt wurde. Dies spielt aber auch gar keine Rolle, lebt das Bergdorf doch fernab der restlichen Zivilisation. Die Location, die für diesen Dreh gewählt wurde, hätte nicht besser sein können. Weitestgehend unberührte Natur mit einem nächtlichen Sternenhimmel, den man so wohl nur selten zu sehen bekommt, sprechen die Sprache der Idylle, die nur ein Mensch zerstören kann.
Luz – The Flower of Evil ist mit Sicherheit kein Film, den ich des Öfteren sichten werde, ich mag´s lieber temporeich. Trotzdem, die Atmosphäre, die in der Natur eingefangen wird, zog auch mich in ihren Bann. Das Schauspiel der Protagonisten ist überzeugend (nicht selten möchte man El Señor am liebsten selbst erlösen!) und immerhin wird in der letzten Viertelstunde plötzlich die Spannungskurve angeschraubt. Für mich ein wenig zu spät, doch das Werk wird seine Liebhaber finden. Wer sich vom Trailer angesprochen fühlt, sollte einen Blick riskieren.
Die Bildqualität (2,35:1 / 1080p) der Blu-ray ist fantastisch. Der Ton (Deutsch & Spanisch DTS-HD Audio Master 5.1) ebenfalls. Die Synchronisation ist gut. Als Bonus gibt es ein ausgiebiges Behind the Scenes, sowie ein Video der Premiere beim Sitges-Festival. Beides ist im Retro-Videokameralook der 90er gehalten. Den Trailer gibt es obendrauf, ebenso wie ein Booklet mit diversen Bildern und Covermotiven. Wer zur Cover B Variante (limitiert auf 333 Stück) greift, bekommt den Soundtrack zusätzlich auf CD. Bei Cover A (limitiert auf 666 Stück) fehlt dieser.
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