Die einen trinken ihren Southern Comfort, ich schaue mir meinen an und stelle ihn danach wieder ins Regal. Verschwendung? Nein, denn ich meine nicht den alkoholischen Fusel, sondern den Survival-Actionstreifen von Männerfilm-Regielegende Walter Hill, der hier einst unter dem Titel „Kommando Bravo“ startete und schließlich in den Videotheken als „Die letzten Amerikaner“ irgendwo in den Untiefen der Regale versteckt sein Dasein fristete. Ein Kassenflop, der mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Diese wurde ihm später von TURBINE MEDIEN zuteil, die den Streifen in drei limitierten Mediabooks veröffentlichten, die mittlerweile alle vergriffen sind. Wer leer ausging, der muss sich nicht grämen, denn jetzt wird eine Blu-ray-Softbox nachgelegt.
Originaltitel: Southern Comfort
Alternativer deutscher Titel: Kommando Bravo
Regie: Walter Hill
Darsteller: Keith Carradine, Powers Boothe, Fred Ward, Lewis Smith, Peter Coyote, Brion James
Artikel von Christian Jürs
Regisseur Walter Hill war mit Filmen wie Driver und The Warriors längst kein unbeschriebenes Blatt im Inszenerien von hartem Actionkino mehr, als ihm 1982 mit Nur 48 Stunden ein riesiger Überraschungshit und zugleich die Gründung eines neuen Genres gelang. Die Buddy-Actionkomödie war geboren und wuchs zu einem riesigen Phänomen an den Kinokassen heran. Doch ehe es soweit war, musste der Regisseur einen herben Rückschlag hinnehmen: Seinen Survivalthriller Die letzten Amerikaner wollte kaum jemand sehen. Hill selbst meint, dass diesen Film wohl niemand geliebt habe. Nun, Liebe ist vielleicht ein bisschen viel, doch gute Unterhaltung wird hier aber auf jeden Fall geboten.
Handlungsschauplatz sind die Sümpfe Louisianas. Dort führt die Nationalgarde eine Routineübung durch, bei der die Soldaten lediglich mit Platzpatronen ausgestattete Waffen am Mann haben. Eine der Truppen, angeführt von Sgt. Crawford Poole (Peter Coyote), verzettelt sich jedoch bei der Wanderung und kommt vom eigentlichen Weg ab. Plötzlich liegt ein Fluss vor ihnen, der laut Karte gar nicht da sein sollte. Nun ist guter Rat teuer und den findet Cpl. Lonnie Reese (Fred Ward) in Form von drei Kanus, die einsam am Ufer stehen. Die Männer entscheiden, dass sie sich zwei der Wassergefährte „ausleihen“ und am anderen Ufer zurücklassen. Keine schlechte Idee, doch als sie gerade die Hälfte des Weges hinter sich gelassen haben, tauchen am Ufer die Besitzer der Beförderungsmittel, einheimische Cajuns, auf. Um diese zu erschrecken, eröffnet der hitzköpfige Soldat Stuckey (Lewis Smith) kurzerhand das Feuer auf die am Ufer wartenden Männer, wohl wissend, dass er lediglich mit Platzpatronen schießt. Die Cajuns fühlen sich verständlicherweise davon bedroht und erwidern seine Tat, allerdings mit scharfer Munition. Dabei kommt einer der Männer der Nationalgarde um – es wird nicht der Letzte gewesen sein. Und so finden sich die Soldaten in einer ungewohnten Situation wieder: sie werden zu Gejagten. Da die Cajuns geübte Jäger und Fallensteller sind, wird die, anfangs noch neunköpfige Truppe der Nationalgarde, nach und nach immer und immer kleiner…
Die letzten Amerikaner ist ein wirklich spannender Film, der Beim Sterben ist Jeder der Erste – Vibes versprüht, nur ohne die Vergewaltigung, dafür mit mehr Action. Ein Rätsel, warum der Film weltweit kaum jemanden in die Kinos zog. Vielleicht war das Marketing einfach mangelhaft? Oder es lag am noch nicht verdauten Vietnamtrauma, welches hier offensichtlich Pate stand? An der Qualität des Filmes kann es eigentlich nicht gelegen haben, denn der zieht die Spannungsschraube schnell so fest, dass man gebannt zuschaut, wer und ggf. wie überhaupt einer der Soldaten zu überlegen vermag. Die Figurenzeichnung ist jedenfalls recht klar und man weiß schnell, wer hier sympathisch rüberkommt und wer die Definition Arschloch verdient hat. Schnell kristallisiert sich heraus, dass Leute wie Stuckey und Reese eher zu den unsympathischen Figuren gehören, während der zur Übung hinzugezogene Bohringenieur Charles Hardin (Powers Boothe) und sein Armeekollege Spencer (Keith Carradine) zur anderen Fraktion gehören. Der Film macht keinen Hehl daraus, für wen das Zuschauerherz zu schlagen hat. Nur, ob ihnen deshalb auch die Flucht gelingt?
Actionfans kommen an diesem Film eigentlich nicht vorbei. Die Bildqualität (1,78:1 / 1080p) ist hervorragend. Der Ton auf Deutsch und Englisch (DTS-HD Audio Master 2.0) ebenfalls gut. Allerdings liegt bei der deutschen Variante ein leichtes Zischen auf den Stimmen, was schlichtweg an der abgenudelten Synchro liegt. Diese wurde, im Vergleich zu den vorherigen Veröffentlichungen, aber deutlich verbessert (restaurierter Original-Monoton). Der Bonusbereich bietet eine Retro-Fassung im unmaskierten 4:3-Format für Leute, die ihren Röhrenfernseher vermissen, ein 45 minütiges Interview mit Walter Hill, sowie den Trailer, auch in der Kommando Bravo Variante. Ein Wendecover ohne FSK-Flatschen ist ebenfalls vorhanden.
Und die Moral von der Geschicht? Klau des anderen Kanu besser nicht. Wer damals zögerte oder zu langsam war, der sollte nun zugreifen und die Softbox-Variante ins Regal stellen. Dieser Oldschool-Actionkracher hätte es verdient.
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