Bislang konnten 4K UHD-Liebhaber die Abenteuer der Classic-Crew rund um Kirk, Pille und Spock nur als Einzeldiscs kaufen. Jetzt hat PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT nachgelegt und alle sechs Leinwandabenteuer der alten Garde in einer Sammelbox veröffentlicht, die sowohl die 4K-Versionen als auch die Blu-ray-Varianten beinhaltet. Darin enthalten ist der erste Abstecher der von Gene Roddenberry erdachten Crew, die in unendliche Weiten aufbrach, in der, vor allem bei den Effekten, beeindruckend restaurierten Version. Ein bombastischer Filmgenuss. Es gibt jedoch auch einen Wehrmutstropfen für beinharte Trekkis.
Originaltitel: Star Trek – The Motion Picture
Regie: Robert Wise
Darsteller: William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan, Persis Khambatta
Artikel von Christian Jürs
79 Episoden – drei Staffeln lang, führte Captain James T. Kirk (William Shatner) das Kommando über die USS Enterprise NCC-1701. Den ersten Pilotfilm, in dem Captain Pike noch das Kommando hatte, lassen wir mal außen vor. Am 3. Juni 1969 sollte das Raumschiff dann zu seinem vorerst letzten, großen Abenteuer in die unendlichen Weiten der Fernsehlandschaft aufbrechen, ehe die Studiokulissen für immer abgebaut wurden. Doch damit war natürlich noch lange nicht Feierabend. Eigentlich als Star Trek: Phase Two, ein neues TV-Serienupdate, geplant, entschied man im Hause Paramount, wohl auch vom Erfolg eines gewissen Star Wars (formally known as Krieg der Sterne) beflügelt, das Budget hochzuschrauben und die Enterprise schließlich doch noch die unendlichen Weiten der Kinosäle erforschen zu lassen.
Dem jüngeren Publikum musste ich noch bei der Erstauflage Entwarnung geben. Nein, das TV-Gerät war nicht defekt. Star Trek – Der Film startete damals halt mit einer knapp zweiminütigen Fanfare im Schwarzbild. Diese Zeiten sind nun allerdings vorbei. In der neuen Version fliegen wir durchs sternenreiche All, während Jerry Goldsmiths bombastischer Score ertönt. Danach erscheint nun das klassische Paramount-Logo, welches zum Produktionsjahr passt, auf dem Bildschirm. Mit der Fanfare wurden die Fans damals auf das kommende, epische Kinoerlebnis eingestimmt. Und episch ist hier im Sinne des Produktionsjahres 1979 gemeint, denn die Effekte, die damals „State-of-the-Art“ waren und in aller Ausgiebigkeit zelebriert werden, wirken heute doch ein wenig antiquiert. Die Modellbauten, die sorgsam ins Bild kopiert wurden, entlarven an ihren Rändern doch sehr deutlich den Spezialeffekt. Also, zumindest bisher. Denn Star Trek: Der Film – The Director´s Edition, wirkt plötzlich so frisch und jung wie nie zuvor. Zwar erkennt man hier und da noch leichte Ränder an den hineinkopierten Raumschiffen, die Effekte sehen aber plötzlich wesentlich beeindruckender, ja, fast zeitgemäß aus. Auch die Farben, die plötzlich auf den Zuschauer einstrahlen, wirken, ebenso wie der Kontrast, kräftig und satt. Zusammen mit der bombastischen Tonspur, die uns Soundeffekte und Soundtrack um die Ohren ballert, ist der Film zu einem Augen- und Ohrenschmaus mutiert. Sogar die alte, deutsche Synchronisation kommt klar, basshaltig und überhapt nicht blechern daher. Jetzt langweilt die orgiastisch gefeierte, überlange Andockszene am Raumschiff auch nicht mehr den Nicht-Fanboy. Stattdessen lehnte ich mich einfach zurück und habe Star Trek: Der Film – The Director´s Edition auf mich einwirken lassen. Doch um was geht´s in dem Film eigentlich?
Nun, eine riesige, blaue Energiewolke ist im All aufgetaucht. Diese vernichtet alles, was sich ihr in den Weg stellt. Einige klingonische Raumschiffe sowie eine Föderationsraumstation fielen der Todeswolke bereits zum Opfer. Versuche, mit der zerstörerischen Kraft in Kontakt zu treten, scheiterten bislang kläglich. Jetzt befindet sich dieser blaue Albtraum auf direktem Wege zur Erde, was schnelles Handeln erfordert, da Millionen von Menschenleben auf dem Spiel stehen.
Das einzige greifbare Raumschiff in näherer Umgebung ist die USS Enterprise NCC-1701, die sich gerade in einer Generalüberholung befindet und eigentlich noch gar nicht startklar wäre. Die Föderation übergibt die Leitung kurzfristig an den mittlerweile zum Admiral beförderten James T. Kirk, der den antierenden Captain Willard Decker (Stephen Collins) kurzerhand seines Amtes enthebt, ihn aber zu Beratungszwecken an Bord behält, was zu verständlichen Spannungen führt. Aus der alten Stammbesetzung befinden sich immer noch Commander Uhura (Nichelle Nichols), Lieutenant Checkov (Walter Koenig), Lt. Commander Zulu (George Takei) und der Ingenieur Scott (James Doohan) an Bord. Letzterer bekommt von seinem neuen, alten Captain ordentlich Druck, die Enterprise schnellstmöglich startklar zu machen. Auf persönlichen Wunsch Kirks wird auch der grantelnde Chefarzt Dr. „Pille“ McCoy (DeForest Kelley) wieder ins Team eingegliedert. Mit der wunderschönen Blankbirne Lieutenant Ilia (Persis Khambatta) gibt es einen Neuzugang als Unterstützung. Warum allerdings weder sie, noch der degradierte Captain Decker, der Ilia einst (und immer noch) sehr nahe stand, kein rotes Shirt trägt, dürfte die alten Serienhasen im Nachhinein eventuell verwundern.
Obwohl die Zeit drängt, benötigt Star Trek: Der Film beinahe die gesamte erste Hälfte seiner Spielzeit, um immer wieder alte- und neue Teammitglieder an Bord begrüßen zu dürfen. Lediglich ein wichtiger Charakter glänzt durch Abwesenheit; eine kurze Sequenz zu Beginn auf dem Planeten Vulkan macht aber schnell klar: auch Spock (Leonard Nimoy) wird zurück an Bord gehen – allerdings bedarf es beinahe eine Stunde Sitzfleisch, ehe der emotional unterkühlte Vulkanier mit teils menschlichen Wurzeln von seinem Captain begrüßt werden kann, was dieser mit der kalten Schulter hinnimmt – typisch Spock halt. Von hier an nimmt die Mission Killerwolke dann aber ordentlich Fahrt auf.
Was wirklich hinter der todbringenden Gefahr steckt, wird hier nicht verraten, immerhin soll es ja noch immer Menschen da draußen geben, die Star Trek: Der Film, egal in welcher Version, noch nicht gesichtet haben. Auch wenn der Film oftmals als langweilig verschrien wird und William Shatner himself nach einem ersten Testscreening überzeugt war, dass diese, hier und da etwas träge erzählte, Geschichte wohl der letzte Ausflug der Enterprise gewesen sein sollte, entwickelte sich Star Trek – Der Film zum Hit und erlangte über die Jahre bei den Fans einen gewissen Kultstatus, auch wenn der Folgefilm deutlich spannender und runder geriet. Egal, spätestens wenn die Enterprise die blaue Energiewolke passiert und ein minutenlanger Blick auf das Innere dieses Wesens gewährt wird, macht sich episches Kinofeeling breit – heute, dank farbenfroher, neuer Effekte noch viel mehr. Und da die abschließende Texttafel suggeriert „Das Abenteuer hat gerade erst begonnen„, wird einem wieder bewusst, wie sehr die (vor allem ersten fünf Filme) inhaltlich zusammenhängen und die Vorfreude auf den ein- oder anderen (gerade nummerierten) Teil keimt im Fanherz auf.
Bestach die erste Blu-ray-Version bereits durch eine strahlend saubere Bildqualität und einen glasklaren Ton in deutscher- und englischer Sprachfassung, hat man hier noch einen Quantensprung hingelegt. Star Trek: Der Film sieht in der „Director´s Edition“ einfach fantastisch aus und ließ mich staunend zurück. Im Bonusbereich befindet sich in der von mir erworbenen, einfachen Variante nochmal deutlich mehr im Vergleich zur ersten Veröffentlichung, weswegen sich dieses nun auf einer weiteren Scheibe befindet. Neben den bereits aus dem Vorgängermodell bekannten Features wie entfernte Szenen, einem Audiokommentar, Storyboards und Trailern, gibt es nun einen weiteren Audiokommentar und eine neu produzierte Featurette namens „A Human Adventure“ mit knapp 50 Minuten Laufzeit. Hier kommen u.a. die Effektespezialisten zu Wort, die den Film überarbeiteten. Entgegen George Lucas, der mit jeder Neuveröffentlichung seiner alten Star Wars-Trilogie die Filme immer mehr vergewaltigte, bewahrten die Macher hier den Geist des Filmes und hübschten die Szenen lediglich, im Sinne des leider vor Jahren verstorbenen Regisseurs Robert Wise (West Side Story / Bis das Blut gefriert). So sieht Spock jetzt auch nicht mehr wie ins Bild kopiert aus, wenn er im Raumanzug durchs All gleitet. Jede Änderung erwies sich als kleiner Gewinn. Außerdem grub man u.a. noch Effekte- und Kostümtests, sowie Deleted Scenes aus, zu denen allerdings Teile der Tonspuren nicht mehr aufzufinden waren.
Wer zur Box mit dem Namen „The Complete Adventure“ greift, bekommt obendrauf noch die Kinofassung spendiert. Das alles wurde in eine Sonderverpackung gesteckt, in der sich zusätzlich noch Poster, Artcards, Stickersheet, ein 16-seitiges Booklet und vier Computer-Aufkleber befinden. Die Extended-TV-Version, die einst auf dem Sender ABC ausgestrahlt wurde, fehlt allerdings hierzulande, was den ein- oder anderen Hardcore-Fan verärgern dürfte. Und genau für diese ist die nicht ganz kostengünstige Box ja gemacht. 4K UHD-Fans können jetzt aber auch einfach zur deutlich kostengünstigeren Sammelbox mit allen sechs Abenteuern der Classic-Crew greifen.
Die anderen Abenteuer der Classic Crew:
Star Trek II: Der Zorn des Khan
Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock
Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart
Star Trek V: Am Rande des Universums
Star Trek VI: Das unentdeckte Land
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