Immer, ja wirklich immer, haben Typen wie Du was auf die Fresse verdient. – Diese weisen Worte der besten Band der Welt nimmt sich Hauptfigur Yoshio Yoshida in der hier vorliegenden Veröffentlichung von BUSCH MEDIA GROUP nicht nur zu Herzen, es ist seine Passion. Denn Yoshio ist Masochist, dessen Lustgewinn prozentual mit den ihm auferlegten Bestrafungen steigt. Zumindest bisher, doch seit seine Lieblingsdomina den Dienst quittierte, vergeht ihm die Lust an den SM-Sessions. Hinzu kommt, dass er seine derzeitige Stammherrin privat kennenlernt und Gefühle, auch außerhalb von Schmerz und Pein, für diese entwickelt.

Regie: Ryûichi Hiroki

Darsteller: Jun Murakami, Nahana, Wyolica, Momoka Ayukawa

Artikel von Christian Jürs

Regisseur Ryūichi Hiroki begann seine Karriere in den frühen Achtzigern mit dem Inszenieren von softerotischen Werken, sogenannten Pinku Eiga-Filmen. Später wandte er sich mehr dem Mainstream zu und damit seinen Filmfiguren. Das Thema Sex beschäftigt ihn allerdings auch heute noch immer mal wieder. In You´ve Got a Friend geht´s dann auch teilweise drastisch zur Sache. Allerdings haben wir hier, auch wenn es immer mal wieder Sexszenen (teilwese härterer Gangart) zu bestaunen gibt, ein gefühlvoll inszeniertes Drama über Selbstfindung und keinen Schmuddelfilm zur Masturbationsvorlage. Das FSK 18-Logo trägt der Film allerdings zu Recht.

You´ve got a Friend springt zu Beginn, zumindest beinahe, an das Ende der Geschichte. Wir sehen einen zitternden Yoshio (Jun Murakami), der nackt, gefesselt und mit Knebel im Mund im Meer verweilt. Eine Stimme aus dem Off erklärt uns, dass es die größte Bestrafung für Masochisten sei, nicht bestraft zu werden.

Dann geht´s in der Zeit zurück. Der junge Mann, der mit seiner depressiven Mutter (Setsuko Karasuma), die seit dem Tod ihres Mannes das Bett nicht mehr verlässt, zusammenwohnt, ist tagsüber ein schüchterner Büroangestellter. Aus seiner Leidenschaft, ein SM-Bordell zu besuchen, macht er vor seinen Arbeitskollegen aber keinen Hehl, was zu Hohn, Spott und Ablehnung ihm gegenüber führt. Nach Feierabend lässt er sich von Herrin Miho (Nahana) bestrafen. Doch die Lust, die er einst, bei seinen ersten Erfahrungen mit Domina Yukiko (Wyolica), verspürte und die ihm einen Rausch multipler Orgasmen bescherte, bleibt mittlerweile aus. Egal wie hart die Bestrafungen auch ausfallen (wir werden Zeuge, wie ihm der Hodensack festgenagelt wird – brrrrrr), er spürt kaum noch sexuelle Erregung.

Eines Abends, kurz nach seinem Besuch im Etablissement, trifft er Miho, die gerade Feierabend macht, auf der Straße. Beide kommen ins Gespräch und verbringen fortan immer wieder Zeit miteinander. Es dauert nicht lange, und sie landen zusammen im Bett – ganz ohne die üblichen Schmerz und Pein. Es scheint, als habe Yoshio einen Reifungsprozess durchgemacht. Miho, die ebenfalls ihres Jobs müde ist, plant derweil, zusammen mit einer Freundin in einem Massagesalon zu arbeiten. Die beiden Erwachsenen Menschen, die einst Kunde und Domina waren, scheinen glücklich miteinander zu sein. Doch dann ertönt aus dem Fahrzeug eines hiesigen Bürgermeisterkandidaten eine Yoshio nur allzusehr vertraute Stimme. Es ist Herrin Yukiko, auf dessen Rückkehr er so sehnlich gewartet hat.

Ich gebe es zu: Seit ich You´ve Got a Friend aus dem Briefkasten fischte, ist einige Zeit ins Land gegangen. Irgendwie verspürte ich auf einen SM-Erotikfilm so gar keine Lust (ist halt nicht my cup of tea). Aber ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss und außerdem war ich der Busch Media Group diese Filmkritik ja auch noch schuldig. Umso überraschter musste ich feststellen, dass es sich hier mitnichten um einen simplen Hau-Mich-Peitsch-Mich-Klemm-Mir-Die-Klöten-Ab-Film handelt. Stattdessen erwartete mich ein erstaunlich sensibel inszeniertes Drama über zwei Menschen, die ihren Platz im Leben suchen und nur mühsam zueinander finden – oder eben auch nicht. Klar, die (soften) Sexszenen sind nicht ohne, aber einen Penis oder eine Vagina gibt´s nicht zu sehen (ein Blur-Effekt verhindert zudem die Sicht auf Yoshios Geschlechtsteil). Darauf kam es Regisseur Ryûichi Hiroki aber auch nicht an. Er filmte zwei Menschen, die gemeinsam einsam durchs Leben gehen in langen, ruhigen Einstellungen. Dabei geht er behutsam und glaubwürdig mit seinen Figuren um. Der Film ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, in diesem Fall war er aber dann doch my cup of tea. Ich hätte das Buch (bzw. die Blu-ray) halt nicht nach dem Cover beurteilen sollen.

You´ve Got a Friend ist kein Film, den ich mir nun häufiger in den Player werfen werde. Bereut habe ich die Sichtung aber auch nicht und gelangweilt schon gar nicht. Ein schöner, kleiner Streifen für Freunde des ruhigen, asiatischen Kinos.

Die Bild- (1,85:1 / 1080p) und Tonqualität (DTS-HD High Resolution Audio 5.1) der mir vorliegenden Blu-ray-Variante sind super. Auf eine Synchronisation wurde allerdings verzichtet, stattdessen ist der Film deutsch untertitelt. Dies störte allerdings nicht, da es You´ve Got a Friend Authentizität verleiht. Als Bonus gibt es lediglich Trailer und ein Wendecover ohne FSK Logo.

Amazon-Links:

Blu-ray

DVD

Prime Video

Zurück zur Startseite