Heute stelle ich Euch den wohl gruseligsten Film des Horrormonats Oktober vor. Also, gruselig im Sinne von gruselig-schlecht. Trotzdem gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung, soviel vorab, denn was wäre das Hurenween-Fest ohne eine echte Trashgranate? Und genau die bekommt Ihr hier von CMV LASERVISION geboten. Nightmare Sisters ist eine echte Spaßbombe, die Oliver Kalkofe und Peter Rütten bislang verschmähten, was zwar ein Jammer ist, doch der Film funktioniert auch ohne Kommentatoren und seltsam-kreiiertes Cocktailgepansche als Partygranate – sofern man mit gleichgesinnten Freunden des Scheißfilms den Abend auf der Couch verbringt. Also Vorhang auf für die Albtraum-Schwestern, deren einzige Waffe nicht nur Sex ist – obwohl… bei näherer Betrachtung ist es sehr wohl der Sex. Viel Spaß bei meinem langjährigen Erfahrungsbericht, bebildert mit nackten Tatsachen.

Regie: David DeCoteau

Darsteller: Linnea Quigley, Brinke Stevens, Michelle Bauer, Richard Gabai, C. Jay Cox

Artikel von Christian Jürs

Fröhlich ist das Studentenleben, besteht es doch, glaubt man dem US-Teeniefilm, aus Parties, Alkohol und natürlich Sex. Diese Regel gilt allerdings nicht für Melody (Linnea Quigley), Marci (Brinke Stevens) und Mickey (Michelle Bauer). Während die Mitbewohnerinnen ihrer Studentenverbindung am Wochenende ausgeflogen sind um es krachen zu lassen, bleiben die drei jungen Damen allein zurück. Schaut man sich die Mädels an, verwundert dies nicht, sind sie doch alles andere als eine Augenweide.

Natürlich, man soll nicht nach Äußerlichkeiten gehen (welcher Teenager würde sowas schon machen…tz tz tz), aber Melodys vorstehendes Gebiss, Marcis zusammengewachsene Augenbrauen und Mickeys Marshmallowmannfigur, sowie das eigentümliche, etwas depperte Gehabe der Mädchen, schreckt auch den letzten, notgeilen Studenten ab. Nun ja, es gibt Ausnahmen, denn da wären noch die Frischlinge Freddy (Marcus Vaughter), Kevin (Richard Gabai) und Duane (William Dristas), die gerade einer in der Nähe befindlichen Studentenverbindung beigetreten sind und auch eher der Außenseiterbrigade zugehörig sind. Die lassen sich, mangels Alternative, auf ein Date mit den Mädchen ein. Frei nach dem Motto: Ugly women got pussy, too.

Beinahe wären die drei Schwerenöter um das Date mit den Schabracken-Sisters drumherum gekommen, da die Verbindungsälteren ihnen den Spaß mit anderen Frauen nicht gönnen und den Jungs für diesen Abend einen Hausarrest auferlegen. Doch die Aussicht auf möglichen Beischlaf lässt Freddy, Duane und Kevin kreativ werden und so stehlen sich die Freunde heimlich aus dem Verbindungshaus. Bei den Mädels angekommen, entpuppt sich das Date dann auch als so langweilig wie erwartet. Annäherungen lassen die prüden Grazien nicht zu und die stimmungsbringendste Idee von Melody ist noch eine Partie Twister. Doch Lust hat niemand so recht darauf. Glücklicherweise hat Marcy einen Einfall, der den Abend um 180 Grad drehen soll – auch wenn dies zunächst nicht den Anschein macht.

Eine Séance wünscht sich das hässliche Entlein und Linnea Quigley sollte ihr eigentlich Einhalt gebieten, machte sie doch erst kurz zuvor in Night of the Demons, der ebenfalls 1988 entstand, schlechte Erfahrungen auf diesem Gebiet. Doch Pustekuchen, sie beschwören die Geister und plötzlich erscheint Omar (Michael Sonye) im Inneren der Glaskugel, die Marcy kurz zuvor auf einem Flohmarkt ergatterte. O-wer? werdet Ihr fragen. Nun, Omar hat der Zuschauer in der von mir bislang noch nicht erwähnten Eingangssequenz kennengelernt. Der war damals (also ca. 20 Filmminuten zuvor) noch Besitzer des runden Kristalls. Beim Versuch, einer gehörnten Ehefrau (Sandy Brooke) Informationen über den Verbleib ihres verschwundenen Ehemannes zu geben, verlor der Gute aber buchstäblich den Kopf, als er beim Blick in die Vergangenheit von einer sexy Dämonin ertappt wurde. Diese verwandelte nicht nur den Ehegatten beim äußerst heißen Blowjob in ein Häufchen Staub, sie greift mit ihren Höllenpatschern auch gleich aus der Glaskugel und entledigt Omar seines Hauptes.

Jetzt verweilt sein Geist in eben dieser, vom Produktionsteam kostengünstig erworbenen, Glaskugel und überredet unsere drei unscheinbaren Studentinnen, doch einmal die Oberfläche dieser zu berühren. Keine gute Idee, denn durch diese unbedachte Handlung übernimmt der Dämon Besitz von ihren Körpern. Das hat zwar als positiven Nebeneffekt, dass die hässlichen Entlein plötzlich zu nackigen, nymphomanen Traumfrauen mutieren, die dabei jedoch dermaßen aufdringlich agieren, dass auch der letzte, sexsüchtige Teenager skeptisch werden müsste.

Und so haben Kevin, Duane und Freddy ihre liebe Not, sich den eindeutigen Avancen der jungen Damen zu erwehren, während die sich die Brüste mit Sprühsahne einreiben, um sich hinterher minutenlang in der Badewanne gegenseitig abzuseifen, während der wohl schlechteste, aber leider Ohrwurm erzeugende, Rocksong Yumpin‘ Yiminy, Suck on My Chimney in voller Länge über die Tonspur gelegt wurde. Immerhin ist die Szene optisch ein Genuss. Als Entschädigung trällert Linnea Quigley später noch ihren eigenen Song Santa Monica Blvd. Boy, der ebenfalls im Kopf bleibt, aber sehr nach Garagenband klingt.

Ob die Damen noch ihre Opfer finden, sei hier nicht verraten, um die atemlose Spannung, die Regisseur David DeCoteau hier zu erzeugen weiss, nicht zu verderben. Der erwieß sich übrigens als Sparfuchs und machte so die Produktion des Films überhaupt erst möglich. Da sein Vorgängermachwerk Beast You! aka Sorority Babes in the Slimeball Bowl-O-Rama günstiger wurde, als gedacht (und sogar ein paar Filmrollen übrig blieben), investierte er die gesparten 40.000 Dollar (!), engagierte seine Hauptdarstellerinnen nochmal für 4 Tage und drehte den ganzen Rotz im von ihm zu der Zeit angemieteten Eigenheim.

Herausgekommen ist ein total grenzdebiler Schabernack in billigster Videooptik, garniert mit Effekten, die die Power Rangers-Kinderserie wie eine Big Budget Produktion aussehen lässt. Das Ganze serviert mit einer Handlung, bei der man im nüchternen Zustand gerne mit Anlauf den Kopf gegen die nächstliegende Wand rammen möchte. Der Film gehört, wie heutzutage die Filme aus der Asylum-Schmiede, zur Kategorie der gewollt trashigen Produktionen. Hier sollte alles Scheiße sein, damit das Publikum unterhalten wird. Selbstgeklöppelte Kostüme, albern gespielte Dialoge und ein politisch unkorrekter Witz. Da schluckt Michelle Bauer auch mal eine ganze Banane am Stück. Eine Frau nach meinem Geschmack.

Normalerweise empfinde ich solche Filme als belanglos bis langweilig und goutiere lieber Trashproduktionen, bei denen man aus absoluter Ahnungslosigkeit den Karren mit Vollgas gegen die Wand gefahren hat, doch entgegen eines drölften Sharknado, besitzt Nightmare Sisters (ebenso wie Beast You!) einen ganz besonderen Charme. Dies hier war nicht einfach eine Fließbandproduktion, hier waren offensichtlich alle Beteiligten mit Spaß bei der Sache – und der kann sich, sofern man solchen Produktionen nicht abgeneigt ist, auf das Publikum übertragen. Bei mir tat der Film seinen Dienst, seit ich ihn im Teenageralter auf VHS aus der Empire Videothek in Lübeck entlieh (der einzige Ort in meiner Stadt, an dem ich diesen Film damals fand). Freunde von mir, die mitschauen mussten, waren weniger begeistert (und wünschen mir auch heute noch die Pest an den Hals für diese Filmerfahrung).

Fans der drei B-und C-Film-Scream Queens werden während der Credits womöglich stutzen und sich fragen, wer diese ominöse Michelle McClellan sein soll. Hintergrund ist, dass Michelle Bauer, die sich gerade im Scheidungskrieg mit ihrem Ex-Ehemann befand, um die Nutzung seines Nachnamens Bauer kämpfen musste. Kurz darauf, gewann sie den Rechtsstreit.

Kommen wir zur deutschen Titelgebung. Bei Erstveröffentlichung auf VHS nutzte man noch den Originaltitel. Diese Fassung soll, so steht es in der OFDb zumindest geschrieben, in einer Szene mit nackten Tatsachen um stolze 71 Sekunden gekürzt worden sein. Das wenig vertrauenswürdige Label JPV-Austria legte später den ungekürzten Director´s Cut auf Bootleg-VHS auf. Der dabei genutzte Titel weckt eventuell falsche Erwartungen: Sexvampire – Dämonen im Spermarausch – was zum Geier hat man sich dabei wohl gedacht? Noch wilder wird es, wenn man in die IMDb schaut. Dort wurde als deutscher Titel Explosion der Leidenschaften vermerkt, den Nightmare Sisters aber niemals trug, da dieser zu Deadly Embrace gehört, den cmv Laservision witzigerweise in ihren Mediabookvarianten als Bonus beipackten. Seltsam? Aber so steht es geschrieben.

Die Veröffentlichung innerhalb der New Trash Collection (#11) von cmv Laservision besticht durch eine gute Bild- (1,78:1) und Tonqualität (Deutsch & Englisch in DD 2.0 – das Doppel-D bezieht sich ausnahmsweise nicht auf die Mopsgröße). Auch an Bonusmaterial wurde nicht gespart. So gibt es eine Einleitung von Maesto David DeCoteau himself, ebenso wie einen Audiokommentar, den er mit Linnea Quigley bestreitet, Blooper und ein Interview mit Produzent und Drehbuchautor Kenneth J. Hall. Besonders interessant ist der Vergleich zwischen der TV-Version und der Videothekenvariante, da für das US-Fernsehen sämtliche Szenen, in denen Brinke, Michelle und Linnea oben ohne (Brinke Stevens wollte nicht komplett nackt agieren – obwohl sie es dann in der Badewannenszene doch tut), mit Alternativmaterial versehen wurden. Statt Einseifen gab´s dann spielen mit einem Luftballon in Negligés auf einem Bett.

Trashfans, greift zu, oder wartet bis Ende November, wenn die Einzelscheiben erscheinen. Solange könnt Ihr Euch dann die Zeit mit unserem Podcast Flimmercäst IV aus dem Jahr 2018 vertreiben, in dem die liebe Linnea und geduldig Rede und Antwort stand und verzweifelt versuchte, das Wort Medienhuren auszusprechen.

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