Busch Media Group ließ pünktlich zum Hurenween-Monat sprichwörtlich die Gruselkatzen aus dem Sack. Die süßen aber doch auch sehr eigenwilligen Vierbeiner genießen im Genre ein ziemliches Nischendasein, woran wahrscheinlich auch der Horrorfilm THE CAT (2011) nicht viel ändern wird, dem das Label mit elf Jahren Verspätung eine deutsche Veröffentlichung auf Scheibe spendierte. Ob euch der Streifen aus Südkorea den kalten Schauer über den Rücken laufen lässt und euch dazu animiert, die putzigen Tierchen sicherheitshalber ins nächste Tierheim zu abzuschieben, erfahrt ihr im Artikel.
Originaltitel: Go-hyang-i: Jook-eum-eul bo-neun doo gae-eui noon
Drehbuch & Regie: Seung-wook Byeon
Darsteller: Dong-wook Kim, Ye-ron Kim, Min-Jae Kim, Da-ein Sin, Park Min-Young, Sang-Hyun Park…
Artikel von Christopher Feldmann
Handlung:
So-yeon (Park Min-young) arbeitet als Aushilfe in einem kleinen Tierladen, bei dem sie sich nicht nur um den Verkauf der Tiere kümmert, sondern auch Aufträge von Tierhaltern entgegennimmt, ihre Vierbeiner zu verschönern. Nach dem mysteriösen Tod von deren Inhaberin nimmt sie bei sich eine weiße Perserkatze auf, der sie kurzerhand den Namen Silky gibt. Überglücklich ist So-yeon, etwas Gesellschaft in ihrer Wohnung zu haben, was jedoch nicht lange anhält, denn bereits kurze Zeit nach dem Eintreffen der Katze, wird sie verfolgt von Visionen und Albträumen. Dabei sieht sie ein kleines Mädchen, welches ihr aufzulauern scheint und sie mit böse funkelnden Katzenaugen betrachtet. Als dann auch noch ihre beste Freundin nach dem Kauf einer Katze ebenfalls unter seltsamen Umständen verstirbt, ist sich So-yeon sicher, dies sei auf die Tiere zurückzuführen, die von einer dunklen Macht besessen sein müssen.
Katzen sind ganz spezielle Wesen. Als jemand, dem selbst zwei dieser Fellknäule durch die Bude streifen spreche ich daher aus Erfahrung. Natürlich sind die Vierbeiner knuddelig und erwärmen mit ihren großen Kulleraugen immer wieder mein Herz, allerdings können sie auch ziemlich divenhafte Biester sein, wenn es mal nicht nach ihrer Nase geht. Diese nun als Kernelement eines Horrorfilms einzusetzen ist mal zur Abwechslung eine durchaus ansprechende Idee, denn wenn ich darüber nachdenke, in welchen Genre-Vertretern Katzen eine tragende Rolle spielen, fallen mir immer nur die Stephen-King-Adaptionen KATZENAUGE (1985) und FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE (1989) ein. Tatsächlich und soviel sei schon mal verraten, führt der Film THE CAT den Zuschauer mit seiner Prämisse etwas in die Irre, denn statt dem erhofften Katzen-Slasher bekommt man einen relativ beliebigen und wenig spannenden Asia-Horrorfilm von der Stange geboten.
Die Geschichte beginnt eigentlich relativ vielversprechend und führt mit „So-yeon“ eine durchaus sympathische Figur ein, die unter Klaustrophobie leidet. Das gibt einigen Szenen, wie zum Beispiel die in der unsere Hauptfigur von unheimlichen Visionen in ihrer Wohnung geplagt wird, einen netten Unterbau, allerdings macht der Film ansonsten relativ wenig aus dem persönlichen Trauma. Das ist insofern schade, da man sich dazu entschließt eine generische Geistergeschichte zu erzählen, inklusive finster dreinblickenden Mädchen. THE CAT (2011) wirkt zu großen Teilen wie müder Nachklapp zu Erfolgsfilmen wie RINGU (1998) oder JU-ON: THE GRUDGE (2002) die beide internationalen Kultstatus im modernen Horrorkino genießen. Schon im Hinblick auf 2011 als Erscheinungsjahr mutet THE CAT altbacken und formelhaft an, gerade auch weil die Geschichte durchaus erwartbar verläuft und die großen Überraschungen ausbleiben. Natürlich wird irgendwann im Verlauf der Handlung die Origin-Story des Kindes ergründet und erläutert und auch die mehr symbolisch eingesetzten Katzen bekommen eine dramaturgische Einordnung.
So weit, so mittelmäßig, was auch der Grund sein dürfte, warum hierzulande niemand diesen Film bisher vertrieben hat. THE CAT ist einfach vergessenswert und auch ich habe schon meine Probleme mich an einzelne Szenen zu erinnern. Alles verläuft nach Schema F und selbst die Horrorszenen zeigen kaum Wirkung. Es ist zwar löblich, dass Regisseur und Drehbuchautor Seung-wook Byeon sich hier nicht dem typischen Jump-Scare-Horror hingibt und auf abgedroschene „Buuh“-Effekte weitestgehend verzichtet, allerdings schafft er es auch nicht eine spannende und unheimliche Atmosphäre aufzubauen. Viele Szenen sind auch einfach viel zu hell ausgeleuchtet und Darsteller agieren oft eher überzogen, so dass nie dieses klassische Schauer-Gefühl entstehen kann. Dass die Koreaner dies tatsächlich beherrschen haben sie bereits in zahlreichen Werken bewiesen, THE CAT scheint da ein echter Ausreißer zu sein. Ein wirkliches Finale gibt es auch nicht, weshalb die Geschichte auf einer doch eher mauen Note endet.
Auch Fans von derben Szenen werden bei diesem Werk nicht fündig. Die Todesszenen der einzelnen Opfer sind recht handzahm inszeniert, ein in einem Krematorium verbrennender Mensch ist da noch das härteste und auch davon sieht man als Zuschauer nur das Endergebnis. Wer also hoffte, fiesen Katzen dabei zuzusehen, wie sie sich mit ihren Krallen an Opfern zu schaffen machen, guckt leider in die Röhre. Selbst wenn ihr Lust auf klassischen Geisterhorror made in Asia habt, sei euch lieber nochmal die bereits erwähnten Klassiker ans Herz gelegt.
Die Bild- und Tonqualität der Blu-ray ist sehr gut, allerdings ist die deutsche Synchronisation doch eher mangelhaft geraten, zumindest was die Sprecher angeht. Neben den klassischen Keep-Case-Varianten als Blu-ray und DVD hat Busch Media Group auch eine Sammler-Edition im Mediabook veröffentlicht. Als Bonus enthält diese ein 16-seitiges Booklet, sowie den Originaltrailer und eine Trailershow, die Standard-Version verfügt natürlich nur über die Filmvorschauen.
Fazit:
THE CAT (2011) ließ hierzulande elf Jahre auf sich warten und angesichts der künstlerischen Qualität dieses südkoreanischen Gruselfilms ist dies auch nachvollziehbar. Ein eher schwacher und über alle Maßen generischer Film mit Folklore-Elementen, Geisterkindern und Darstellern, die immer sehr weit die Augen aufreißen. Korea-Fans werden diesen Streifen vermutlich auch mitnehmen, allen anderen ist eher abzuraten.
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