Liebesbeziehungen und ihre Erinnerungen daran, Sehnsüchte, Hoffnungen und Menschen, die auf der Suche nach sich selber sind, das ist der kreative Motor Wong Kar Weis, der in seinem zwischenmenschlichen Kosmos auch gerne mal die Genres vermischt. Die Besonderheit seiner Filme ist die Art der Inszenierung: der ruhende Moment und die künstlerische Aufbereitung der Gefühle, die Bebilderung der Metaebene. Die Bebilderung übernahm hier, wie so oft bei Wong Kar Wei, Christopher Doyle, der ganz wesentlich den Stil der Filme prägte. Doyle ist ein expressionistischer Kameramann, der viel mit Licht und Brennweiten spielt und in diesem Film zur Höchstform aufläuft. PLAION PICTURES brachte den Film nun im 4K-Master heraus.

Regie: Wong Kar Wei

Darsteller: Tony Chiu-Wai Leung, Gong Li, Maggie Cheung, Faye Wong, Ziyi Zhang, Carina Lau, Chang Chen,

Artikel von Kai Kinnert

Hongkong 1966: Der Schriftsteller Chow schreibt in seinem Hotelzimmer an einem Science-Fiction-Roman. Je weiter er seine fiktive, in der Zukunft spielende Liebesgeschichte vorantreibt, desto tiefer taucht er auch in einen Strudel von Erinnerungen an eigene Liebesaffären ein. Vor seinem inneren Auge treten die drei Frauen noch einmal auf, die für ihn wichtig waren. Jede hat ihre unauslöschliche Spur in seiner Seele hinterlassen, doch vor allem die Gedanken an seine einzige wirkliche, unerfüllt gebliebene Liebe verfolgen ihn. In seinem Kopf entsteht ein geheimnisvoller, faszinierend schillernder Bilderreigen, ein Sog aus schönen und traurigen Gefühlen, geheimen Sehnsüchten und wilden Leidenschaften. Und bald wird klar, dass Phantasie und sehnsuchtsvolle Erinnerungen untrennbar miteinander verbunden sind.

Laut Wong Kar Wei geht es in diesem Film um den Umgang mit vergangenen Liebesbeziehungen. Allen voran ist es die erste, große Liebe, die, wie so oft im Leben vieler Menschen, keinen langlebigen Erfolg hatte. Alle weiteren Beziehungen mussten sich an der ersten, verlorenen Liebe messen lassen und können bei so einem Vergleich nur verlieren. Anstatt Loszulassen und im Leben nach vorne zu gehen, blickt Schriftsteller Chow zurück und schafft einen Roman, in dem alle Figuren nur noch in den Erinnerungen leben. Die Sehnsucht nach der einen Liebe durchdringt die Phantasie des Autors und lässt das Erlebte mit dem Erhofften verwischen. Das Ergebnis ist elegisch.

2046 ist ein Film des Dialogs, gewandet in traumhaften Bildern, getragen von einer schönen Filmmusik, gespielt von einem großartigem Tony Leung. Darauf muss sich der Zuschauer einlassen, man muss der sinnlichen Inszenierung und den Dialogen folgen wollen, man muss sich in den Film fallen lassen, sonst steigt man nach der Hälfte aus. Dramaturgisch passiert in diesem Film wenig, wer irgendwann später in den Film einsteigt, wird keine Probleme mit dem Anschluss haben. 2046 ist ein Gefühl, ein Film zum Thema Liebe und dabei gefühlvoll im Umgang mit seinen Figuren. Es gibt wunderschöne Szenen, die Farben und das Licht in diesem Film sind granatenstark, Christopher Doyle fotografiert meisterlich sanft und auch der Schnitt gleitet, wie ein Stück Butter in der Pfanne, durch die Szenen. Technisch ist 2046 ein Meisterwerk, extrem sorgfältig produziert und ohne aufdringlichen Bombast inszeniert. Das Ensemble ist, wie immer bei Wong Kar Wei, mit Top-Schauspielern besetzt worden, allen voran sticht hier Tony Leung hervor, der perfekt ins Bild Christopher Doyles passt und smart aufspielt. Der Typ kann was.

2046 ist ein Film für Fans des Arthouse Kinos. Meisterlich gefilmt und inszeniert, mit einem feinem Soundtrack versehen und bestens besetzt. Das muss man mögen. Denn sonst wäre es nur ein prächtiger Farbfilm, in dem schöne Menschen auftreten.

Das Bild der vorliegenden Blu-ray ist sauber, sehr satt und klar, der Ton ebenso. Als Extras gibt es ein Making Of, die Featurette „Anatomy of Memories“, ein Interview mit Zhang Ziyi, Tony Leung und Wong Kar Wei, Interview mit Zhang Ziyi, Entfallene Szenen, Alternatives Ende, Hinter den Kulissen, Musikvideo „Casta Diva“, Promo-Reel, Promo-Trailer, Deutscher Trailer, Englischer Trailer, Originaltrailer und eine Bildergalerie.

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