Antonio Banderas ist ein echter Tausendsassa, bespielt der Spanier doch seit vielen Jahren die unterschiedlichsten Bereiche. Vom Kinoblockbuster über Arthouse-Produktionen bis hin zum Direct-to-DVD-Segment ist so ziemlich Alles in seiner Filmographie vertreten. Mit dem Actionthriller THE ENFORCER (2022), den Eurovideo in Kürze als Blu-ray und DVD veröffentlicht, begibt sich der Hollywoodstar einmal mehr in B-Movie-Gefilde und mimt dabei einen knallharten Mafia-Vollstrecker, der sich gegen den eigenen Brötchengeber wendet. Ob der Streifen etwas taugt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Originaltitel: The Enforcer

Drehbuch: W. Peter Iliff

Regie: Richard Hughes

Darsteller: Antonio Banderas, Mojean Aria, Zolee Griggs, Kate Bosworth, Alexis Ren, 2 Chainz…

Artikel von Christopher Feldmann

Antonio Banderas kann auf eine interessante und vielseitige Karriere zurückblicken. Bevor er in die Vereinigten Staaten übersiedelte, verdingte er sich in seiner Heimat als Protegé und Muse des Regisseurs Pedro Almodóvar, für den er zwischen zwischen 1982 und 1992 ganze sechs Mal vor der Kamera stand und der ihn bis heute immer wieder in seinen Filmen besetzt. Durch seine Hauptrolle im Musikfilm MAMBO KINGS (1992) und seinem Auftritt in INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR (1993) wurde Banderas einem internationalen Publikum bekannt. Kultstatus erlangte seine Performance als gitarrenspielender Pistolero in Robert RodriguezDESPERADO (1995) und auch seine Hauptrolle in der Musicalverfilmung EVITA (1996) fand Anklang. Mit DIE MASKE DES ZORRO (1998) gelang ihm zudem ein großer Kinoerfolg, der ihn zum Hollywoodstar aufsteigen ließ. Es folgten die SPY-KIDS-Reihe (2001-2011), FRIDA (2002) und eine Sprechrolle als „gestiefelter Kater“ in der SHREK-Reihe, die 2011 sogar ihr eigenes Spin-Off bekam. Seit Jahren pendelt Banderas zwischen den unterschiedlichsten Genres, dreht weiterhin regelmäßig mit Almodóvar, u.a. DIE HAUT, IN DER ICH WOHNE (2011), tritt in Kinoproduktionen wie THE EXPENDABLES 3 (2014), KILLER’S BODYGUARD 2 (2021) und UNCHARTED (2022) auf und bespielt regelmäßig das DVD-Regal, oftmals unter der Ägide von Millennium Media, die sich für zahlreiche B-Actionfilme mit dem spanischen Schauspieler verantwortlich zeichnen wie etwa SECURITY (2017), PFAD DER RACHE (2017), GUN SHY (2017) oder BULLET HEAD (2017). Bevor er im kommenden Jahr in INDIANA JONES 5 (2023) zu sehen sein wird, beehrt uns der olle Antonio mit dem Actionthriller THE ENFORCER (2022), der ebenfalls von der umtriebigen Lerner-Klitsche produziert wurde. Und so sehr sich Banderas auch hier wieder bemüht, eine passende Performance abzuliefern, wirklich sehenswert ist dieser TAKEN-Klon allerdings nicht.

Handlung:

Der gefürchtete Mafioso Cuda (Antonio Banderas) hat seine Jobs im Laufe der Jahre nie in Frage gestellt. Doch unter dem Glanz der neonfarbenen Träume von Miami verbirgt sich eine dunkle Schattenseite. Als er erfährt, dass sein Femme-Fatale-Boss Estelle (Kate Bosworth) das Leben der jungen Ausreißerin Billie in Gefahr bringt, opfert Cuda alles, um die kriminelle Organisation zu zerschlagen, die er sein ganzes Leben lang aufgebaut hat. Es ist seine letzte Chance, Erlösung zu finden, sowohl für sich selbst als auch für seine Familie.

Trotz mannigfaltiger Kritikpunkte, die man diesem Film entgegenbringen kann, lässt es sich nicht leugnen, dass Antonio Banderas noch das Beste aus dem Material herausholt. Durch sein natürliches Charisma und seine starke Präsenz wertet er den Streifen sichtlich auf und das ist bei Gott nicht gerade selbstverständlich. Anders als die meisten Stars, die sich immer wieder für kleinere Genreproduktionen hergeben, sei es aufgrund des Geldes oder mangels größeren Angeboten, und ihre Rollen auf einer Arschbacke absitzen, scheint sich Banderas immer Mühe zu geben, egal auf welchem Produktionsniveau gearbeitet wird. Das ist auch bei THE ENFORCER der Fall, weiß der Spanier als hartgesottener Mafiavollstrecker mit moralischem Kompass durchaus zu gefallen, auch wenn ihm das Drehbuch wenig Material zugesteht, um richtig glänzen zu können.

Bei seinen Co-Stars sieht die Sache schon anders aus. Mojean Aria, der als Sidekick und später sogar als eine Art Ziehsohn aufgebaut wird, bleibt konsequent blass und nichtssagend. Und auch wenn er im Opening zeigt, dass er relativ gut zulangen kann, wird ihm keine Action zugestanden. Das hat zur Folge, dass er kaum etwas relevantes zur Handlung beizutragen hat und somit in Banderas‘ Schatten vollkommen untergeht. Den Vogel schießt aber schließlich Kate Bosworth ab. Ich konnte mit dieser Dame noch nie viel anfangen und hielt sie immer für eine relativ talentfreie Schauspielerin, was dieser Film noch einmal bestätigt. Ihre wenigen Szenen als Femme-Fatale/Mafiachefin sind zum weglaufen schlecht und laden zum fremdschämen ein. Immer dann, wenn sie lasziv in die Kamera guckt und sich mit bedeutungsschwangeren Sätzen als skrupelloser Vamp in Szene setzen lässt, rollten sich mir die Fußnägel hoch. Die restlichen Darsteller, u.a. der Rapper 2 Chainz, haben wenig bis fast gar nichts zu tun und dienen lediglich als Staffage. Am Ende ist man froh darüber, dass Banderas (anders als diverse Kollegen) tatsächlich die Hauptrolle inne hat und diese gut meistert.

Die Geschichte selbst ist eigentlich nicht der Rede wert und speist sich aus Versatzstücken zusammen, die man schon zigfach in anderen und oft auch besseren Filmen gesehen hat. Vom abgeklärten aber auch auch von persönlichen Problemen behafteten Auftragskiller/Geldeintreiber, der beginnt, seinem eigenen moralischen Kompass zu folgen bis hin zum obligatorischen TAKEN-Rip-Off ist hier so ziemlich jedes Klischee vertreten. Allerdings fügt sich alles nie zu einem homogenen Ganzen zusammen, macht das Skript noch mehrere Fässer auf, die stellenweise im Sande verlaufen. Egal ob „Cudas“ familiäre Probleme mit seiner entfremdeten Tochter, die plötzlich behauptete Beziehung zur Ausreißerin „Billie“, das Bonding zwischen ihm und seinem neuen Partner „Stray“ und dessen Love-Story mit der Tänzerin „Lexus“, all diese Erzählstränge werden lediglich angerissen, bekommen aber nie die nötige Tiefe. In einer Szene führt „Cuda“ ein Gespräch mit seiner Tochter, die wir aber bis zur Schlussszene nie zu Gesicht bekommen und selbst „Billie“, mit der er sich anfreundet, bekommt kaum Zeit, um als Figur zu funktionieren, bevor sie von skrupellosen Gangstern entführt wird, um als Zwangsprostituierte zu arbeiten, was unseren titelgebenden „Enforcer“ natürlich in den Liam-Neeson-Gedächtnismodus schalten lässt.

Allerdings verplempert der Film seine Zeit meist mit den eben erwähnten Beziehungen, was aufgrund der Klischeedialoge schnell ziemlich langweilig wird und man hebt sich die eigentliche Action für die letzten zwanzig Minuten auf, in denen Banderas dann aber auch einen ganzen Puff auseinandernehmen darf. Das ist straight inszeniert, kommt aber ohne große Highlights aus, so dass selbst das Hau-drauf-Element wenig überzeugend ist. Immerhin schafft es Regisseur Richard Hughes den Streifen relativ ordentlich in Szene zu setzen und findet stellenweise sogar ein paar stylische und atmosphärische Bilder. Da gibt es zahlreiche, ähnlich gelagerte Filme, die wesentlich schlechter aussehen. Und trotzdem sollte man seine Erwartungen an THE ENFORCER herunterschrauben, sonst könnte sich schnell Enttäuschung breit machen.

Die Blu-ray, die uns von Eurovideo dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde, punktet mit guter Bild- und Tonqualität. Als Extras gibt es ein Featurette, Interviews und den Trailer, zudem ist die Heimkino-Ausgabe mit einem Wendecover ohne FSK-Logo ausgestattet.

Fazit:

THE ENFORCER (2022) lohnt sich lediglich für eingefleischte Antonio-Banderas-Fans, ist der spanische Hollywoodstar doch das Beste am ganzen Film und macht als moralisch agierender Auftragskiller eine gute Figur. Ansonsten hat man es hier mit einem relativ mauen Thriller zu tun, der zwar ansprechend inszeniert wurde aber wenig zu erzählen hat. Selbst für hartgesottene B-Actionfans ist hier überraschend wenig zu holen, dümpelt die aus bekannten Elementen zusammengesetzte Geschichte doch weitestgehend spannungsfrei und erwartbar vor sich hin.

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