Heute werfen wir mal wieder eine Blick auf die bekannteste Hörspielserie aller Zeiten. Frau Körting und ihre einst so jungen Detektive Rohrbeck, Wawrczeck und Fröhlich lösen im Vertrieb von EUROPA / SONY MUSIC bereits ihren 219. Fall (Specials nicht mitgerechnet). Das Erfreuliche daran: Diese Episode wagt sich zeitweise auf neue Pfade und überrascht durch klassische Detektivarbeit und Kombination. Genaueres, warum Ihr gerade diese Folge hören solltet, erkläre ich Euch in meiner Rezi.
Regie: Heikedine Körting
Sprecher: Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck, Andreas Fröhlich, Axel Milberg, Neda Rahmanian
Klappentext:
Peter sieht ihn fallen, doch die Teufelsklippe gibt ihn nicht wieder her. Verschluckt von den tosenden Wellen bleibt der Mann verschwunden… Was ist passiert? Ausgerechnet der Zweite Detektiv wird beschuldigt, Paul Forsters ins Meer gestoßen zu haben. Im Verhör wird Peter bis ins kleinste Detail befragt. Justus und Bob versuchen derweil mehr über den seltsamen Fall herauszufinden. Können die beiden ihrem Freund helfen?
Artikel von Christian Jürs
Die drei ??? und die Teufelsklippe beginnt mit ungewohnten Klängen. Dabei meine ich nicht den, seit ein paar Folgen zumindest in der Streamingversion, vorgetragenen Klappentext von Axel Milberg, den man sich meiner Meinung nach auch sparen könnte, sondern mit einer kurzen Szene vor der eigentlichen Titelmelodie.
In diesem kurzen Moment begleiten wir Peter (Jens Wawrczeck), der Zeuge eines tödlichen (?) Klippensturzes eines Mannes wird und panisch Schreit. Erst danach ertönt die Erkennungsmelodie. Ein untypischer Start in das neueste Hörspiel, aber eine brilliante Idee, denn mit den wenigen Sekunden vorab ist sofort die Neugier beim Zuhörer geweckt.
Auch danach geht´s spannend weiter. Peter befindet sich nun in Polizeigewahrsam, wo er sich dem strengen Verhör der auf uns bewusst ziemlich unsympathischen Detective Ella (Neda Rahmanian) stellen muss. Wie kam er in das Haus des Opfers? Und warum? Peter schwört natürlich, von nichts zu wissen und eigentlich nur einer, mit dem Auto liegengebliebenen, Anhalterin namens Xenia (die übrigens niemals auftaucht im weiteren Verlauf) zuliebe zu dem Haus an der sogenannten Teufelsklippe gefahren zu sein. Das potentielle Opfer kenne er nicht. Wir, als langjährige Wegbegleiter der drei Detektive hegen natürlich keinen Zweifel an den Worten Peters und wünschen der schroffen Polizistin die Pest an den Hals. Glücklicherweise kann Inspektor Cotta (Holger Mahlich) ein gutes Wort für den Teenager einlegen, woraufhin dieser aus der Haft vorerst entlassen wird.
Da der zweite Detektiv bis auf Weiteres für weitere Verhöre zur Verfügung stehen muss und daher Rocky Beach nicht verlassen darf, machen sich Justus (Oliver Rohrbeck) und Bob (Andreas Fröhlich) auf, das Anwesen an der mörderischen Klippe zu begutachten, um ihren Freund zu entlasten. Es dauert nicht lange, und Justus wird auf ein paar Unstimmigkeiten aus Peters Aussage aufmerksam, die seinen Freund allerdings nur noch mehr belasten…
Eine frische Idee zu Beginn, dazu die ungewöhnliche Situation, dass einer der Hauptcharaktere selbst in Verdacht gerät, Die drei ??? und die Teufelsklippe bringt frischen Wind in die Reihe, die mittlerweile des Öfteren mit belanglosen Folgen enttäuscht hat. Dies liegt meist an den oftmals schwachen Buchvorlagen, aber auch immer wieder an der Entscheidung des Haupthörspielschreibers André Minninger aus dem Kader Heikedine Körtings, der oftmals lieber auf Dialogszenen zurückgreift, statt die Spannungselemente auszukosten. Dies geht zu Lasten des Thrills, den Grusel der alten Folgen erreichen die Minninger-Episoden meist sowieso nicht mehr. So gibt es auch hier mal wieder eine Entführungssituation, die allerdings im Off stattfindet, und so potentielle Action / Gänsehautmomente im Keim erstickt. Ausnahmsweise stört dies aber nicht, denn stattdessen konzentriert sich die Folge auf klassische Ermittlungsarbeit und die Kombinationsgabe des Detektivgenies Justus Jonas, was durchaus spannend anzuhören ist und zumindest diesbezüglich Erinnerungen an alte Folgen aufkeimen lässt.
Neben dem fehlenden Grusel muss ich aber zwei Kritikpunkte trotzdem erwähnen. So präsentiert uns der erste Detektiv die Auflösung des Falles im Kreis einer recht großen Gruppe an Verdächtigen, die allesamt, recht unrealistisch, seelenruhig den Ausführungen des Teenagers lauschen, ohne groß zu protestieren oder sich gar zu wehren. Der zweite Punkt, der sauer aufstößt, ist ebenfalls der Vorlage geschuldet und darf weder Minninger, noch dem Hörspiel angelastet werden. Als Peter aus dem Verhör entlassen wird, holt sein Vater, Mr. Shaw (Michael Grimm) Sohnemann aus der Untersuchungshaft. Nun sollte dieser, zumal er schon häufiger auftrat und sich des Hobbies seines Sprösslings bewusst sein sollte, Peter sorgenvoll zur Seite stehen. Doch stattdessen ist er außer sich und stocksauer auf seinen Sohn und maßregelt ihn nach allen Regeln der Kunst. Dies passt nicht so recht in das Bild, welches Stammhörer oder auch -leser von Mr. Shaw haben dürften.
Insgesamt aber überwiegt der positive Gesamteindruck dieser durchaus kurzweiligen Folge, die zu den besseren, neuen Abenteuern der drei Fragezeichen gehört. Eine durchaus hörenswerte Nummer.
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