Kampfsportaffine Actionfans dürften schon beim Anblick dieses Coverartworks feucht in der Buchse werden, hebt dort niemand geringeres als der 5-fache Kickbox-Champion Dale „Apollo“ Cook das Beinchen und das auch noch vor einer wehenden US-Flagge. AMERICAN KICKBOXER 2 (1993) ist einer dieser Streifen, die ihrer Zeit im Dutzend billiger in die Videotheken geschwemmt wurden, um dem nach ordentlich Prügel lechzendem Filmfreund die Zeit zu vertreiben. Imperial Pictures hat den B-Klopper aus der Versenkung geholt und ihm im Vertrieb von Cargo Records eine DVD-Neuauflage spendiert. Ob der Film etwas taugt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: American Kickboxer 2
Drehbuch: Jenö Hodi, Paul Wolansky
Regie: Jenö Hodi
Darsteller: Dale „Apollo“ Cook, Evan Lurie, Kathy Shower, David Graf, Ted Markland…
Artikel von Christopher Feldmann
Die 1990er Jahre waren schon ziemlich drollig und besonders für Actionfans ein kleines Schlaraffenland, denn durch die nach Übersee geschwappten Hongkong-Bretter von Regisseuren wie John Woo, Tsui Hark oder Yuen-Woo Ping und dem großen Erfolg hiesiger Schlagetots wie Jean-Claude van Damme oder Steven Seagal war die Nachfrage nach möglichst harter Fressbrett-Action und virtuosem Geballer ziemlich hoch. So erschien pro Woche gefühlt ein ganzes Dutzend ähnlich gestrickter aber auch wesentlich preiswerter produzierter B-Movies, die den durstigen Videothekengänger mit Unterhaltung versorgen sollten. Unzählige Kickbox- und Karatestreifen fluteten die Regale, für die immer neue Prügelknaben her mussten, denn schließlich brauchten auch versierte Actionstars der etwas schmaleren Kategorie wie Cynthia Rothrock, Dolph Lundgren oder Don „The Dragon“ Wilson mal eine Verschnaufpause. So bekam gefühlt jeder, der einigermaßen glaubhaft Martial-Arts-Skills vorgaukeln konnte seinen eigenen Actionknaller, wenn auch meist auf Sparflamme in irgendwelchen Lagerhallen oder im Ausland gedreht, wo eine Filmproduktion relativ günstig über die Bühne zu bringen ist. Das bringt uns auch schon zu Dale Cook, Spitzname „Apollo“ und seines Zeichens ein waschechter Champion im Ring, was natürlich ein gefundenes Fressen für Produzenten darstellte, die schnell den nächsten Knochenbrecher suchten, den man aufs Cover klatschen konnte. Trotz der durchaus veritablen Personalie sollte man von AMERICAN KICKBOXER 2 (1993) allerdings keine Perle des Kampfsport-Actionfilms erwarten, denn dieser Film sieht nämlich genau danach aus was er schlussendlich auch ist: Billig runtergekurbeltes Videotheken-Fast-Food.
Handlung:
Als ein achtjähriges Mädchen entführt wird, rekrutiert ihre Mutter (Kathy Shower) ihren Ex-Mann Mike (Dale „Apollo“ Cook), einen knallharten Polizisten, und ihren ehemaligen Liebhaber David (Evan Lurie), einen Kampfsportlehrer. Die beiden Männer hassen sich, weil der Polizist und die Dame verheiratet waren, sie aber mit dem Kickboxer geschlafen hat. Jetzt müssen sich die beiden Männer trotz ihres Hasses auf einander zusammenschließen und das Mädchen retten, bevor es zu spät ist.
Wie der ein oder andere kundige Filmenthusiast schon festgestellt haben dürfte, handelt es sich bei AMERICAN KICKBOXER 2 nicht um ein Sequel zu AMERICAN KICKBOXER (1991), der damals über Cannon Films veröffentlicht wurde, sondern um einen eigenständigen Film mit neuer Story und frischer Besetzung. Ein Gebaren, was in dieser Zeit Gang und Gebe war, man denke nur an die unzähligen KARATE-TIGER-Streifen, denen man immer nur den bekannten Titel zur besseren Vermarktung aufgedrückt hatte. Aber wir wollen uns hier nicht um das Titelwirrwarr im Videothekensumpf kümmern, sondern um das hier vorliegende Prügelfest, welches stilecht auf den Philippinen gedreht wurde.
Moment mal, spielt die Chose nicht in Los Angeles? Ja, aber um Kosten zu sparen (man will ja später den größtmöglichen Umsatz generieren), wurde mit kleinem Budget in Südostasien gedreht, eine Region, die Roger Corman schon in den frühen 1970er Jahren zum Mekka für Low-Budget-Produktionen ausgerufen hatte. Auch wenn ca. 20 Jahre später Südafrika das Maß aller Dinge war, waren US-amerikanische Filmschaffende dort immer noch gerne zu Gast. Gemessen am Locationschwindel lässt sich auch schnell das Niveau dieses Buddy-Action-Kickboxer-Spektakels erahnen, denn AMERICAN KICKBOXER 2 macht keinen Hehl aus seiner Herkunft, riecht doch alles stets nach schnell zusammengeklöppelten Billig-Schund, neben dem sogar der Output von PM Entertainment wie Blockbuster-Unterhaltung wirkt. Die Sets sind mager und bestehen hauptsächlich aus Hinterhöfen und Lagerhallen, der Großteil der Kohle ging vermutlich für die Villa der Ex-Frau, sowie die beiden Szenen, in denen ein Helikopter zu sehen ist drauf. Ansonsten prügeln sich unsere beiden Leading Dudes durch eher triste Kulissen und Scharen von Laiendarstellern, die sich sichtlich bemühen, auf Kommando umzufallen. Regisseur und Co-Autor Jenö Hodi, der in seiner Karriere keine größeren Projekte umsetzen durfte (Filme wie DEADLY OBSESSION (1988) und GUNS AND LIPSTICK (1995) werden in einer ähnlichen Güteklasse angesiedelt sein) mangelt es sichtbar an Gespür für gute Einstellungen oder auch für den passenden Schnitt. Viele Szenen wirken seltsam abgehakt, die Kampfszenen vermitteln keine Wucht oder gar wirkliche Härte.
Generell sind die Choreographien recht austauschbar und bestehen größtenteils aus einfachen Kicks und Schlägen, etwas enttäuschend wenn man bedenkt, dass hier ein mehrfacher Champion und somit eigentlich Meister seines Fachs die Schellen verteilt. Zwischendurch wird auch gerne mal geballert, allerdings geht das auch recht unspektakulär von statten. Ein paar Blutbeutel hier und eine zerschossene Holzhütte da, fertig ist die Laube. Die Story hat man indes schon gefühlt hundert Mal gesehen, ein entführtes Mädchen muss gerettet werden und am Ende gibt es noch den obligatorischen Twist, den sowieso jeder kommen sieht, der in seinem Leben nur eine Handvoll Filme gesehen hat. Einzig das hinzugefügte Buddy-Element sorgt immerhin für etwas Spaß. Ein draufgängerischer Aggro-Cop muss mit einem Kampfsporttrainer zusammenarbeiten, wobei beide einst mit der besorgten Mutter des Kindes durch die Betten hüpften und somit keiner weiß, wer nun der Vater der Kleinen ist. Das sorgt immer mal wieder für nette Raufereien und ein paar altgediente Macho-Sprüche, trägt aber auch keinen ganzen Film.
Wer das Ganze übrigens auch kaum tragen kann, ist der auf dem Cover angepriesene Dale „Apollo“ Cook, seines Zeichens ein erbärmlich schlechter Schauspieler, der mit seinem unfreiwillig lustigen Gesichtsfasching fast schon den größten Spaßfaktor des Films bildet. Evan Lurie, der hier wie der Schwippschwager von „Samurai Cop“ Matt Hannon oder einfach wie Lorenzo Lamas auf Wish bestellt daherkommt, kann da nur abstinken. Trotzdem ist die Dynamik des unfreiwilligen Gespanns der sicherlich unterhaltsamste Aspekt von AMERICAN KICKBOXER 2. Dass hier auch David Graf, „Tackleberry“ aus der POLICE-ACADEMY-Reihe, mit von der Partie ist, fällt gar nicht so sehr ins Gewicht, muss sich dieser doch mit einer recht unspektakulären Nebenrolle begnügen, deren Entwicklung jetzt auch keinen Wow-Moment darstellt.
Die DVD aus dem Hause Imperial Pictures/Cargo Records bietet standesgemäß 4:3-Bild, das aber mit vernünftiger Qualität punkten kann. Auch der Ton ist solide. Als Extras gibt es derweil lediglich ein paar Trailer, sowie ein Wendecover ohne FSK-Flatschen.
Fazit:
Mit AMERICAN KICKBOXER 2 (1993) hat es nun der nächste Billig-Klopper aus den guten alten Videothekentagen auf Scheibe geschafft. Für Fans dieser Sorte Film dürfte der Actionstreifen 90 Minuten Berieselung bieten, die man sich geben kann aber auch nicht muss. Genrefreunde, die auf der Suche nach der nächsten Perle sind, werden hier definitiv nicht fündig.
Zu AMERICAN KICKBOXER 2 findet sich leider kein vernünftiger Trailer, weshalb wir hier nur eine französische Version anbieten können:
Amazon-Links:
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