Remakes machen vor allem dann Sinn, wenn sie eigene Wege beschreiten. Diesbezüglich kann man dem neuesten Streich des Killers mit dem tödlichen Bohrwerkzeug wirklich gratulieren, denn der kürzlich von SHOCK ENTERTAINMENT veröffentlichte Horrorfilm aus der SYFY-Schmiede orientiert sich nur wenig an dem von Roger Corman produzierten Originalfilm und punktet mit einigen unerwarteten Wendungen. Ob der Backwoodslasher auch als Gruselschocker punkten kann, könnt Ihr nun nachlesen.

Regie: Danishka Esterhazy

Darsteller: Hannah Gonera, Reze-Tiana Wessels, Mila Rayne, Alex McGregor, Frances Sholto-Douglas, Rob van Vuuren

Artikel von Christian Jürs

Slasher waren in den frühen 80ern der heiße Scheiß im Horrorbereich. Ob Halloween, Freitag der 13., Prom Night oder all´ die anderen maskierten Killer, das Publikum schwamm mit auf der Welle des Schlitzerbooms, der auch dutzende kleinere Produktionen zur Folge hatte. B-Film-König Roger Corman ließ sich das Geschäft ebenfalls nicht durch die Lappen gehen und produzierte 1982 den als Parodie gedachten The Slumber Party Massacre, bei dem er Last Minute die Reissleine zog und Regisseurin Amy Holden Jones den Film ernst inszenieren ließ. Trotzdem schimmert hier und da noch die eigentliche Intention von Drehbuchautorin Rita Mae Brown durch, einen eher lustigen Slasherfilm zu kreieren.

Leider schaffte es der durchaus kultige Streifen nicht nach Deutschland, wo die hiesigen Zensoren Ende der Achtziger ein Videoband des Films aus England in ihre Finger bekamen und den eigentlich recht harmlosen Slasher beschlagnahmten. Ein Verbot, welches erschreckenderweise bis heute Bestand hat. Immerhin veröffentlichte Shock Entertainment den Film mittlerweile mit guter, deutscher Synchronisation im deutschsprachigen Ausland. The Slumber Party Massacre gehört natürlich eigentlich freigegeben, zumal der aus weiblicher Hand inszenierte, recht harmlose Schocker eine zeitgemäße, feministische Aussage transportiert. Dies gilt übrigens für alle Teile der Reihe, die allesamt von Frauen inszeniert wurden, so auch der vorliegende Fall.

Und so beginnt Slumber Party Massacre, ebenso wie sein Vorbild The Slumber Party Massacre, mit einem irre dreinblickenden Killer (Rob van Vuuren), der eine Schar leichtbekleideter Partymiezen, die gerade ein Partywochenende in einem Ferienhaus am See verbringen, mit dem Ersatzpenetrator in seiner Hand ins Jenseits befördert. Größter Unterschied: während das Original in amerikanischer Vorstadtidylle spielt, hat man sich diesmal für den Backwood-Slasher entschieden. Lediglich ein Mädchen namens Trish (Masali Baduza) kann dem Irren entkommen und ihn scheinbar sogar ins Jenseits befördern. Scheinbar, denn drei Jahrzehnte später macht sich ihre Tochter Dana (Hannah Gonera) auf, mit ihren Freundinnen ebenfalls ein Wochenende in besagtem Ferienhaus am See zu verbringen und natürlich lässt der vermeintlich tote Bohrmaschinenkiller nicht lange auf sich warten…

Wer aufgrund dieser Inhaltsangabe einen Slasher nach Schema F erwartet, der hat die Rechnung nicht mit Drehbuchautorin Suzanne Keilly (Leprechaun Returns) und Regisseurin Danishka Esterhazy (Stufe 16) gemacht. Die machen es sich nämlich gar nicht einfach und orientieren sich lieber am ursprünglichen Plan des Originals, auf witzige Art und Weise eine feministische Botschaft zu verpacken. Passend hierzu agieren auch ausschließlich die männlichen Charaktere oben-ohne. Doch das ist noch lange nicht alles, denn bereits nach kurzer Zeit schlägt das Drehbuch einen ersten, unerwarteten Haken und manövriert Slumber Party Massacre in eine andere Richtung – nicht der einzige Plottwist, der den Zuschauer erwartet.

Die Schauspieler agieren dem Genre entsprechend, die Atmosphäre ist okay und die Bluteffekte durchaus sehenswert. Auch wenn Slumber Party Massacre anno 2021 ebenfalls wie seine Vorgänger kein Meilenstein des Genres geworden ist, werden Freunde kurzweiliger Horrorfilme ihren Spaß dran haben, vor allem dank der erfrischenden Wendungen im Plot. Wer sich nun fürchtet, hier eine ebensolche Emanzipationsgurke wie den unsäglichen 2019´er Schinken Black Christmas vorzufinden, den kann ich beruhigen. Alles passiert hier mit einem Augenzwinkern und stellt süffisant die Genreregeln auf den Kopf, ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Auch wenn Shock Entertainment nur ein kleines Label ist, so kann man sich gewiss sein, dass die Synchronfassungen immer ordentlich sind. Dies´ war schon beim Originalfilm so und auch beim Remake wurde nicht geschludert. Bild- und Tonqualität sind ebenfalls sehr gut und im Bonusbereich wird auch geklotzt und nicht gekleckert.

So gibt es hier einen Audiokommentar und ein Interview mit Regisseurin Danishka Esterhazy, ein alternatives Ende, Trailer, eine Artworkgallerie sowie ein 32-seitiges Booklet von Mike Blankenburg zu entdecken.

Insgesamt haben mir der Originalfilm und seine trashige Fortsetzung Slumber Part Massacre II noch mehr Spaß bereitetet, trotzdem muss sich dieses Reboot nicht hinter den Filmen von damals verstecken. Aus sicherer Quelle weiss ich, dass man bei Shock Entertainment ebenfalls bemüht ist, den dritten Teil aus dem Jahr 1990 zu veröffentlichen, die Rechtefrage stellt aber wohl ein Problem dar. Macht aber nix, denn der ist eh das schwächste Glied innerhalb der Reihe. Ich freue mich, dass die übrigen Teile der Reihe bei Shock Entertainment in guten Händen sind. Filme, die sich bei den Fans ins Gedächtnis gebohrt haben.

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