Irgendwann ist auch mal genug. Dies dachte sich zumindest Christopher Lee, der in diesem Horrorfilm aus der Spätphase des Hammer-Films Studios zum letzten Mal den Umhang des Grafen Dracula umwarf um seinen Durst nach frischem Blut zu stillen. Gegenspieler war erneut Peter Cushing, der den Van Helsing gewohnt souverän darstellte. Um auf dem internationalen Markt mithalten zu können, variierte man die Geschichte des klassischen, aristokratischen Blutsaugers so sehr, dass vom alten Charme nicht allzuviel übrigblieb. Da aber auch diese Lücke im Sammlerregal geschlossen werden muss, hat man bei HANSESOUND MUSIK UND FILM GMBH nun zwei neue, optisch ansprechende Mediabooks erstellt. Ob die sich lohnen, erfahrt Ihr jetzt.

Originaltitel: The Satanic Rites of Dracula

Regie: Alan Gibson

Darsteller: Peter Cushing, Michael Coles, Joanna Lumley, Christopher Lee, William Franklyn

Artikel von Christian Jürs

Dracula (Christopher Lee) ist tot. Zumindest dachte das jeder – auch das Publikum. Denn immerhin grüßte der Graf im Finale des Vorgängerfilms Dracula jagt Mini-Mädchen wie gewohnt die ewigen Jagdgründe. Obwohl es sich bei Dracula braucht frisches Blut um eine direkte Fortsetzung handelt, muss diesmal niemand die Asche des Lutschgrafen mit roter Lebensmittelfarbe bekleckern, um diesen wieder aus dem Jenseits zurückzuholen – er ist einfach da. Zunächst aber glänzt er durch Abwesenheit.

Nicht der Graf, sondern das Studio Hammer Films brauchte dringend frisches Blut in Zeiten, in denen der Horrorfilm sich längst vom klassischen Frankenstein- und Dracula-Motiv gelöst hatte. 1973 ließ stattdessen Der Exorzist die Kinokassen klingeln, im Jahr zuvor schockte ein junger Filmemacher namens Wes Craven die Zuschauer mit seinem Vergewaltigungs- und Rachekracher Das letzte Haus links aka Mondo Brutale. Da zog es nicht mehr, den Vampirgrafen in seinem Schloß den Hals wunderschöner, junger Frauen zu verschandeln. Neue Ideen mussten her. Diese fand Hammer Films in der Zugabe nackter Tatsachen bei den immer noch klassischen Stoffen. Doch auch die Karnstein-Trilogie, in der die schlüpfrige Vampirdame Carmilla in Filmen wie Nur Vampire küssen blutig ihr Unwesen trieb, konnte den stetigen Niedergang des Traditionsstudios nicht aufhalten. 1972 dann kam die rettende Idee, Dracula im modernen London seine Opfer suchen zu lassen. Die Mädchen waren nicht mehr unschuldig, sondern tanzten zu Discomusik, konsumierten Drogen und nahmen an rituellen Messen teil. Eine gute Idee, wie sich herausstellen sollte, denn besagter Dracula jagt Mini-Mädchen mauserte sich zum Erfolg an der Kinokasse. Was lag da näher, als eben diesen Film fortzusetzen?

Und diese Fortsetzung befand sich sogar schon in Produktion, ehe man den Vorgänger in die Kinos brachte, sonst hätte man sich eventuell eine recht ähnliche Geschichte ausgedacht. Dabei wurden sowohl Dracula jagt Mini-Mädchen, also auch Dracula braucht frisches Blut von Drehbuchautor Don Houghton und Regisseur Alan Gibson inszeniert. Doch unterschiedlicher hätten die Geschichten nicht ausfallen können. Wieder einmal ist es Professor Lorrimer Van Helsing (Peter Cushing), der in die Jagd auf den Grafen Dracula verwickelt wird und sich ihm, Mano-a-Mano, am Ende zum fast finalen Gefecht stellen wird. Fast, da Cushing, allerdings in der Rolle von Lorrimers Vorfahre Lawrence Van Helsing, nochmal in Die sieben goldenen Vampire gegen den Grafen antreten sollte. Für Christopher Lee war dies allerdings sein letzter Auftrtt als Graf Dracula. Sein Part in der französischen Komödie Die Herren Dracula zählt da nicht, da man ihn erst in der Postproduktion Dracula taufte (sein Rollenname wird im Film nie erwähnt). Zu überdrüssig war Lee der Rolle und zu weit entfernte man sich seiner Meinung nach von der Originalgeschichte des hypnotischen Frauenverzehrers.

Nicht nur er war dieser Meinung, ich teile seine Bedenken. Denn diesmal ist Dracula der Kopf einer kleinen, satanischen Sekte, der eine Gruppe einflussreicher, alter Säcke angehören. Diese feiert bei rituellen Jungfrauenopferungen satanische Rituale (wie im Originaltitel erwähnt) in einem Londoner Herrenhaus und lenkt damit ihre Aufmerksamkeit auf Scotland Yard. Die setzen Inspector Murray (Michael Coles) auf die Sekte an, der den Okkultexperten Van Helsing ins Boot holt. Gemeinsam, mit Enkelin Jessica Van Helsing im Schlepptau (warum eigentlich?), die diesmal nicht wie im Vorgänger von Stephanie Beacham, sondern von Joanna Lumley verkörpert wird, starten sie die Ermittlungen. Diese erweisen sich als brandgefährlich, heftet sich doch ein Profikiller im Auftrag des Industriellen D. D. Denham an die Fersen von Murray, Van Helsing und Co.

Über weite Strecken entpuppt sich Dracula braucht frisches Blut als actionreicher Krimi, bei dem die Horrorelemente auf der Strecke bleiben. Christopher Lee erscheint nach gut einer halben Stunde mal kurz auf der Bildfläche, um dann erst wieder im Finale, als eben jener Industrieller Denham im Film aufzutauchen. Eine Tarnung, die irgendwie gar nicht nach Draculas Art klingt. Dies gilt ebenso für seinen Auftritt, im Anzug hinter einem Schreibtisch sitzend, wenn Van Helsing zu ihm durchdringt. Hier wirkt er eher wie ein Bond-Bösewicht, den Lee dann ja auch kurz darauf in Der Mann mit dem goldenen Colt geben durfte. Sein Plan ist übrigens ebenso ungewohnt, will er doch diesmal keine Braut an seiner Seite, sondern die Menschheit ausrotten, indem er die Pest auf diese loslässt. Was auch immer man sich dabei gedacht hat.

Dracula braucht frisches Blut bildet nicht nur Christopher Lees Abschied, sondern auch das qualitative Schlusslicht der Dracula-Reihe aus dem Hause Hammer Films. Zwar war der Ersatz-Graf John Forbes-Robertson im Nachfolger Die sieben goldenen Vampire eine Lachnummer, doch waren dessen Auftritte überschaubar und der Film recht spaßig geraten. Unfreiwillig komisch war bereits dieser Film, in dem sich der Graf im Finale entscheidet, durch einen etwa zwei Meter breiten Dornenbusch zu kämpfen, anstatt einfach drumherum zu gehen. Sein Folgeschicksal hat er bei soviel Doofheit schlichtweg nicht anders verdient. Trotzdem, da wird mir jeder Sammler zustimmen, gehört auch dieser Film ins Regal um die Lücke zu schließen.

HanseSound hat Dracula braucht frisches Blut bereits zuvor aufgelegt, weswegen man, sofern bereits entweder die Special Edition oder die streng limitierten Mediabooks in zahlreicher Ausführung von Inked Pictures im Regal stehen hat, hier nicht zwingend zugreifen muss. Allerdings hat diese Edition zwei entscheidende Vorzüge. So lag dem Vorgänger-Mediabook ein Booklet von Mike Blankenburg bei, bei dem eine Seite fehlte und eine andere doppelt abgedruckt wurde. Hier nun gibt es ein tolles Booklet mit Texten von Filmspezialist Peter Osteried, der sich ausführlich mit der Entstehungsgeschte der Hammer Vampirfilme befasst. Auch sind die beiden neuen Cover wunderschön, wobei ich Variante A bevorzuge.

Qualitativ gibt´s nix zu meckern. Der Film wurde ordentlich in HD abgetastet (1,78:1 / Blu-ray in 1080p) und auch der Ton klingt gut (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0). Deutsche Untertitel sind wahlweise vorhanden. Im Bonusbereich gibt es neben dem bereits erwähnten Booklet noch Trailer und eine Bildergalerie.

Amazon-Links:

Mediabook Cover A – Hammer Film Edition

Mediabook Cover B – Hammer Film Edition

Special Edition Blu-ray

Mediabook Cover A – Inked Pictures

Mediabook Cover B – Inked Pictures

Mediabook Cover C – Inked Pictures

Mediabook Cover D – Inked Pictures

Mediabook Cover E – Inked Pictures

Mediabook Cover F – Inked Pictures

Mediabook Cover G – Inked Pictures

Mediabook Cover H – Inked Pictures

Mediabook Cover I – Inked Pictures

Mediabook Cover J – Inked Pictures

Mediabook Cover K – Inked Pictures

Zurück zur Startseite