Mmm num ba de, Dum bum ba be, Doo buh dum ba beh beh – Nein, dass ist keine andere Sprache, dass ist das von Freddy Mercury gesungene Intro zum filmtitelidentischen Songduett mit David Bowie. Geht es Euch nicht auch so, dass Ihr diese Zeilen beim Anblick des Artikels im Kopf habt? Doch so fröhlich beschwingt wie im Song Under Pressure geht es im Kopf des von Charlie Sheen verkörperten Feuerwehrmanns mit Sicherheit nicht zu. Der läuft stattdessen Amok und hat sich als Ziel seiner Vernichtung die brave Nachbarsfamilie nebenan ausgesucht. DIGIDREAMS STUDIOS veröffentlichte den Thriller nun innerhalb der Classic Cult Collection, zuerst als Einzel-DVD und kurz darauf auch auf Blu-ray.

Originaltitel: Bad Day on the Block

Dt. TV-Titel: American Amok – Dein Feind wohnt nebenan

Regie: Craig R. Baxley

Darsteller: Charlie Sheen, Mare Winningham, David Andrews, Noah Fleiss, John Ratzenberger

Artikel von Christian Jürs

Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit, als Charlie Sheen ein gefragter Hollywoodstar war? Lange vor seiner unrühmlich geendeten Zeit bei Two and a half Men, als er in Filmen wie Platoon, Wall Street oder den beiden Hot Shots!-Filmen in den Hauptrollen auftrat, galt er als Kassenmagnet. Doch Drogen und Eskapaden mit Prostituierten ließen seinen Stern in den späten Neunzigern langsam sinken. Zu dieser Zeit etwa entstand auch dieser Thriller von Regieroutinier Craig R. Baxley (Action Jackson), der es hierzulande nur noch ins Heimkino schaffte.

In diesem Thriller gibt Charlie den Feuerwehrmann Lyle Wilder, der in der Eröffnungssequenz ganz heldenhaft ein Baby aus einem brennenden Crackhaus in Los Angeles rettet. Doch heldenhaft ist Lyle im weiteren Verlauf der Handlung so gar nicht mehr. Nur wenige Filmminuten später outet er sich als tyrannischer Nachbar in einer ansonsten bilderbuchartigen Vorstadtgegend. Hauptaugenmerk seines Hasses ist die honigsüße Familie Braverton, die ihm ein besonderer Dorn im Auge ist. So sind ihm die brav draußen spielenden Kinder zu laut, da er gerne schlafen möchte. Auf seine ganz besondere Art bietet er der lieben Mami Catherine Braverton (Mare Winningham) daher an, die Kinder für 48 Stunden in seine Obhut zu nehmen, um sie körperlich zu züchtigen, damit sie fortan gehorchen. Nett von ihm, nicht wahr? Auch das Cabriolet von Familienoberhaupt Reese Braverton (David Andrews) schiebt er mal kurz, da dieser den Wagen mangels Alternative vor Wilders Haus geparkt hatte, einfach die Straße hinunter. Erstaunlich, wie gelassen der Fahrzeugbesitzer dies hinnimmt.

Es dürfte kaum verwundern, dass der liebe Lyle kürzlich von Frau und Kind sitzengelassen wurde. Wer möchte schon mit einem Psycho im Haus zusammenleben? Wie irre er wirklich ist, erfahren wir in Rückblenden, in denen er beispielsweise seine Frau nötigt, eine fröhliche Runde Russisch Roulette zu mit ihm zu spielen. Nicht unbedingt die Art von Spieleabend, die man sich als Familie wünscht. Auch seine eingangs gezeigte Heldentat steht in einem gänzlich anderen Licht, als wir erfahren, dass der mutige Feuerwehrmann zwar das Baby rettete, die seiner Meinung nach fahrlässig handelnde Mutter aber den Flammen überließ. Wer solche Nachbarn hat, der sollte schleunigst das Weite suchen. Doch die Bravertons denken gar nicht daran – und bekommen Lyles ganzen Hass zu spüren.

Anfang der Neunziger war der Standard-Hollywoodthriller, in dem irgendein Psychopath das traute Familienleben auseinanderbrechen wollte, äußerst populär. Filme wie Die Hand an der Wiege oder Der Feind in meinem Bett ließen die Kassen klingeln. Diesen Trend machten sich findige B-Film-Schmieden zunutze und beglückten das zahlende Publikum auch in den Folgejahren mit immer neuen Psychopathen, die in den Wohlfühlwohnraum eindrangen. Diesmal ist´s also Charlie Sheen, dem man, mit dem heutigen Hintergrundwissen, den Psychopathen locker abnimmt. So soll der Schauspieler seine Ex-Frau Brooke Mueller einst mit dem Messer bedroht haben und fragt man bei Corey Feldman nach, so erfährt man weitere, äußerst unschöne Dinge, die sich aber bis zum heutigen Tage nicht beweisen lassen. Dass Charlie Sheen ein Bad Guy durch und durch ist, glaubt man nach seinem unrühmlichen Rauswurf bei Two and a half Men und seine darauf folgenden, wirren Winning-Videos jedenfalls problemlos.

Auch hier übertreibt er es, vor allem gegen Filmende, ein wenig. Nicht genug, dass man ihm von Anfang an die Pest an den Hals wünscht, ist sein Terrorspiel im Finale fast schon zuviel des Guten. Ein wenig subtiler und mit ein paar sympathischen Zügen wäre seine Figur wesentlich umheimlicher gewesen. Immerhin hebt sich der Film dabei wenigstens ein wenig von den sonst so handelsüblichen Hollywoodthrillern der Neunziger ab und wir können froh sein, dass Sheen kein Overacting an den Tag legt, wie wir es aus den Gialli eines Dario Argento gewohnt sind.

Under Pressure ist nach heutigen Maßstäben kein großer Wurf, dürfte Genrefans alter Schule aber durchaus Spaß bereiten, da Craig R. Baxley routiniert genug sein Programm in erfreulich kurzer Laufzeit (88 Minuten) herunterspult. So kommt zumindest keine Langeweile auf, wenn schon die Handlung schon nach Schema F verläuft.

Mir lag zur Rezension die Blu-ray aus dem Hause DigiDreams vor. Diese verfügt auf dem Backcover über eine Entschuldigung, dass trotz intensiver Bemühungen kein 35mm Material aufgetrieben werden konnte und nur ein SD-Master zur Verfügung stand. Das Bild ist dementsprechend zwar trotzdem recht scharf und farbenfroh, verfügt aber auch über ein leichtes Zeilenflimmern, welches sich vor allem bei den Credits bemerkbar macht. Der Ton liegt in Deutsch und Englisch vor, wobei es die Synchronspur im originalen 2.0 Ton, sowie im 5.1 Upmix gibt. Als Bonusmaterial sind Trailer und Bildergalerien vorhanden. Auch ein Wendecover ohne FSK-Logo ist wie gewohnt am Start.

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