Auch wenn Bruce Willis mittlerweile sein Privatleben genießt und durch seine fortschreitende Demenz-Erkrankung keine Filme mehr drehen wird, haben die Verleiher dieser Welt noch den ein oder anderen Low-Budget-Streifen im Köcher, die der Altstar mit seiner Präsenz veredeln durfte. DETECTIVE KNIGHT: REDEMPTION (2022) stellt den zweiten Teil der DETECTIVE-KNIGHT-Trilogie dar, die Drehbuchautor und Billigheimer-Regisseur Edward Drake in weniger als 30 Tagen zusammenklöppelte und dabei sowohl budgetäre Limitierungen als auch nur wenige Drehtage mit Actionstar Willis in Kauf nehmen musste. Ob der Cop-Actionthriller, der mit seinem Weihnachtssetting ein wenig DIE-HARD-Vibes zu versprühen versucht und über Leonine im Heimkino erschien, eine Steigerung gegenüber dem ziemlich lahmen Erstling darstellt, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Originaltitel: Detective Knight: Redemption
Drehbuch & Regie: Edward Drake
Darsteller: Bruce Willis, Paul Johansson, Lochlyn Munro, Beau Mirchoff, Corey Large…
Artikel von Christopher Feldmann
Edward Drake scheint ein überlebensgroßer Fan von Hollywood-Ikone Bruce Willis zu sein, besetzte der Independentfilmer den Altstar in einer ganzen Reihe von Low-Budget-Filmen. Leider sind Graupen wie COSMIC SIN (2021), APEX (2021), AMERICAN SIEGE (2021) und der zwar solide inszenierte aber trotzdem unfassbar langweilige Neo-Noir-Thriller GASOLINE ALLEY (2022) nicht unbedingt das, was man sich unter dem Begriff Spätwerk für Willis vorgestellt hatte. Trotz der geringen Qualität versprühen diese Streifen aber immer noch weitaus mehr Sympathie, als all die Ramschtitel von Schundproduzent Randall Emmett, der seinen Hauptdarsteller durch einen ganzen Lastzug an Billig-Produktionen scheuchte, um mit seinem Gesicht noch ein paar Kröten zu generieren. Drakes Filme lassen zumindest immer eine gewisse Liebeserklärung an Bruce Willis erkennen, allen voran die DETECTIVE-KNIGHT-Trilogie, für die er kurz vor seinem Ruhestand nochmal in seine Paraderolle als hartgesottener und abgebrühter Cop schlüpfen durfte. Nach dem ziemlich hemdsärmeligen aber immerhin guckbaren Erstling DETECTIVE KNIGHT: ROGUE (2022), knüpft das Sequel DETECTIVE KNIGHT: REDEMPTION (2022) nahtlos an dessen Qualitätsstufe an, auch wenn unser Star sich hier tatsächlich noch rarer macht.
Handlung:
Der inhaftierte Detective James Knight (Bruce Willis) wird Zeuge eines Gefängnisausbruchs, welcher vom Ex-Elite-Soldaten Rickie Conlan (Paul Johansson) angeführt wird. Zusammen mit seinen Anhängern terrorisiert der brutale Fanatiker, unter dem Namen „Der Weihnachtsbomber“, die ganze Stadt. Die Polizei bietet Knight einen Deal an. Er soll die Verbrecher zur Strecke bringen und wird im Austausch wieder als Detective eingesetzt. Dabei verteilt der knallharte Knight Gnade für die Gerechten…und gnadenlose Gerechtigkeit für alle anderen.
Angesichts der Tatsache, dass es Edward Drake wirklich geschafft hat, eine ganze Trilogie in weniger als 30 Tagen aus dem Boden zu stampfen, ist ihm fast schon so etwas wie Respekt entgegenzubringen. Ein solches Pensum muss man erstmal an den Tag legen, vor allem wenn man ständig die Kosten niedrighalten und die Abstinenz des eigenen Hauptdarstellers irgendwie umschiffen muss. Dafür, dass somit auch DETECTIVE KNIGHT: REDEMPTION ein absolute Billig-Veranstaltung ist, kann sich das Ergebnis zumindest auf der optischen Ebene sehen lassen. Mit ziemlicher Sicherheit inspiriert von Großstadt-Copthrillern wie HEAT (1995) oder auch DIRTY HARRY (1971), schafft es Drake durchaus eine eigene Atmosphäre zu kreieren, die durchweg fies und düster daherkommt. Die ein oder andere Montage, der Einsatz von Licht und Schatten, sowie so manch effektiver Shot lassen ein Talent erkennen, das ich bei APEX (2021) und COSMIC SIN (2021) noch händeringend verleugnet hätte. Im Falle des hier vorliegenden Films zeigt sich, dass Drake durchaus ein fähiger Regisseur ist, der mit aus wenig mehr machen kann und obendrein ein effizienter Arbeiter sein muss. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er für etwas größere Produktionen durchaus interessant sein könnte.
Dass es sich bei DETECTIVE KNIGHT: REDEMPTION natürlich abermals um eine sehr günstige und in Rekordzeit abgefilmte Nummer handelt, sieht man dem Streifen allerdings durchweg an. So sehr sich der Regisseur auch bemüht, einen knallharten Actionthriller zu inszenieren, die Ambitionen waren sicherlich größer, als die Bedingungen es erlaubten. Im Kern dreht sich alles um den sogenannten Weihnachtsbomber, der in Santa-Kluft und mit gleichgesinnten Komplizen Banken überfällt und eine Schneise der Verwüstung und der Leichen hinter sich herzieht. Und was macht man, wenn dieser auf einmal einen Haufen Gefangener aus dem Knast befreit und mit religiösen Predigten um sich scharrt? Richtig, man zieht den wegen zahlreicher Dienstverstöße inhaftierten Cop „James Knight“ zu Rate, der zumindest laut Drehbuch der härteste Cop ist, der je für Recht und Ordnung gesorgt hat. Eigentlich liest sich das Ganze wie ein krachendes Kinospektakel, das fertige Produkt holt den unwissenden Ottonormalverbraucher allerdings ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Von groß angelegter Action sieht man in DETECTIVE KNIGHT 2 keine Spur, stattdessen bestehen 90% des Low-Budget-Films aus Dialogen in irgendwelchen spärlichen Sets. Viele doch eher zum schmunzeln anregende Szenen sind dabei ganz klar dem Budget geschuldet.
Wenn die Gangstergang rund um Mastermind und Gefängnisprediger „Ricky Conlan“ zu Beginn eine Bank stürmt und im anschließenden Feuergefecht mit der Polizei (die bei einer Gruppe schwerstbewaffneter Krimineller, die wild um sich ballern mit gerade einmal drei Streifenwagen anrückt) ein paar Sprengsätze zünden, deren Detonationen eher nach einer Handvoll mittelpreisiger Silvesterböller aussehen, dann ist das schon ziemlich unvorteilhaft für den Filmgenuss. Auch scheint es problemlos möglich zu sein, ein paar Kriminelle aus einer Haftanstalt zu befreien, weil durchgängig nur zwei Wärter Dienst haben. Diese kurzen Scharmützel machen dann auch einen Großteil der Action aus, die man geboten bekommt. Was die bösen Buben so treiben, zeigt uns der Film gerade einmal in zwei Szenen, ansonsten konzentriert sich der Streifen nur auf Klischee-Dialoge, die stellenweise so wirken, als hätte ein 14-jähriger einen Copfilm geschrieben. Für mehr war sichtbar kein Budget vorhanden, also muss halt so etwas wie Ermittlungsarbeit improvisiert werden, die größtenteils von Lochlyn Munro absolviert wird, der als im Rollstuhl sitzender Partner von „James Knight“ seine Rolle aus dem Vorgänger übernimmt. Der eigentliche Löwenanteil gehört allerdings Paul Johansson, der den Verbrecher und durchgeknallt religiösen „Ricky Conlan“ mimt und ziemlich engagiert wirkt, seiner Figur die nötige Wucht zu verleihen. Leider schwafelt dieser am laufenden Band von Erlösung und auch dessen Ideologie und Ziele werden nie so richtig klar, da er wirklich ausschließlich nur zusammenhangloses Gewäsch faselt aber immerhin macht Johansson einen soliden Job. Auch Beau Mirchoff ist wieder als „Casey Rhodes“ zu sehen und bekommt seinen eigenen Character-Arc spendiert. Tatsächlich konzentriert sich REDEMPTION wie auch schon ROGUE viel mehr auf die Seite der Antagonisten oder zumindest Antihelden anstatt auf die Cops.
Und dann ist da noch der größte Wermutstropfen, nämlich Bruce Willis. Obwohl er nominell die Hauptrolle spielt und der Film sogar DETECTIVE KNIGHT im Titel trägt, sieht man von dem ambivalenten Ordnungshüter ziemlich wenig. Insgesamt beläuft sich dessen Screentime auf gerade einmal fünf läppische Minuten, was schon ein ziemlich starker Etikettenschwindel ist. Zwar war man darum bemüht, Willis‘ Szenen so gut wie möglich über den Film zu verteilen, es fällt aber sehr schnell auf, da man ihn zu 80% nur sitzend sieht und zu keiner Zeit bei den Ermittlungsarbeiten. Man fragt sich, warum man seine Figur überhaupt hinzugezogen hat, trägt er doch eigentlich nichts zum Geschehen bei, außer dass er hier und da mal zwei Sätze aufsagt. Gemessen an Willis‘ Sprechanteil dürfte Manfred Lehmann den Film in weniger als 20 Minuten synchronisiert haben. Zwar darf Bruce zum Ende ein paar Bösewichte mittels fetter Shotgun über den Jordan schicken, dies ist aber dann doch eher unvorteilhaft montiert, so dass man klar erkennen kann, dass lediglich einzelne Shots von ihm in die Szene geschnitten wurden, während das Body-Double den Rest erledigt. Natürlich sollte man bei diesen Filmen nicht viel von Willis erwarten aber angesichts des Titels und der Prämisse, nach er die Gangster jagt, ist das schon eine Frechheit.
Leonine veröffentlichte den Film kürzlich sowohl in 4K, als auch als Blu-ray und DVD, sowie digital. Uns lag zur Sichtung eine DVD vor, die mit ordentlicher Bild- und Tonqualität überzeugt. Als Extras gibt es ein Featurette und den Trailer.
Fazit:
Für die Tatsache, dass der Film DETECTIVE KNIGHT: REDEMPTION (2022) heißt, sieht man vom titelgebenden Ermittler erstaunlich wenig, macht sich Bruce Willis hier doch mehr als rar. Stattdessen konzentriert man sich mehr auf die Antagonisten und darauf zu kaschieren, dass man hier mit einem absoluten Schnürsenkelbudget arbeiten musste. Ein optisch durchaus guckbarer aber auch langweiliger Pseudo-Actionthriller, der jegliche Hoffnung zunichte macht, dass der bereits im Mai erscheinende DETECTIVE KNIGHT: INDEPENDENCE (2023) das Ruder nochmal herumreißen könnte.
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