Seit im Jahr 1988 Chucky die Mörderpuppe die Horrorfilmgemeinde in Aufruhr versetzte, hielten die niedlichen Killerspielzeuge immer wieder Einzug in die Kinos und Videotheken. Von Puppet Master, über Dolly Dearest zu Annabelle – Horrorfans können einfach nicht genug von den putzigen Killern im Kinderspielgewand bekommen. Auch M3gan bildet da keine Ausnahme und so mauserte sich der nur 12 Mio Dollar günstige Schocker aus dem Hause Blumhouse Productions mal wieder zu einem rentablen Blockbuster. Während der Film im Kino für eine Jugendfreigabe ein wenig gestutzt wurde, um auch die Kids ins Kino zu locken, bietet UNIVERSAL PICTURES HOME ENTERTAINMENT im Heimkino zusätzlich die blutigere Unrated-Alternative an.
Regie: Gerard Johnstone
Darsteller: Allison Williams, Violet McGraw, Ronnie Chieng, Amie Donald, Jen Van Epps
Artikel von Christian Jürs
Die Spielzeugfirma Funki hat unwissend ein ganz heißes Eisen im Feuer, da die Softwareentwickler Gemma (Allison Williams), Tess (Jen Van Epps) und Cole (Brian Jordan Alvarez) heimlich, still und leise und vor allem ohne das Wissen ihres Vorgesetzten David Lin (Ronny Chiang) am Prototyp einer neuen, KI-gesteuerten Puppe arbeiten. Diese soll wie ein echter Mensch lernen und handeln, quasi als spielender Freundesersatz. Die Spieleentwickler rechnen insgeheim mit einem echten Verkaufshit. Doch als David, der eigentlich auf eine abgespeckte Variante der aktuell von ihnen angebotene PuRpetual Petz wartet, ihnen auf die Schliche kommt und eine erste Präsentation auch noch gnadenlos schiefläuft, wird das Projekt mit der Bezeichnung M3gan (Model 3 Generative Android) auf Eis gelegt.
Doch auch die Arbeit an den preisreduzierten PuRpetual Petz muss vorerst aufgrund eines Schicksalsschlags in Gemmas Familie ruhen. Die nimmt ihre neunjährige Nichte Cady (Violet McGraw) in ihre Obhut. Das Mädchen hat bei einem Verkehrsunfall beide Elternteile verloren und selbst leichtverletzt überlebt. Die Kindeserziehung erweist sich als Bärenaufgabe für Gemma, die als Karrierefrau keinerlei Bezug zu ihrer Nichte hat und deren Annäherungsversuche kläglich scheitern. Dass sich kein Spielzeug in Cadys neuem Heim befindet, macht die Situation nur noch angespannter, was sich auf Anraten der hinzugezogenen Kinderpsychologin Lydia (Amy Usherwood), ebenso wie Gemmas unbeholfener Umgang mit dem Mädchen, schleunigst ändern muss. Erste positive Vibes zwischen Tante und Nichte entstehen, als Cady den alten Fernlenkroboter Bruce in der Werkstatt von Gemma entdeckt. Die Begeisterung des Waisenmädchens führt bei der Spielzeugerfinderin zu dem Entschluss, ihr Herzensprojekt M3gan (Amie Donald) nun doch soweit fit zu machen, damit ihre Nichte diese als Spielkameradin nutzen kann, während Gemma gleichzeitig ihrer Erfindung einen Produkttest unterziehen kann.
Gesagt, getan. Und so zieht die neue, künstliche Freundin in den Frauenhaushalt ein und bildet auch umgehend eine enge Bindung zu Cady, die als Primärnutzerin registriert wird. Fortan lebt die traumatisierte Cady wieder auf, wovon zunächst auch das Verhältnis zu Gemma profitiert. Doch M3gan entwickelt ein Eigenleben, dass tödliche Ausmaße annimmt. So verschwindet urplötzlich der bissige Hund der neugierigen Nachbarin (Lori Dungey) und auch ein rowdyhafter Junge (Jack Cassidy) aus der Waldschule, in der Cady einen Probetag verbringt, erleidet einen tödlichen Unfall. Ob wohl die computergesteuerte Puppe ihre Plastikfinger im Spiel hatte? Nach und nach häufen sich die schrecklichen Ereignisse und irgendwann dämmert auch Gemma, was wir längst wissen. Nämlich, dass M3gan ihren Beschützerinstinkt für Cady eine spurweit zu ernst nimmt und ein gefährliches Eigenleben entwickelt hat.
Kein Geringerer als Horrorexperte James Wan (Saw) schrieb am Drehbuch dieses neuen Puppenhorrorfilms aus dem Hause Blumhouse Productions mit. Diese Zusammenarbeit sollte sich auszahlen. Eigentlich als harter R-Rated-Horrorfilm gedacht, bemerkte man schnell, dass mit nur wenigen Schnitten ein massentauglicheres PG-13-Publikum angesprochen werden konnte und schon rollte die Marketingmaschine. Mit Erfolg, wie die 176 Millionen Dollar weltweiten Kinoeinspiels belegen. Nun steht die Heimkinoveröffentlichung an und da beweist Universal Pictures ein Herz für Horrorfans. Daher befindet sich auf den physischen Medien neben der allgemein bekannten Kinofassung auch der härtere Unrated-Cut. Ironischerweise hatte die FSK andere Ansichten als die MPAA und gab beide Versionen ab 16 Jahren frei.
Beinharte Horrorfans werden bei M3gan nur wenig Neues entdecken, erinnert der Film doch nicht von Ungefähr an das leider weniger erfolgreich im Kino gelaufene Remake der Child´s Play-Reihe. Dieses gefiel mir letztlich etwas besser, doch als Einstiegshorrorfilm für eine heranwachsende Fangemeinde, sowie als Fast Food Snack zwischendurch für gestandene Horrorfans, taugt M3gan ebenso. Zu verdanken ist dies den gut geschriebenen Charakteren, die ebenso besetzt wurden, dem schnellen Pacing der Geschichte und den wunderbaren, handgemachten Effekten. Erstaunlicherweise funktionieren die Kinofassung und der Unrated-Cut beide erstaunlich gut, der Horrorfan in mir bevorzugt aber die blutige Variante.
Mir lag zur Rezension die Presse-Blu-ray vor. Diese punktet mit sehr guter Bild- und Tonqualität und ein paar kurzen Featurettes, die einen kleinen Einblick in die Arbeit am Set bieten. Auch wenn Chucky mein all time Favourite im Puppenhorrorbereich bleibt, freue ich mich jetzt schon auf eine Rückkehr der süßen M3gan. Diese dürfte, nach dem sensationellen Einspielergebnis, nur eine Frage der Zeit sein.
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