Die triste, kalte Jahreszeit ist zwar mittlerweile vorbei, allerdings lässt sich atmosphärische, angenehm altmodische Gruselkost auch bei wärmeren Temperaturen genießen. Pandastorm Pictures hat für alle Freunde des klassischen Schauerkinos just den Film OFFSEASON – INSEL DES GRAUENS (2021) im hiesigen Heimkinos veröffentlicht, der nicht nur H.P. Lovecraft huldigt, sondern auch eine Hommage an Genrelegende John Carpenter darstellt. Wir haben den Streifen gesichtet und verraten euch, ob sich der Trip in den dichten Inselnebel lohnt.

Originaltitel: Offseason

Drehbuch & Regie: Mickey Keating

Darsteller: Jocelin Donahue, Joe Swanberg, Richard Brake, Melora Walters, Jeremy Gardner…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Marie (Jocelin Donahue) erhält eine mysteriöse Nachricht, dass das Grab ihrer Mutter auf der entlegenen Lone Palm Island verwüstet worden ist. Mit ihrem Freund George (Joe Swanberg) kommt sie gerade auf der nebelverhangenen Insel an, bevor die einzige Brücke bis zur nächsten Feriensaison geschlossen wird. Schnell dämmert es Marie, dass an dem einsamen Ort und seinen feindseligen Bewohnern etwas faul ist. Und findet sich in einem Albtraum wieder, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint…

In Zeiten uninspirierter und inflationär eingesetzter Jump-Scares und krachenden Sounds auf der Tonspur ist es wirklich angenehm, einen Film wie OFFSEASON – INSEL DES GRAUENS (2021) sehen zu können, der sich schlichtweg den modernen Trends und Tropes verweigert und sich auf altgediente Tugenden besinnt. Tatsächlich lässt sich die neueste Regiearbeit von Independentfilmer Mickey Keating als klassische Schauergeschichte beschreiben, die sich, wahrscheinlich auch aus Kostengründen, auf eine dichte, beklemmende Stimmung konzentriert, als auf Effekthascherei und öde „Buh“-Effekte.

Aber der Reihe nach, denn auch OFFSEASON ist bei weitem kein perfekter Horrorfilm, sondern ein ordentliches Genrestück, das auch seine Schnitzer aufweist, gerade in Bezug auf den etwas dünnen Plot. Mal abgesehen von einer mittels Flashbacks aufgebauten Mystery, hat das Drehbuch wenig zu erzählen und stützt sich fast vollumfänglich auf seltsame Inselbewohner und irgendeine unbekannte Macht im Hintergrund. Über weite Strecken passiert wenig und der Großteil des Films besteht daraus, dass unsere Hauptfigur durch menschenleere und nebelige Straßen irrt, um Licht ins Dunkel zu bringen. Tatsächlich wirkt die Gruselmär wie ein Mix aus SILENT HILL (2006) und John Carpenters THE FOG (1980), wobei letzterer vermutlich die größere Inspiration gewesen sein dürfte, denn der dichte Nebel scheint auch hier alles zu verschlucken. Ansonsten ist nicht viel los und auch die Figuren geben nicht viel her, dazu gehört auch Hauptdarstellerin Jocelin Donahue, die ihre „Marie“ zwar mit viel Engagement zum Leben erweckt aber auch vom Skript ein wenig hängen gelassen wird. Dasselbe gilt auch für ihren von Joe Swanberg verkörperten Sidekick „George“, der irgendwann auch gänzlich aus dem Film verschwindet. Und die Bewohner der mysteriösen Insel sind im Grunde sowieso nur eine anonyme Masse. In Gänze fühlt sich OFFSEASON nicht sonderlich rund oder gar auserzählt an, sondern bleibt oftmals wage.

Diese Mäkel stören aber nur bedingt, denn Keating gelingt hier mit überschaubaren Mitteln eine schöne Atmosphäre, die sich über die knackigen 82 Minuten Laufzeit bewährt. Gerade die einsamen, nebelverhangenen Straßen und die seltsamen, fast schon zombieartigen Bewohner sorgen für den nötigen Nervenkitzel und die wohlige Gänsehaut. Der Film profitiert dabei immer wieder von seiner Kamera, die Dinge nur andeutet und oft schemenhaft im Nebel zeigt, was der Spannung zu Gute kommt. Im letzten Drittel kommt sogar einigermaßen Tempo auf, wenn diverse Aspekte (wenn auch nicht immer befriedigend) aufgelöst werden und sogar Lovecraft-Elemente Einzug halten. In diversen Besprechungen wird auch gerne Lucio Fulci als Inspiration für OFFSEASON genannt, allerdings hat man es hier mitnichten mit einem Gorefest zu tun, sondern mit einer gespenstischen Stimmung, die sich vermutlich auf Filme wie DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER (1981) und DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES (1981) beziehen lässt, die beide abseits ihrer Gewaltdarstellung auch um Atmosphäre bemüht sind. Das ist am Ende auch der größte Reiz des Films, bleibt der Rest doch relativ vorhersehbar.

Auch die Darsteller machen hier einen guten Job. Die bereits erwähnte Jocelin Donahue spielt sich die Seele aus dem Leib und wiegt somit die fehlenden Nebenfiguren auf. Am ehesten bleibt da noch Genreveteran und Rob-Zombie-Buddy Richard Brake, der im vergangenen Jahr zudem im Horrorhit BARBARIAN (2022) zu sehen war. Dieser darf als mysteriöser Brückenwart (wenn es diese Berufsbezeichnung überhaupt geben sollte) seine ganze Präsenz ausspielen.

Die Blu-ray aus dem Hause Pandastorm Pictures, welche uns zur Sichtung vorlag, punktet mit sehr guter Bildqualität und einem satten 5.1-Ton, der für die perfekte Gruselstimmung im heimischen Wohnzimmer sorgt. Extras gibt es bis auf den Trailer leider keine, ein Wendecover ohne FSK-Logo ist allerdings vorhanden.

Fazit:

OFFSEASON – INSEL DES GRAUENS (2021) ist atmosphärisches Gruselkino der alten Schule, irgendwo zwischen John Carpenter und H.P. Lovecraft und punktet mit einer guten Besetzung, sowie einer ordentlichen Inszenierung, die für rund 80 Minuten schaurige Unterhaltung sorgt. Dass das Drehbuch nicht der aller größte Wurf ist, lässt sich da noch ansatzweise verschmerzen. Wer sich mal wieder nach dieser Art von Film sehnt, sollte mal einen Blick riskieren.

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