HANSESOUND MUSIK UND FILM GMBH führt die Mediabookreihe britischer Gruselklassiker fort. Diesmal allerdings nicht mehr unter dem Banner Hammer Film, sondern Horror Classics, denn diesmal stammt der angebotene Gothicgruselfilm nicht aus der Traditionsschmiede der Dracula- und Frankensteinfilme, sondern vom kleinen Konkurrenzlabel Amicus, die ebenfalls auf klassischen Horror setzten. In diesem Fall bekommen wir sogar eine deutsche DVD- und Blu-ray-Premiere kredenzt, denn Saat des Bösen, wie der Alternativtitel einer VHS-Auflage lautet, wurde bislang nicht auf Scheibe veröffentlicht und dürfte daher weitestgehend in Vergessenheit geraten sein. Diesen Umstand werden wir nun ändern.
Alternativtitel: Saat des Bösen
Originaltitel: And Now the Screaming Starts!
Regie: Roy Ward Baker
Darsteller: Peter Cushing, Herbert Lom, Stephanie Beacham, Ian Ogilvy, Patrick Magee, Geoffrey Whitehead
Artikel von Christian Jürs
Ein Jahr nachdem sich Christopher Lee als Vampirfürst im Film mit dem wohl beklopptesten, deutschen Titel, nämlich Dracula jagt Mini-Mädchen, auf die Jagd nach jungfräulichen Halsschlagadern im London der wilden Siebziger begab, produzierte das kleine Horrorfilmstudio Amicus Productions eine Familyrenuion im klassischen Gothichorror-Gewand. Denn in Embryo des Bösen, ein deutscher Titel, der sich bei näherem Hinsehen als nicht weniger bekloppt enttarnt, treten Mini-Mädchen Stephanie Beacham und ihr dortiger Film-Opa Peter Cushing nur ein Jahr später wieder gemeinsam vor die Kamera.
Bis es jedoch soweit ist, dass beide wieder vereint zu sehen sind, dauert es eine ganze Weile, denn auch wenn Peter Cushing im Vorspann an der Pole Position steht, tritt er erst im letzten Drittel in Erscheinung. Frau Beacham allerdings ist von Anfang an Omnipräsent.
Sie verkörpert Catherine, die sich jüngst mit dem adeligen Charles Fengriffen (Ian Ogilvy) vermählt hat. Gemeinsam beziehen sie Ende des 18. Jahrhunderts das ländliche Schloss der Familie. Doch kaum angekommen, entwickelt sich die eigentlich romantisch gedachte Hochzeitsnacht zur grauenvollen Tragödie. Zunächst wird Catherine von einer abgetrennten Hand, die aus einem Gemälde des Großvaters Henry (Herbert Lom) auf sie zuspringt, angegriffen, dann wird sie, noch bevor der Ehemann seinen Pflichten nachkommen kann, vom Schlossgespenst vergewaltigt. Zumindest behauptet sie dies, doch Charles will von der Schauermär scheinbar nichts wissen. Doch die Gute irrt nicht, liegt auf der Familie doch ein Fluch und so entpuppt sie sich alsbald als schwanger. Die Frage ist nur, ist Charles der Papa oder vielleicht doch das Wesen aus dem Totenreich?
Besagter Fluch scheint in Zusammenhang mit dem seltsamen, in unmittelbarer Nähe wohnenden Holzpfäller (Geoffrey Whitehead) zusammenzuhängen, dessen Familie einst unter Henry Fengriffen und seinen Sünden litt. Die immer wieder auftauchende, abgetrennte Hand hat ebenfalls damit zu tun. Und so sterben die Angestellten des Hauses, immer dann, wenn sie Catherine Genaueres über den Familienfluch schildern wollen, wie die Fliegen. Mal ist es ein Treppensturz, ein anderes Mal ein Herzinfarkt, der die redselige Belegschaft dahinrafft. Doch Beweise für eine übernatürliche Macht finden sich keine. Und so werden die Visionen, von denen Catherine vermehrt heimgesucht wird, vom ansässigen Dr. Whittle (Patrick Magee) auch zunächst nicht ernst genommen. Erst als Charles mit offenen Karten spielt und den Familienfluch gesteht, wird ein Experte zu Rate gezogen: Dr. Pope (Peter Cushing).
Der tritt, damit er nicht so alt wirkt wie im ebenfalls 1973 entstandenen Dracula braucht frisches Blut, mit offensichtlichem, stark hochtoupiertem Haarteil auf. Immerhin wirkt er einigermaßen fit und spielt seine Rolle, die stark an seine Auftritte als Dr. Van Helsing erinnert, wie immer überzeugend. Im Grunde hätte man Dr. Pope und Dr. Whittle auch zu einer Figur zusammenfassen können, doch so konnte man mit Peter Cushing und Patrick Magee (Uhrwerk Orange) gleich zwei bekannte Altstars vor die Kamera holen, jeweils mit ein wenig Screentime. Vor allem aber Freunde von Herbert Lom müssen stark sein, denn der tritt lediglich für fünf Minuten in einer Rückblende in Erscheinung.
Mit der Veröffentlichung von Embryo des Bösen hat das Label Hansesound Musik und Film GmbH dem Freund klassischer, britischer Gothichorrorfilme ein echtes Geschenk gemacht. Denn auch wenn der Film weit davon entfernt ist, zur Riege der echten Klassiker gezählt zu werden, hat er die stiefmütterliche Behandlung, die ihm hierzulande zuteil wurde, nicht verdient. Vergleicht man ihn mit den zu dieser Zeit entstandenen Streifen aus dem Hause Hammer Films, die qualitativ immer weiter abrutschten, stellt man erfreut fest, dass sich Embryo des Bösen im positiven Sinne altmodisch anfühlt. Damit war er seinerzeit zwar aus der Zeit gefallen, dem Oldschool-Fan spielt man damit aber in die Karten. Klar, die Story könnte ausgefeilter sein und so mancher Effekt wirkt extrem altbacken, was die FSK18-Freigabe heute absurd wirken lässt, trotzdem weiss der Gothichorrorfilm irgendwie zu gefallen. Hier und da lief der Film im Free-TV und auch auf VHS fand man den Film in so manchen dunklen Ecken der Videotheken, doch auf DVD und Blu-ray gab es ihn bislang nicht. Zumindest bis heute, denn nun hat man gleich die Wahl zwischen DVD und Blu-ray oder greift gleich zum wunderschönen Mediabook mit beiden Varianten.
Die Bildqualität ist fantastisch und auch der Mono-Ton kommt recht sauber daher, wobei die deutsche Tonspur hier und da ein wenig zischt bei S-C-H-Lauten. Im Bonusbereich gibt es diverse Trailer und der Mediabookkäufer bekommt zusätzlich ein ausführliches Booklet von Christoph N. Kellerbach obendrauf.
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