Hat jemand eine Schlachtplatte bestellt? Falls dies zutreffen sollte, dürfte der südkoreanische Splatter-Actionfilm PROJECT WOLF HUNTING (2022) genau euren Geschmack treffen. Nach dem taiwanesischen Gewaltrausch THE SADNESS (2021) brachte Capelight Pictures auch diese Gorehound-Party, für deren 18er-Freigabe das Label insgesamt dreimal bei der FSK vorstellig werden musste, in die deutschen Kinos, natürlich komplett ungekürzt. Nun ist der Film als schmucke Mediabook-Edition fürs Heimkino erhältlich, in diesem Fall allerdings mit SPIO-Siegel. Ob der blutgetränkte Mix aus Action und Horror zu unterhalten vermag, verraten wir euch in unserer Kritik.

Originaltitel: Neugdaesanyang

Drehbuch & Regie: Hong-seon Kim

Darsteller: Seo In-guk, Jang Dong-yoon, Jung So-min, Gwi-hwa Choi, Dong-il Sung…

Artikel von Christopher Feldmann

Capelight Pictures haben anscheinend die Floskel „der härteste Film des Jahres“ für ihre Promotion gepachtet, denn zum zweiten Mal in nur zwei Jahren versorgt uns das Label mit exzessivem Gewaltkino aus Fernost. War der taiwanesische Splatterfilm THE SADNESS (2021) noch ein Horrorfilm im Geiste klassischer Zombiefilme (auch wenn es sich bei den „Zombies“ im Film lediglich um triebgesteuerte Infizierte handelte und weniger um Untote im klassische Sinn), erwartet uns nun mit PROJECT WOLF HUNTING (2022) ein Streifen in die Kinos, der eher in der Kategorie „Hardcore-Actionfilm“ sein Zuhause hat. Dass es in dem schon auf diversen Festivals gezeigten Schlachtfest nicht gerade zimperlich zur Sache geht, bewies die Tatsache, dass Capelight ganze dreimal den Gang zur FSK antreten musste, denn die Jugendschützer verweigerte zweimal die Freigabe. Ohne diese wäre ein Kinostart nicht möglich, doch beim dritten Anlauf bekam der Film schlussendlich doch noch den Segen der Sittenwächter, für die ungekürzte Fassung versteht sich. Dass das nicht für die just erschienene Heimkino-Auswertung galt und man wie Im Fall von THE SADNESS, der auf Scheibe ebenfalls den SPIO-Flatschen bekam, den Gang zur Juristenkommission antreten musste, war abzusehen. PROJECT WOLF HUNTING ereilte nun dasselbe Schicksal, macht doch auch dieser asiatische Reißer in Sachen Gewaltdarstellung keine Gefangenen, selbst wenn das blutige Treiben auf hoher See weit weniger an die Nieren geht.

Handlung:

Eine Gruppe gewalttätiger Schwerverbrecher soll von den Philippinen nach Südkorea ausgeliefert werden. Um die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten, erfolgt die Überführung auf dem Seeweg – an Bord des alten Frachtschiffs Frontier Wolf. Begleitet von knapp zwei Dutzend hartgesottenen Polizisten, werden die Straftäter unter Deck eingesperrt und streng bewacht. Doch die Crew ist unterwandert worden. Die Gangster haben Saboteure eingeschleust und jede Menge Waffen an Bord geschmuggelt. Es dauert nicht lange, bis ein blutiger Kampf ausbricht, der unzählige Leben kostet. Was jedoch niemand ahnt: Im Rumpf des Schiffs lauert eine noch viel größere Gefahr …

Bereits im vergangenen Jahr machte PROJECT WOLF HUNTING bereits die Runde unter Filmfans und es war immer wieder vom „härtesten Actionfilm aller Zeiten“ die Rede. Eine amtliche Behauptung, die es nachzuprüfen gilt, selbst wenn solche Aussagen immer mit Vorsicht zu genießen sind. Um die größte Frage schon jetzt zu beantworten: Ja, der Film ist ein wahnsinniges Blutbad. Regisseur und Drehbuchautor Hong-seon Kim lässt schon nach nicht einmal zwei Minuten einen ganzen Schwall an rotem Lebenssaft über den Asphalt fließen, was ein kleiner Vorgeschmack auf das ist, was den Zuschauer in den nächsten 112 Minuten erwartet. Kim nutzt jede erdenkliche Konfrontation, um Blut aus jeder Ritze und jeder Pore quellen zu lassen. Es werden Schädel eingeschlagen, Kehlen aufgerissen, Köpfe skalpiert, Gliedmaßen abgetrennt oder ganze Körper von Kugeln durchsiebt. Die zweieinhalb Tonnen Kunstblut, die laut Macher für dieses Spektakel aufgewendet wurden, sind definitiv im Film zu sehen und werden großzügig über ein ganzes Containerschiff verteilt. Und trotzdem wird das Ganze nie so bretthart wie man zu Beginn denken würde, denn im Gegensatz zu THE SADNESS tut das Gekröse nie wirklich weh und sorgt auch zu keiner Zeit für ein persönliches Unwohlsein. Wo der taiwanesische Schocker mit seiner oft sexualisierten Gewalt zu schocken vermochte, bleibt PROJECT WOLF HUNTING konstant auf einem verträglichen Level, das zwar immer noch ziemlich heftig daherkommt aber nie eine derartige Intensität aufweist wie der artverwandte Kollege aus Taiwan.

Dass der Gewaltpegel das größte Verkaufsargument des Streifens darstellt, beweist die „Story“, die grundsätzlich auf einen Bierdeckel passt und auch insgesamt totaler Kokolores ist. Schwerverbrecher, sprichwörtlich der Abschaum der Menschheit, sollen von Manila nach Busan transportiert werden und nach einem Attentat am Flughafen kommen schlaue Entscheidungsträger auf die glorreiche Idee, diese nicht per Flugzeug, sondern per Frachtschiff zu überführen und zwar mittels eines heruntergekommenen Containerschiffs. Was soll da denn schon schief gehen? So ziemlich viel, denn da man diese als „Project Wolf Hunting“ betitelte Aktion in den Nachrichten erstmal so richtig schön breit getreten hat, hatten andere Verbrecher die Gelegenheit, sich unter die Besatzung zu mogeln, die auch rund zwei Dutzend Cops umfasst, und ein ganzes Arsenal an Schuss- und Stichwaffen an Bord zu schmuggeln, das auch prompt eingesetzt wird.

Nach ca. 45 bis 50 Minuten belangloser Dialoge ist dann schließlich Halligalli angesagt und es wird fröhlich dem Auseinandernehmen von menschlichen Körpern gefrönt, bis dann schließlich noch eine Art Supersoldat/Mutant, den ein sinisterer Pharma-Konzern im Rumpf des Schiffs versteckt hat, aus seinem Schönheitsschlaf erwacht und alles und jeden zu Hackfleisch verarbeitet. Ja, PROJECT WOLF HUNTING ist eigentlich totaler Trash, eine wahnwitzige Gewaltfantasie irgendwo zwischen CON AIR (1997) und UNIVERSAL SOLDIER (1992), auch wenn der Blutzoll selbst den beinharten UNIVERSAL SOLDIER: DAY OF RECKONING (2012) in den Schatten stellt. Was zwischen den Charakteren passiert, wer am Ende Freund oder Feind ist, ist dabei völlig egal, Hauptsache es rumst mit Schmackes und das tut der Film ausgiebig, auch wenn die Chose mit einer Laufzeit von knapp zwei Stunden doch etwas lang geraten ist. Irgendwann wird es dann doch etwas redundant, vor allem weil Regisseur Kim keine sonderlich memorablen Szenen gelingen. Für die Tatsache, dass es sich hier eigentlich um einen Actionfilm mit Sci-Fi-Elementen handelt, bleiben die Actionszenen ziemlich flach und eindimensional und profilieren sich lediglich durch ihre Härte. Hier fehlt es an guten Montagen oder imposanten Choreographien, um mehr zu sein reines Entertainment für Gore-Bauern. Selbst wenn kurz vor dem Finale noch andere Soldaten auf dem Schiff landen, wird dieser Plot-Point nur dazu genutzt, um das Massaker am Laufen zu halten.

PROJECT WOLF HUNTING hätte zudem das Potenzial ein echter Partykracher zu werden, wenn sich der Streifen mit seinem flachen, völlig beknackten Drehbuch nicht so bierernst nehmen würde. Selbst die ganze Supersoldaten-Nummer wird mit eiserner Ernsthaftigkeit durchgezogen, was ein wenig schade ist, denn etwas Ironie hätte dem Ganzen durchaus gut zu Gesicht gestanden, immerhin bieten die Charaktere selbst auch kein besonderes Identifikationspotenzial. Wo ein Großteil der Schiffsreisenden sowieso aus gewissenlosen Killern besteht, handelt es sich bei den Cops meistens auch um Arschlöcher, die ihre „Fracht“ auch gerne mal misshandeln. Wirklich sympathisch ist hier niemand, weshalb auch kaum Spannung aufkommt. Trotzdem soll die Wertigkeit des Films nicht unter den Scheffel gestellt werden, PROJECT WOLF HUNTING ist gut gemacht und gerade die handgemachten Spezialeffekte wissen zu begeistern.

Nach dem Kinoeinsatz folgte kürzlich eine Auswertung im Mediabook, das den Film als Blu-ray & DVD enthält. Das Bild des Blaulings ist sehr gut und der Ton überzeugt mit einem wuchtigen 5.1-Sound. Bis au den Trailer enthält die Edition leider keine Extras, als obligatorisches Sahnehäubchen gibt es natürlich auch ein 24 Seiten umfassendes Booklet von Christoph N. Kellerbach.

Fazit:

Wer es mal wieder ordentlich splattern sehen möchte, sollte PROJECT WOLF HUNTING (2022) unbedingt eine Chance geben. Der südkoreanische Hardcore-Actionfilm macht keine Gefangenen und überzeugt vor allem durch seinen hohen Blutzoll und die praktischen Effekte. Hier ist immer was los, auch wenn der Streifen auf anderer Ebene etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt, denn in Sachen Action bekommt man nur Standardkost, zudem nimmt man sich, trotz feinster Trash-Prämisse, viel zu ernst. Für Genrefans sicher sehenswert.

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