Yee-haw! Treibt die Herde an! Vorwärts! Endlich mal wieder ein Western alter Schule, einem Klassiker des US-amerikanischen Kinos: Red River. Mit Howard Hawks im Regiestuhl und John Wayne im Sattel, wird hier eine große Rinderherde von Texas über den Red River nach Missouri getrieben. Red River erzählt nicht nur vom ersten Chisholm Trail, sondern auch eine Vater-Sohn-Geschichte zwischen Montgomery Clift und John Wayne. CAPELIGHT PICTURES brachte den großen Western nun als 3-Disc-Remastered-Edition (neue 2K Restauration) im Mediabook heraus.
Regie: Howard Hawks
Darsteller: John Wayne, Montgomery Clift, Joanne Dru, Walter Brennan, John Ireland
Artikel von Kai Kinnert
Um die Ranch vor dem Ruin zu retten, müssen der raue Viehzüchter Thomas Dunson (John Wayne) und sein Ziehsohn Matt Garth (Montgomery Clift) Tausende Rinder von Texas nach Missouri treiben, wo sich die Tiere zu Geld machen lassen. Das gigantische Unterfangen, das durch gefährliches Land und den berühmten Red River führt, ist ein Kraftakt für Mensch und Tier. Dunson wird zunehmend zum Tyrannen, der seinen Leuten unterwegs alles abfordert. Aufgeben ist untersagt! Es kommt zu einem Streit zwischen Matt und ihm, der beide Männer entzweit und in einem Duell mündet.
Taylor Sheridan, Producer und Entwickler der famosen TV-Serie 1883, muss Red River kennen. Es scheint sogar, als hätte sich Sheridan für seinen gesamten Yellowstone-Kosmos von Red River inspirieren lassen. Ist Thomas Dunson vielleicht ein Verwandter von James Dutton aus 1883? Dunson/Dutton – beide Figuren sind ähnlich gestrickt und haben ähnliches vor.
1851 verließ Thomas Dunson (John Wayne) in Begleitung von Nadine Groot St. Louis und schloss sich einem Wagenzug Richtung Kalifornien an. Nach drei Wochen sind sie an der Nordgrenze von Texas und Dunson will den Trail verlassen, um sich durch Indianergebiet in Richtung Süden aufzumachen. Dort ist gutes Gras für seine Rinder. Der Anführer des Trecks, ein ehemaliger Colonel, will ihn nicht gehen lassen, Dunson ist ein zu guter Schütze und für die Sicherheit des Wagenzugs unverzichtbar. Doch Dunson verlässt den Wagenzug.
Ein ähnliches Setting gibt es bei Taylor Sheridans 1883. Auch hier will sich der starrköpfige und knurrige James Dutton vom Wagenzug absetzen und auf eigene Faust sein Land abstecken. Der Anführer, ebenfalls ein ehemaliger Offizier, hält Dutton für unverzichtbar und kann ihn letztendlich überzeugen. Hier trennen sich zwar die Wege der Filme, doch 1883 bleibt mit seiner Story stets von Howard Hawks inspiriert.
Zurecht, denn Red River ist ein gut inszenierter Hollywood-Western und ein Independent Film mit geringem Budget noch dazu. Das sieht man dem Film aber nicht an, denn Red River wurde mit einigem Aufwand inszeniert und passend besetzt. Die Außenaufnahmen sind ein Hingucker, die große Rinderherde ist eine Wucht. Es war damals nicht so einfach, die knapp 2000 Long Horn Rinder aufzutreiben, um eine Viehherde mit 9000 Tieren zu inszenieren, denn die Tieren waren rar. Dennoch gelang es und es sieht beeindruckend aus. In diesen Momenten ist Red River ein authentischer Western, der die raue Arbeit der Cowboys zeigt. In Erinnerung bleibt da mit Sicherheit die plötzlich losbrechende Stampede; als sich eines Nachts die Herde erschrickt und das Weite sucht. Hier wurde ohne Tricks und Zeitraffer gedreht, die Aufnahmen sind staubig, unberechenbar und voller Wucht. Gelungen ist auch die Szene, in der die Herde den Fluss überquert und später in die Stadt getrieben wird.
Neben den schönen Außenaufnahmen hat der Film aber auch noch ein gelungenes Finale, und zwei ansehnliche Hauptdarsteller, die auf zeitlose Art und Weise einen guten Job machen. John Wayne spielt hier richtig gut, und Montgomery Clift ist der erste Tom Cruise in der Filmgeschichte. Clift erinnert frappierend an den jungen Cruise. Es gibt sogar einen Stunt, den natürlich die Stuntmen erledigten, der aber dennoch überraschend knackig wirkt. Im Finale rammt Clift Wayne in den Küchenwagen und es kracht ordentlich. Kurz nur, aber in einer einzigen Einstellung und ohne Kameratricks. Das hatte Stil.
Red River ist – natürlich – ein Kind seiner Zeit. Die Frauen sind zwar selbstbewusst, aber am Ende warten sie nur auf einen Mann und sollen Kinder gebären. John Wayne verkörpert ein altertümliches Männerbild und die Besiedelung des Landes versteht man nicht als räuberische Invasion, sondern als die Einkehr der Zivilisation in das Land der Wilden. Es ist eben ein Western, wie man ihn damals drehte. Und das machte man gut. Red River hat viele schöne Außenaufnahmen, einen guten Storybogen, rundes Schauspiel und beeindruckende Szenen mit der Rinderherde. Howard Hawks ist ein ansehnliches Western-Abenteuer gelungen, das auch heute noch zu unterhalten weiß.
Das Bild der Blu-ray (gesichtet wurde der Extended Cut) ist in einem guten s/w, der Ton klingt gut (enthalten sind die Synchronfassungen von 1964 und 1968). Auf einer weiteren Blu-ray befindet sich die US-Kinofassung mit ähnlichem Bild (OmU). Hier gibt es dann auch die Kolorierte TV-Fassung (SD) mit deutschem und englischem Ton, sowie Mike Siegel über RED RIVER, Deutscher Kinotrailer und den US-Kinotrailer. Auf der DVD befindet sich der Extended Cut mit beiden Synchronfassungen. Das 36-seitige Booklet wurde von Ines Walk geschrieben.
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