Unfassbar! Was für ein Film! Dieser Streifen wurde – im positiven Sinne – so opulent von Enzo G. Castellari gegen die Wand gefahren, das selbst Cannon Films ihn nicht veröffentlichen wollte und Luigi Cozzi an den Schneidetisch rief, um aus der bunten Gurke einen besseren Film zu machen. Dafür drehte Cozzi einige zusätzliche Szenen und gab dem Streifen somit den endgültigen Todesstoß. Jetzt wurde der Film richtig schlecht und Cannon brachte das Spektakel auf den Markt. Das Endergebnis ist ein herzerfrischender Driller Killer, ein Film also, der sich durch die Synapsen seiner Zuschauer bohrt und für staunende Unterhaltung sorgt. WICKED VISION DISTRIBUTION GMBH brachte die bunte Märchen-Knalltüte als aufwendige 2-Disc Limited Collector‘s Edition heraus – limitiert und mit tollen Extras versehen. Der perfekte Film für unser Sommercamp.
Originaltitel: Sinbad of the Seven Seas
Regie: Enzo G. Castellari, Luigi Cozzi
Darsteller: Lou Ferrigno, John Steiner, Roland Wybenga, Ennio Girolami, Hal Yamanouchi
Artikel von Kai Kinnert
Der böse Zauberer Jaffar hat die irakische Stadt Basra mit einem Fluch belegt und darüber hinaus die schöne Prinzessin entführt. Um seine Macht zu brechen, müssen Seefahrer Sinbad und seine Mitstreiter – darunter ein Zwerg, ein Wikinger und ein Samurai – fünf mystische Steine finden und es mit übermächtigen Feinden aufnehmen.
In den Extras zu diesem Film gibt es u.a. ein Interview mit Enzo G. Castellari, dass man sich gut als Einführung vor dem Hauptfilm ansehen könnte. Hier erfährt man durchaus Amüsantes, zum Beispiel das Castellari großes mit dem Film vorhatte, echtes Kino eben, aber dank des geringen Budgets nicht einmal in die Nähe seiner Vision kam. Man erfährt auch, dass Castellari am Schnitt nicht beteiligt war und die zusätzlichen Szenen mit der Gute-Nacht-Geschichte nicht von ihm stammten. Und dass er sich den Film erst Jahre später irgendwo auslieh und ihn nach 10 Minuten abbrach. Das Ergebnis sei so schlecht, dass er sich den Film nicht weiter ansehen konnte. Schuld daran sind die zusätzlichen Szenen, bei denen Enzo G. Castellari in den Extras die Worte fehlen. Und er hatte recht mit seiner Sprachlosigkeit. Als Rahmenhandlung liest eine Mutter ihrer Tochter eine Gute-Nacht-Geschichte vor, was schlichtweg grottenschlecht inszeniert wurde. Das Kinderzimmer ist eine Wucht, man muss es gesehen haben. Die Szenen sind ein inszenatorisches Grauen – und bitte dabei auch die gerahmte Fotografie an der Wand beachten! Für diese Szenen war Luigi Cozzi zuständig, der Drehbuchautor des Films, der von Cannon Films beauftragt wurde, aus dem Material Castellaris einen fertigen Film zu machen.
Das Ergebnis ist ein bunt-amüsanter Reigen des filmischen Scheiterns, für das Castellari gründlich den Boden geebnet hatte. Schlechtes Schauspiel trifft auf Effekte aus der Augsburger Puppenkiste, die Kamera findet hier und da die Schärfe nicht und die Musik kommt aus dem Casio-Keyboard für Kinder. Neben den harmlosen Kloppereien sind gerade die Kulissen ein sehenswertes Highlight. Bei einem Orkan auf See schaukelt nur die Kamera und das Segel wird geschüttelt, damit es sich bei der offensichtlichen Flaute ´stürmisch´ bewegt, da legt Sinbad mit seinem Schiff in einem Hafen an, der nur eine Theaterbühne mit ein paar flachen Kulissen ist und das Schiff wird auf Rollen ins Bild geschoben; die Außenaufnahme des Palastes ist wahrscheinlich nur das Dach eines modernen, orientalischen Hotels, denn im Hintergrund sind Hochhäuser und ein Baukran zu erkennen. Fesch auch die Assistentin des bösen Zauberers, stilsicher in einen S/M-Lederbody gewandet, dazu John Steiner, der ganz in die Schauspielkiste des Kasperle-Theaters greift und mit großer Geste die Augen aufreißt. Das Bühnenbild in seinen Szenen ist die Wucht in Tüten: auf einer leeren Bühne stehen und hängen irgendwelche Elemente herum, hier erlebt man Dadaismus pur.
Sinbad – Herr der Sieben Meere ist ein Juwel für Cannon-Fans und ein Film für Freunde schräger Filmperlen. Hier wurde für Drei-Mark-Fünfzig großes Kino geschaffen, hier gibt es Halligalli rückwärts, hier ist jedes Los ein Treffer! Der Film haut voll auf den Stirnlappen, da wird einem ganz bunt vor Augen. Sinbad – Herr der Sieben Meere ist liebevoll gescheitert, man kann seinen Blick nicht abwenden und bleibt mit einem Grinsen zurück. Das hat Spaß gemacht!
Das Bild der Blu-ray ist gut und bunt, der Ton ebenso. Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese, Sinbad Uncharted – Interview mit Regisseur Enzo G. Castellari, Sinbad Untold – Interview mit Regisseur Luigi Cozzi, Sinbad Unbeaten – Interview mit Darsteller und Stuntman Massimo Vanni, Bildergalerie, Originaltrailer und ein 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach. Außerdem beiliegend (sofern man im Wicked Shop bestellt): ein doppelseitiges DIN A3 Poster, 10 Artcards zum Film, 2 Bierdeckel zum Film und 2 Aufkleber (ein Cannon-Aufkleber ist mit dabei). Die Extras sind wirklich gelungen, die Nummer ist rundum hübsch verpackt!
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