KUMITE! KUMITE! KUMITE!… Dieser Schlachtruf dürfte den meisten Actionfans und Videothekenkindern der späten 1980er Jahre nur zu gut geläufig sein, denn BLOODSPORT (1988) war seinerzeit der heilige Gral unter den Kampfsportstreifen, der nicht nur einer der letzten Kinoerfolge der damals strauchelnden Cannon Group darstellt, sondern gleichzeitig auch als die Geburtsstunde des belgischen Actionstars Jean-Claude van Damme gilt. Capelight Pictures hat keine Kosten und Mühen gescheut und das Martial-Arts-Märchen, das auf wahren Begebenheiten basiert *hust* 4K-restauriert als Mediabook-Edition veröffentlicht, die wie warme Semmeln wegging und schnell ausverkauft war. Aufgrund der hohen Nachfrage folgt nun die Zweitauswertung im Steelbook und wir verraten euch schon mal, warum die Scheibe ein absolutes Must-Have für alle Klopperfans ist.

Originaltitel: Bloodsport

Drehbuch: Sheldon Lettich, Christopher Cosby, Mel Friedman

Regie: Newt Arnold

Darsteller: Jean-Claude van Damme, Bolo Yeung, Donald Gibb, Leah Ayres, Forest Whitaker, Norman Burton, Roy Chiao…

Artikel von Christopher Feldmann

Es war einmal ein junger Belgier namens Jean-Claude Camille François Van Varenberg, den es in die USA und speziell nach Hollywood zog, um unter dem Namen Jean-Claude van Damme im goldenen Zeitalter des Genres der nächste große Stern am Actionhimmel zu werden. Nach zahlreichen Jobs als Limousinenfahrer, Türsteher und Fitnesstrainer brachte ihn Chuck Norris zum Film (u.a. wirkte van Damme bei MISSING IN ACTION (1984) als Stuntman mit) und mit seiner Rolle als fieser, russischer Kampfsportler im Kultstreifen KARATE TIGER (1986) machte er erstmals das Publikum auf sich aufmerksam. Nur zwei Jahre später folgte der große Durchbruch, wohl auch weil er Tatsachenberichten zufolge Cannon-Chef Menahem Golan in der Lobby des Firmensitzes solange Drehkicks vorführte, bis dieser schließlich ein Drehbuch mit dem Titel BLOODSPORT aus der Schublade holte und dem jungen Belgier die Hauptrolle gab, um vermutlich auch einfach in Ruhe gelassen zu werden. Der Rest ist Geschichte und mit dem für etwas mehr als läppische eine Millionen US-Dollar produzierten Streifen entstand so etwas wie die Mutter aller Kampfsportfilme, wenn man Bruce Lees ENTER THE DRAGON (1973) mal außer Acht lässt, der auch gleichzeitig einen erneuten Kickstart für das Genre darstellte und dafür sorgte, dass in Folge unzählige Klopper nach ähnlichem Muster in die Videothekenregale dieser Welt gespült wurden. Ob der Status des Streifens heute noch gerechtfertigt ist? Objektiv vielleicht nicht aber aus persönlicher Sicht ist BLOODSPORT (1988) immer noch die Quintessenz dieser Art von Unterhaltung, die auch heute noch viel Spaß macht.

Handlung:

In seiner Jugend wurde der Amerikaner Frank Dux (Jean-Claude Van Damme) vom japanischen Martial-Arts-Meister Senzo Tanaka (Roy Chiao) in der Kunst des Ninjutsu unterwiesen. Als Tanaka im Sterben liegt, reist Dux ihm zu Ehren nach Hongkong, um dort am Kumite teilzunehmen – einem geheimen Vollkontaktwettbewerb, bei dem Kämpfer aus aller Welt ihr Leben aufs Spiel setzen. Mit eiserner Disziplin kämpft sich Dux durch das Turnier. Er hat nur ein Ziel vor Augen: die Arena als Sieger zu verlassen. Schlussendlich steht ihm dabei der skrupellose Kämpfer Chong Li (Bolo Yeung) im Weg.

Als Capelight Pictures im vergangenen Jahr ankündigte, BLOODSPORT (1988) als frisch restaurierte 4K-Premiere in einer Mediabook-Edition zu veröffentlichen, brach im Internet eine Welle des Jubels los, was bestätigte, dass der Zauber des Turnier-Reißers bis heute ungebrochen scheint. Dies zementierte zudem die Veröffentlichung selbst, war die Edition doch in Windeseile ausverkauft. Auch ich hatte mich wahnsinnig auf eine erneute Sichtung in bester Qualität gefreut, mir aber gleichzeitig auch die Frage gestellt, ob der Klopper einer erneuten Beurteilung standhalten kann.

Ich bin persönlich ein großer Freund dieser Art von Filmen und den jeweils dazugehörenden Recken in den Hauptrollen. Selbst der letzte Low-Budget-Heuler (denn im Grunde waren diese ganzen Kampfsportactioner auch nicht mehr als billiges Entertainment ohne Anspruch) zaubert mir noch ein Lächeln ins Gesicht, wenn „Stars“ wie Dolph Lundgren, Cynthia Rothrock, Billy Blanks, Jeff Wincott und Co. kräftig Arschtritte verteilen. BLOODSPORT ermöglichte den Siegeszug dieser Art von Unterhaltung in den Videotheken, denn genau für diesen Markt wurden die Filme auch produziert und wenn man mal ganz ehrlich ist und die rosarote Brille für einen kurzen Moment beiseite legt, gehört auch das van-Damme-Vehikel in diese Schiene, denn so wirklich „gut“ ist die Verfilmung der Lügenmärchen von Wannabe-Kampfsportprofi Frank Dux (der bis heute behauptet, bei einem tatsächlichen Kumite fünfmaliger Champion gewesen zu sein, ohne dafür jeglichen Beweis erbracht zu haben) nämlich nicht. Allerdings hält es sich mit BLOODSPORT wie mit ROCKY IV (1985), denn auch das Boxer-Sequel ist im Grunde substanzloser 80s-Trash aber aufgrund des Zusammenspiels verschiedener Elemente ein perfektes und vor allem zeitloses Guilty Pleasure, das mehr Strahlkraft besitzt als die meisten Großproduktionen der jüngeren Vergangenheit.

Auf dem Drehbuch des Films fußt besagte Strahlkraft allerdings nicht, denn dieses passt im Grunde auf einen Bierdeckel, der dann immer noch Platz genug hätte, um zwei Runden alkoholische Kaltgetränke draufzuschreiben. Die Geschichte um einen von einem japanischen Kampfkunstmeister ausgebildeten Millitärsoldaten, der aus Ehrgefühl an einem geheimen, thailändischen Vollkontaktturnier teilnimmt, strotzt nicht gerade vor Originalität und lässt ziemlich viel vermissen, was man normalerweise an Charakterentwicklung oder klassischer Dramaturgie gewohnt ist, auch im Actiongenre der damaligen Zeit. BLOODSPORT ist auf das absolut notwendigste reduziert und das ist die Action auf der Matte. Sowohl Franks Motivation am „Kumite“ teilzunehmen, als auch die Geschehnisse außerhalb der Kampfarena sind extrem wässrig, die Anstrengung mit dem Auftauchen der beiden Militärpolizisten eine Art Nebenhandlung zu etablieren verläuft sich im Nichts und auch die angedeutete Romanze mit der Journalistin „Janice“ bleibt gänzlich oberflächlich. Der Film zahlt narrativ auf die Mechanismen des klassischen Turnierfilms ein und es sind lediglich kurze Scharmützel, die dem Mix aus Kampfszenen und Trainingsmontagen beigefügt werden. Das ist schon ziemlich dünn aber auch erstaunlich effektiv, denn BLOODSPORT ist somit Testosteronkino in Reinform, das genau weiß, welche Knöpfe es drücken muss.

Die Traningsmontagen sind angenehm pathetisch und auch die Szenen im Ring zahlen vollends auf van Dammes Persona ein. Es ist kein Geheimnis, dass der Hauptdarsteller selbst nochmal an den Film legen musste, um ihn im Schneideraum zu dem zu machen, was er ist. Laut Berichten soll die ursprüngliche Fassung eine einzige Katastrophe gewesen sein, die die Cannon-Produzenten Menahem Golan und Yoram Globus nicht mal veröffentlichen wollten, da sie in ihren Augen zu schlecht gewesen sei. Im Hinblick auf all das, was die beiden Israelis in der Dämmerphase ihrer Produktionsschmiede so auf den Markte schleuderten, stellt sich ehrlich die Frage, wie beschissen diese besagte Version gewesen sein muss. Es ist somit van Damme zu verdanken, der aus dem Scherbenhaufen einen echten Genre-Diamanten schliff, den man heute mit Fug und Recht als Kultfilm bezeichnen darf. Wahrscheinlich dürfte er auch dafür verantwortlich sein, dass BLOODSPORT diesen ikonischen Touch bekommen hat. Die schwülstigen Aufnahmen, die besonders die Physis des Stars betonen, egal ob er nun seinen legendären Spagat präsentiert oder in Zeitlupe seinen schweißglänzenden, gestählten Oberkörper zur Schau stellt oder die in extra langsamer Slow-Mo ausgeführten Martial-Arts-Moves, mit denen er seine Gegner niederstreckt, der Film ist sehr um Ästhetik bemüht, wahrscheinlich auch um all die Unzulänglichkeiten auf dem Papier zu kaschieren, denn nicht mal die aufkeimende Freundschaft zwischen „Frank“ und Raubein „Jackson“ will so richtig funktionieren. Daher ist es immerhin erfreulich, dass mit dem Beginn des Turniers fast nur geprügelt und gekickt wird.

In Sachen Action punktet BLOODSPORT mit dem Zusammenspiel verschiedenster Kampfstile. Egal ob Kickboxing, Taekwondo, Muay-Thai oder Ninjutsu, der Film präsentiert eine Vielfalt an Elementen, was wahrscheinlich auch ein Grund des Erfolges sein dürfte, spricht man doch einzelne Zielgruppen an. Allerdings und soviel Ehrlichkeit muss sein, hat an der Action sichtlich der Zahn der Zeit genagt. Betrachtet man sich die Martial-Arts-Kämpfe, die ein Scott Adkins, ein Iko Uwais oder ein Tony Jaa in den letzten Jahren so aufs Parkett legten, dann wirkt das Gezeigte im hier vorliegenden Klassiker doch etwas altbacken und vor allem langsam. Man muss sich gerade als Neuling, der den Film vielleicht zum ersten Mal ansieht, darauf einstellen, einen Film aus den späten 1980er Jahren zu schauen, einer Zeit, in der noch anders gefilmt und geschnitten wurde. Dazu gehört mit Sicherheit auch das Schauspiel, denn was hier geboten wird, ist stellenweise schon unfreiwillig komisch. Gerade Jean-Claude van Damme, der zugegeben im Alter an Charisma gewonnen hat, auch wenn die Filme nicht mehr auf dem Niveau der glorreichen Zeiten sind, liefert hier eine ziemlich hölzerne Performance ab. Aber schauspielerisches Talent war in diesem Metier seit jeher zweitrangig, ging es doch in erster Linie um die körperlichen Vorzüge und da punktete der Belgier schon damals auf ganzer Linie, auch wenn die Gesichtsausdrücke während der Kämpfe glorreichste Grimassenkirmes sind. Der Rest der Besetzung bleibt weitestgehend im Hintergrund, Donald Gibb ist als gutmütiger Pöbel-Kämpfer zwar immerhin drollig, Leah Ayres hat nicht mehr zu tun als hübsch auszusehen und der spätere Oscar-Preisträger Forest Whitaker, der hier eine seiner ersten Rollen spielen durfte, hat kaum Szenen, um sein Talent unter Beweis zu stellen. Allerdings überstrahlt ein Darsteller alle anderen und das ist Bolo Yeung. Der chinesische Bodybuilder und Kampfsportler hat zwar nur wenige Worte zu sagen, bringt aber so viel Präsenz und Ausstrahlung mit, das er den Zuschauern schon damals nachhaltig im Gedächtnis blieb. Tatsächlich ist Yeung einer der wenigen Bösewichtdarsteller, die wirklich bedrohlich und sogar angsteinflößend wirken. Kein Wunder, dass er in den folgenden Jahren immer wieder als Villain in DTV-Kloppern gecastet wurde.

Das Sahnehäubchen bildet indes der wunderbare 80s-Soundtrack von Paul Hertzog und gerade die schwülstig rockige Titelmusik von Stan Bush steht in einer Reihe mit Gassenhauern aus ROCKY III (1982), ROCKY IV (1985) und KARATE KID (1984).

Kommen wir zur neuen Veröffentlichung von Capelight Pictures. Das uns vorliegende und mittlerweile ausverkaufte Mediabook dürfte wohl der feuchte Traum aller BLOODSPORT-Fans gewesen sein. Die hübsch aufgemachte Edition basiert auf einem brandneuen 4K-Master und tatsächlich sah der Kultklopper nie besser aus. Satte Farben, eine fantastische Detailschärfe und genau der richtige Kontrast lassen den Film in nie da gewesenem Glanz erstrahlen. Der Ton ist perfekt abgemischt und hat richtig Wumms, speziell 5.1-Mix. Dazu gibt es reichlich Bonusmaterial: An Uppercut Into the Action Movie A-List – Ein Knockout mit Jean-Claude Van Damme, Blood Writes – Wie Sheldon Lettich einen Cannon-Klassiker schrieb, Wham! Bam! Thank You, Van Damme! – Zurück im Ring mit Kameramann David Worth, A Sporting Chance – Blut, Schweiß und Tränen von Paulo Tocha, Tunes to Tap Out to – Der Sound von Paul Hertzog, Audiokommentar von Sheldon Lettich, Paulo Tocha und James Bennett, Einführung zum Audiokommentar, der deutsche Kinotrailer, der US-Kinotrailer und ein 24-seitiges Booklet machen diese Veröffentlichung zum Must-Have für Sammler, die sich an den prallen Muckis des Hauptdarstellers nicht satt sehen können. Wer zu spät dran war kann mittlerweile aufatmen, denn Capelight Pictures legt nun eine Steelbook-Auflage, die inhaltsgleich mit der vorherigen Mediabook-Edition ist.

Fazit:

BLOODSPORT (1988) ist objektiv betrachtet kein guter Film, denn nicht nur das Drehbuch ist dürftig, auch die Schauspieler agieren hölzern und die Actionszenen können nicht mehr so ganz mit heutigen Sehgewohnheiten mithalten. Allerdings ist genau dieser Fokus auf Kampfsport und Ästhetik, der wohlige 80s-Charme, der fetzige Soundtrack und der generelle Videotheken-Vibe dafür verantwortlich, dass Jean-Claude van Dammes Einstand in eine Weltkarriere auch heute noch ein großes Vergnügen ist. „KUMITE! KUMITE! KUMITE!…“.

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