Vanilla Sky? Das war doch das Remake des spanischen Films Virtual Nightmare – Open Your Eyes (1997), nur etwas geschliffener, dafür aber wieder mit Penélope Cruz. Tom Cruise klärt hier sein Liebesleben, hat dabei Gespräche mit seinem besten Freund und erlebt, als Firmeninhaber, einen Aufstand im Vorstand. Was letztendlich zu einem Verhör mit der Polizei, hier dargestellt durch Kurt Russell als Polizeipsychologe, führen wird – denn es geschah ein Mord und ein schwerer Unfall. PARAMOUNT HOME ENTERTAINMENT brachte den Tom-Cruise-Klassiker nun vanillefrisch als gestochen scharfe 4K UHD-Scheibe heraus.
Regie: Cameron Crowe
Darsteller: Tom Cruise, Penélope Cruz, Cameron Diaz, Kurt Russell, Tilda Swinton, Jason Lee, Johnny Galecki, Noah Taylor, Michael Shannon
Artikel von Kai Kinnert
Jung, attraktiv und wohlhabend – der Verleger-Tycoon David Aames (Tom Cruise) kann alles haben, was sein Herz begehrt. Doch Davids begünstigtes Leben scheint unvollständig. Eines Abends trifft er die Frau seiner Träume (Penélope Cruz) und glaubt, das fehlende Stück zu seinem Glück gefunden zu haben. Doch eine schicksalhafte Begegnung mit seiner eifersüchtigen Geliebten (Cameron Diaz) lässt Davids Welt außer Kontrolle geraten. Sein Leben wird zur mitreißenden Achterbahnfahrt aus Romantik, Sex, Verdächtigungen und Träumen… bis zum schockierenden Erwachen.
Der Streifen beginnt mit Tom Cruise in einem Ferrari, einer Replik, morgens 9 Uhr, mitten in New York, Times Square. Die Straßen sind leer. Cruise staunt, hält an, steigt aus, dreht sich herum, die City menschenleer… und beginnt erschrocken zu rennen, die Straße herunter, blitzend-bunte Werbung um ihn herum – dann – ein plötzliches Aufwachen von David Aames auf seinem Bett. Der Film startet mit einer famosen Traumsequenz und stellt Tom Cruise als David Aames gekonnt und elegant dar. Der leere Times Square im leichten Morgenlicht hat Atmosphäre, das ist ein echtes Kinobild, schön gefilmt und mit einem passendem Tom Cruise im Mittelpunkt. Cruise erwacht und steht nun, jung und frisch, vor dem Spiegel und kleidet sich locker in sein Hemd und macht sich strahlend zur Vorstandssitzung auf.
Tom Cruise war 39 beim Dreh und damit die perfekte Besetzung, denn in diesem Streifen geht es um Bebilderung. Und das gelingt. Die Nummer ist ein Multimillionendollar-HighGloss-Remake mit einem Top-Star in der Hauptrolle, jemand, der mit seiner Produzentin Paula Walker Tom-Cruise-Filme als echtes Kinoprodukt auf die Beine stellt. Ob man Tom Cruise nun mag oder nicht, der Kerl ist ein absoluter Vollprofi und vollendet auf seine Filmarbeit konzentriert. Cruise füllt die Leinwand und genau das hat Cameron Crowe als Regisseur nicht vergessen. Er liefert uns einen Tom-Cruise-Film, der die Ungewöhnlichkeit sucht, sich dabei aber nicht zu sehr vom US-amerikanischen Zielpublikum entfernen mag. Dennoch.
Schlecht ist der Streifen dadurch nicht geworden. Klar, hier wurde europäisches Kino durch Hollywood eckig-rund aufgebrochen und mit Tom Cruise besetzt. Aber eben weil das so ist, funktioniert die Nummer am Ende dann doch wieder. Das Charisma des Hauptdarstellers strahlt auch hier wie eh und je. Sich vollends über die eigene Wirkung auf der Leinwand bewusst, permanent mit Kamera und Licht abgestimmt, übernimmt Tom Cruise den Film und macht dabei seine Sache noch nicht einmal schlecht. Völlig diffus fallen mir dazu zwei Sachen ein. Es wäre spannend, Tom Cruise einmal in einem Remake von American Psycho zu sehen… wäre Christian Bales Schauspiel in American Psycho nicht schon das Remake von Tom Cruise. Und das Vollprofis die Sahne bei jeder Filmproduktion sind. Für einen meiner Kurzfilme hatte ich mit einem Oberbeleuchter zusammengearbeitet, der schon bei vielen Filmen das Licht setzte und davon berichtete, wie selten es sei, dass Schauspieler professionell und frei von Bockigkeiten den Anforderungen des technischen Prozesses einer Filmproduktion gewachsen sind. In Deutschland waren es nur Jürgen Vogel und Hannelore Elsner, die freundlich bei der Sache blieben. International war es Franco Nero. Freundlich und nahbar sucht Nero sofort den Kontakt mit dem Kamera- und Licht-Team am Set und erklärt sich bereit, alles für die richtige Position zu machen. Der Kerl spielt millimetergenau. Keiner weiß so gut wo die Markierungen liegen, wie Franco Nero, ebenso Tom Cruise. Beide wissen um ihre Wirkung bei gewissen Bewegungen, wobei Tom hier sicherlich der bessere Schauspieler als Franco Nero ist. Und in diesem Falle wurde der Film so perfekt und professionell angelegt, dass man nur Tom Cruise nehmen konnte. Der Typ ist eine eigene Marke und durchaus zum Schauspielern bereit, Vanilla Sky war da passgenau, hier stimmt das Rundumpaket aus Besetzung und Inszenierung, die Rechnung ging also auf.
Obwohl Vanilla Sky gut 15 Minuten zu lang geraten ist, funktioniert der Streifen auch heute noch. Hollywood hat das Remake irgendwie gut auf Tom Cruise umgemünzt. Der Inszenierung gelingen einige große Bilder und so stimmt auch die Atmosphäre. Der Film hat ein gutes Team, hier passt die Semi-Independent-Nummer im Big-Budget-Look bestens. Trotz der Beziehungsdialoge ist der Streifen gut gemachtes, spannendes Kino…und wer den spanischen Film verpasst hatte, sollte hier einen Blick wagen. Vanilla Sky ist auch nach 20 Jahren noch sehenswert.
Bild- und Tonqualität der beiligenden Blu-ray sind ordentlich, können aber nicht annähernd mit der 4K UHD-Scheibe mithalten. Diese kommt mit sauberer UHD-HDR Dolby Vision Qualität, die wesentlich rauschärmer ist, daher. Der Ton in Dolby Digital 5.1 ist sauber, die englische Tonspur sogar in DTS-HD Audio Master 5.1. Bonusmaterial gibt es leider keines. Wer darauf wert legt, sollte zur 2021 erschienenen 4K Remastered Edition Blu-ray greifen.
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