Der Sommer kann so schön sein. Ich selbst habe gerade einen zweiwöchigen Familienurlaub hinter mich gebracht und erfreue mich gerade an den letzten Tagen Freizeit, ehe der sogenannte „Ernst des Lebens“ wieder an die Türe klopft. Mona, die Hauptfigur des vorliegenden, knapp zwanzig Jahre alten, britischen Films, den CAPELIGHT PICTURES nun erstmals ins HD-Zeitalter katapultierte, kann sich zunächst nicht am Sommer erfreuen, da ihr junges Leben einem Scherbenhaufen gleicht. Doch dann trifft sie Tamsin, verkörpert von der jungen Emily Blunt, einem Mädchen aus gutem Hause. Beide durchleben eine Romanze, die, ebenso wie das demnächst auslaufende Medienhuren Sommercamp, nur von kurzer Dauer ist.
Regie: Pawel Pawlikowski
Darsteller: Natalie Press, Emily Blunt, Paddy Considine, Dean Adrews, Paul Anthony-Barber
Artikel von Christian Jürs
Nach nur wenigen TV-Rollen war die zweite Hauptrolle in My Summer of Love für Emily Blunt die zugleich die erste Kinoproduktion, in der sie ihr Schauspieltalent beweisen durfte. Mit Erfolg, denn im Gegensatz zu ihrer Filmpartnerin Natalie Press, die hier die erste Geige spielt, ist ihr Name heute wohl jedem Kinogänger ein Begriff. Dabei, soviel sei verraten, beeindrucken beide Darstellerinnen durch ihre Leistung in My Summer of Love.
Die sechzehnjährige Mona (Natalie Press) lebt in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Yorkshire. Glücklich ist sie allerdings nicht. Ihre Mutter ist kürzlich an Krebs verstorben, ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Wohl mehr aus Verzweiflung führt sie eine kurzlebige, auf Parkplatzsex reduzierte, Beziehung zu einem verheirateten Mann. Doch diese findet, nach einer lieblosen, schnellen Nummer im Auto, ein jähes Ende. Ihr Bruder Phil (Paddy Considine), ein brutaler Schläger, wird derweil gerade aus dem Gefängnis entlassen. Doch der junge Mann, der, trotz seiner Verfehlungen immer ein Halt in Monas Leben war, hat während seiner Arrestzeit zu Gott gefunden. Aus diesem Grund funktioniert er den kleinen Pub mit dem Namen Swan, den beide von der Mutter geerbt haben, zu einem Gotteshaus um – und entfremdet sich damit von seiner Schwester, die ihn nicht wiederzuerkennen scheint.
Dann aber lernt das Mädchen aus der Unterschicht die gleichaltrige Tamsi (Emily Blunt) kennen. Die geht eigentlich auf ein Eliteinternat. Dort ist sie aber, wegen ihres schlechten Einflusses auf andere Mitschüler, suspendiert worden. Nun verbringt sie den Sommer im Herrensitz der Familie – Mitten in der Gemeinde, in der Mona lebt. Tamsis Eltern sind nicht zugegen, da Mami als Schauspielerin auf Tour ist und Papa lieber einer Affäre mit seiner Sekretärin frönt. Vor allem aber, so erzählt sie Mona, leidet das zynische Mädchen unter dem Tod ihrer Schwester, die an Magersucht litt. Nach und nach nähern sich die Mädchen einander an und Mona nistet sich, auch um ihrem religiösen Bruder und seinen Freunden aus dem Weg zu gehen, bei Tamsi ein. Es entwickelt sich eine wundervolle Romanze zwischen den beiden. Dabei lässt sich Mona unbewusst von ihrer Freundin mehr und mehr beeinflussen. Am Ende wird sie vor den Trümmern ihrer Sommerliebe stehen – in einem Meer voller Lügen.
My Summer of Love ist eine einfühlsam erzählte Coming-of-Age-Geschichte von der ersten, großen Liebe, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Helen Cross. Regisseur Pawel Pawlikowski (Ida) verpackte die Geschichte in stimmungsvolle, wunderschöne Sommerbilder, die etwas magisches zu haben scheinen. Doch wie so oft, trügt der Schein und so haben die jungen Liebenden letztlich keine Chance, da sie aus zu unterschiedlichen Welten stammen. Am Ende ist vor allem die Unschuld verloren und der Sommer Geschichte.
Capelight Pictures veröffentlichten My Summer of Love nun erstmals in HD in einem, wie immer, schönen Mediabook (aber auch auf DVD für den schmalen Geldbeutel). Die Bildqualität (1,85:1 / 1080p) ist sehr gut, der Ton (Deutsch und Englisch in DTS-HD Audio Master 5.1 / auf DVD Dolby Digital 5.1) ist glasklar.
Im Bonusmaterial befinden sich Interviews mit Cast & Crew, entfallene Szenen, eine B-Roll und der Kinotrailer. Das 24-seitige Booklet im Mediabook beinhaltet neben Hintergrundinformationen noch ein Interview mit Regisseur Pawel Pawlikowski.
Zu Schade, dass der Sommer irgendwann endet – aber schön, dass man ihn immer wieder Revue passieren lassen kann – einfach die Scheibe erneut starten und schon geht´s los…
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