Klimaschutz und Aktivismus sind momentan heiß diskutierte Themen. Menschen, die sich für die gute Sache am Asphalt festkleben oder den Flugverkehr lahmlegen, werden schnell als Terroristen bezeichnet. Aber wie weit kann bzw. darf man für den Schutz unserer Erde gehen? Diese Frage erörtert HOW TO BLOW UP A PIPELINE (2022) auf beeindruckende Weise im Gewand eines spannenden Ökothrillers. Plaion Pictures veröffentlicht den Film demnächst fürs Heimkino und wir verraten euch warum der Mix aus Heist-Movie und Gesellschaftskritik zu den wohl sehenswertesten Genrefilmen des Jahres gehört.

Originaltitel: How to Blow Up a Pipeline

Drehbuch: Ariela Barer, Jordan Sjol, Daniel Goldhaber

Regie: Daniel Goldhaber

Darsteller: Ariela Barer, Kristine Froseth, Lukas Gage, Forrest Goodluck, Sasha Lane, Jayme Lawson, Jake Weary…

Artikel von Christopher Feldmann

Handlung:

Eine bunte Truppe junger Leute möchte mit Mut und Grips endlich die Erderwärmung stoppen. Zu acht planen sie, eine Pipeline in Texas zu sprengen, um den Ölfluss zu unterbrechen und den Preis damit explodieren zu lassen. Akribisch recherchieren sie, wie man eine Fassbombe baut – und riskieren dabei nicht weniger als ihr Leben.

HOW TO BLOW UP A PIPELINE basiert lose auf dem gleichnamigen Buch des schwedischen Humanökologen Andras Malm. Anders als das durchaus analytische Werk, in dem Malm skizziert wie eine Eskalation im Kampf gegen den Klimawandel aussehen könnte und auch für diese plädiert, nimmt der Film den zugegeben effektiven Titel wörtlich und kreiert eine fiktionale Version der unterschiedlichen Ansätze. Es geht um eine Gruppe junger Aktivisten, die alle aus unterschiedlichen Gründen ein Zeichen setzen wollen. So werden in einzelnen Rückblenden die Motivationen und Schicksale einzelner Figuren veranschaulicht. „Xochitl“ beispielsweise verlor ihre Mutter aufgrund einer durch die Klimaerwärmung verursachten Hitzewelle, ihre Freundin „Theo“, die nahe einer Ölraffinerie aufgewachsen ist, ist an Leukämie erkrankt. DIY-Bombenbastler „Michael“ sieht seine Chance, endlich ein Zeichen zu setzten, während das Streunerpärchen „Rowan“ und „Logan“ den Kick lieben, an etwas bedeutsamen teilzuhaben. Familienvater „Dwayne“ hingegen muss sein Land gezwungenermaßen an eine Ölfirma abtreten, mittels Enteignung. Der Film verdeutlicht die einzelnen Beweggründe und setzt nicht auf Figuren, die trunken vor Selbstverwirklichung zu harten Maßnahmen greifen, sondern haucht ihnen Leben und eine echte Fallhöhe ein.

Auch glorifiziert das Drehbuch keineswegs den gewalttätigen Akt, sondern stellt immer wieder die Frage in den Raum, wie weit man eigentlich gehen kann, um etwas zu bewegen. Die zusammengewürfelte Gruppe will niemanden töten, sondern lediglich die Ölzufuhr stoppen und für Chaos sorgen, ergo den Konzernen mal so richtig eins auswischen. Mittels der einzelnen Hintergründe fließen hier sowohl patriotische Freiheitsideale und linke Kapitalismuskritik ineinander. Die Frage, was richtig oder falsch ist, wird zum Diskurs gestellt und sorgt dafür, dass man als Zuschauer auch nach dem Abspann noch über einiges nachdenken kann.

Aber auch in Sachen Unterhaltung kann HOW TO BLOW UP A PIPELINE punkten. Regisseur und Co-Autor Daniel Goldhaber weiß ganz genau wie er Spannung kreieren kann. Die formelhafte Geschichte um eine Gruppe, die ein größeres Ziel verfolgt und von der minutiösen Planung bis hin zur Ausführung begleitet wird, erinnert an klassische Heistfilme, man stelle sich OCEAN’S ELEVEN (2001) als Ökothriller vor, nur ohne jeglichen Glanz oder Glamour. Auch hat es Goldhaber nicht nötig, den Zuschauer mit fiesen Bildern auf die Seite der Aktivisten zu ziehen. Die Klimakrise wabert immer im Hintergrund, man sieht bei Rückblenden gerne mal die qualmenden Schornsteine im Hintergrund, die texanische Wüste, in der sich der Sabotageakt abspielt gleicht einer apokalyptischen Einöde. Der Film vermittelt mit seinen Bildern gekonnt die gegenwärtige Stimmung auf eine subtile Art und Weise. Das grobkörnige Bild hat fast schon dokumentarischen Charakter und untermalt die triste Kulisse perfekt. Auch die Rückblenden sind mitnichten ein Störfaktor, sondern dramaturgisch so gut gesetzt, dass jedes Mal die Spannung angehoben wird. Möchte man Kritik üben, dann vielleicht, dass in Anbetracht der Umstände, Alles etwas zu glatt über die Bühne geht.

Auch die Darsteller machen einen hervorragenden Job. Hauptdarstellerin und Co-Autorin Ariela Barer bringt viel Präsenz mit und ist ein guter Anker für die Gruppe. Einzig Kristine Forseth und Lukas Gage werden mit zunehmender Laufzeit etwas anstrengend und überdreht, bekommen aber dafür den fast schon traurigsten Arc.

Die Blu-ray aus dem Hause Plaion Pictures bietet angemessene Bild- und Tonqualität, in den Extras findet sich neben dem Trailer ein Q&A beim Filmfestival in Toronto.

Fazit:

Spannender Ökothriller mit brandaktueller Message. HOW TO BLOW UP A PIPELINE (2022) stellt wichtige Fragen, lässt aber genug Raum für eigene Gedanken. Ein spannender Film, der neben seinem Thema zudem kurzweilige Unterhaltung bietet. Sehenswert.

Amazon-Links:

Blu-ray

DVD

Prime Video

Christophers Filmtagebuch bei Letterboxd – Your Life in Film

Zurück zur Startseite