Michael Haneke sagte einmal, dass Film 24 Lügen pro Sekunde sind, aber im Dienste der Wahrheit! Ich wünschte, es wäre so. For fuck´s sake. Teil IV dieser Kolumne konnte man ja durchaus so interpretieren, als ob es eine gute Idee wäre, sich von der deutschen Fernsehkultur abzuwenden. Deshalb gibt es nun eine Gegendarstellung: Nein, das ist keine gute Idee! Denn es ist nicht deren Fernsehen, sondern unser aller Fernsehen! Und Fahnenflucht ist inakzeptabel!
Ein Essay von Manuel Hinrichs
Ganz sicher ist Euch, die Ihr hoffentlich aufmerksam diese Reihe verfolgt, schon aufgefallen, dass dieser mehrteilige Beitrag nicht den Anspruch der Objektivität erfüllen möchte. Deshalb sind unter den hier genannten Beispielen immer auch mal solche, die mich persönlich beeindruckt haben, oder auch enttäuscht haben – auf welcher Ebene auch immer.
Dennoch möchte ich betonen, dass das vorrangige Ziel hier nicht meine persönlichen Präferenzen und/oder Geschmäcker sind, sondern das System, in dem hierzulande Filme und Serien produziert werden und was für seltsame Stilblüten dabei herauskommen.
Zum Beispiel diese:
Stört es überhaupt noch irgendjemanden da draußen, dass es reine TV-Filme sind, die da in schöner Regelmäßigkeit, meist in Form einer deutschen Komödie, die Spitze der deutschen Kinocharts(!) belegen? Und zwar gleichberechtigt neben waschechten, internationalen Kinoproduktionen? Nein, scheinbar stört der Etikettenschwindel niemanden. Was auch immer es sind: „Kinocharts“ sind es jedenfalls schon längst nicht mehr. 99% der deutschen / deutschsprachigen Filme, die hierzulande im Kino liefen, selbst jene mit großem Erfolg, waren natürlich keine Kinofilme, sondern reine Fernsehfilm-Produktionen, von denen nur einige wenige mit viel Glück überhaupt auch nur den Look eines Kinofilmes hatten.
Wie schon so vieles zuvor, war uns auch diese Entwicklung egal. Stoisch ertragen wir den über Dekaden am Tatort, der Schwarzwaldklinik oder der Lindenstraße erlernten TV-Look, so dass wir in der Regel kaum etwas vermissen; wir schauen ja trotzdem.
Gut möglich könnte aber auch sein, dass die nachfolgenden Generationen es auch schon gar nicht mehr in die Wiege gelegt bekamen, dass der Unterschied zwischen Fernsehen und Kino vollkommen anderen inszenatorischen Regeln folgt.
Vergebt mir die achtsam erhobenen Arme, die Harfenklänge aus dem Off, den Heiligenschein, den huldvollen Blick, den messianischen Eifer,… aber lasset euch gesagt sein:
Fürchtet Euch nicht! Ein Kinofilm benötigt nur eine geringfügig andere Form des Schnittes, eine andere bildliche Bearbeitung (den Look), eine andere Dramaturgie und natürlich eine andere schauspielerische Darstellung. Und zwar unabhängig vom dargebotenen Genre.
An dieser Stelle ist natürlich auch ein kleiner Blick auf die Filmhoch- und Schauspielschulen unumgänglich.
Wenn die bekanntesten und renommiertesten deutschsprachigen Lernstätten, wie das Max-Reinhardt-Seminar in Wien, die Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin, oder die Otto-Falkenberg-Schule in München von jährlich mehreren Tausenden Bewerbern je Schule, jeweils nur 20 Schüler für ihre jeweiligen neuen Jahrgänge aussieben, dann steht die Bühnenfähigkeit ganz weit oben auf dem Ausbildungsplan.
Haben diese paar Dutzend Schülerinnen und Schüler die Schauspielausbildung erst einmal mit Bravour abgeschlossen, kommt der Reality Check. Denn natürlich sind in den Bühnenensembles die Plätze begrenzt und demzufolge hochbegehrt.
Es braucht schon eine gehörige Portion Glück, ein Engagement an einem der fast kaputtgesparten Stadttheater der Republik zu bekommen. Sind diese Plätze aber erst einmal belegt, versuchen die übrigen Abgänger, je nach individuellem Budget oder sonstiger verfügbarer Unterstützung, sich entweder weiterzubilden, ins Ausland zu orientieren und / oder beim Film unterzukommen.
Nichts Weltbewegendes, sollte man meinen. Jedenfalls nicht, wenn man es beherrscht, eine Figur nicht zu spielen, sondern ein Charakter „zu sein“. Film braucht Schauspieler, die sich zurücknehmen, und in der Nahaufnahme auch kleinteiligste Gefühle authentisch ausdrücken können. Und die Kamera ist hier bekanntlich gnadenlos.
Die Fähigkeit, eine Bühne zu bespielen und gegebenenfalls das Publikum in einem großen Saal mitreißen zu können, ist hier naturgemäß weniger gefragt. So merkt man immer noch einem großen Teil der deutschen Filmschauspieler, auch einigen mit großen Namen, nach wie vor den Habitus der Bühne an, die immer etwas zu große Geste.
Wenn diese Bühnenschauspieler dann aber Dialoge, Regisseure und Produzenten bekommen, welche keine Flexibilität in der textlichen Ausführung des Drehbuches ermöglichen wollen oder können, oder generell nach Schema F produzieren, dann könnten diese Dialoge sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als genau das anhören, was sie sind: Als von Autoren ausgedachte Texte.
Erkennbar sind sie meist daran, dass sie, im schlimmsten Falle, nicht nur hölzern vorgetragen werden, sondern durch ihre bloße Anwesenheit den Erzählfluss der Filmgeschichte erheblich stören können. So können dann auch ganze Handlungsstränge wie Fremdkörper wirken, mit dem Ergebnis, dass der gesamte Film nicht homogen wirkt. Bei rein fiktionalisierten Stoffen mag es da noch ein wenig Spielraum geben, aber wenn in der Realität verankerte Sachverhalte im Film nachlässig dargestellt werden, dann verlieren die Charaktere ihre Glaubwürdigkeit und der Film / die Serie verliert sie gleich mit. Dazu später mehr.
Denn als ob es hier nicht schon kompliziert genug wäre, braucht man natürlich auch Kameraleute, welche sich des Bildausschnittes bewusst sind und wissen, wie und womit dieser ganze Platz zu füllen ist. Ob sie hierfür nun Digicams benutzen oder auf echtem Filmmaterial drehen:
Wenn man einen Film ins Kino bringt, sollte das Ergebnis in jeder(!) Hinsicht auf einer großen Leinwand überzeugen können. Natürlich ist es maximal unfair von mir, aber bitte schaut euch zum Vergleich die Meisterwerke eines Sergio Leones an. Hier ist es tatsächlich egal, ob ihr nun Spiel mir das Lied vom Tod, Es war einmal in Amerika oder Zwei Glorreiche Halunken schaut: Seine filmgewordenen Gemälde treffen mitten ins Herz des Zuschauers. Seine Filme ließen jedenfalls zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch eines Zweifels daran zu, dass wir es mit Kinofilmen zu tun haben, sowohl in der Erzählung, als auch in der Bildgestaltung.
Das ist nun zwischen 40 und 60 Jahre her. Und man sollte doch meinen, dass dieser Zeitraum ausreichen würde, um sich inspirieren zu lassen.
Dennoch ist das Gros der in Deutschland produzierten Filme Lichtjahre von dieser bereits ausgereiften Qualitätsanmutung entfernt.
So frage ich mich nicht zum ersten Mal, wann deutsche Serien und Filme endlich einmal anfangen den Zuschauer zu behelligen? Und sei es nur mit etwas besserer erzählerischer/filmischer Qualität?
Vielleicht ist die psychische Widerstandsfähigkeit des Durchschnittbürgers, d.h. die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, ja auch deshalb etwas.. hm.. eingeschränkt, weil ihm inzwischen, bis auf ein paar Ausnahmen, weder im echten Leben, noch in fiktionalen Geschichten etwas zugemutet wird.
Aber worum geht es eigentlich? Um das zu erläutern, ist auch hier die Nennung von Titeln, dem sogenannten „Namedropping“, das Mittel der Wahl. Bei dem folgenden Bad im Qualitätsüberfluss sind dann auch heftigste Schwärmereien kaum zu vermeiden.
Heute hat man nämlich fast schon vergessen, dass es auch schon vor den Streamingdiensten eine hohe erzählerische Qualität im TV gab. Vornehmlich im Ausland, gerne aber auch immer wieder in Kooperation mit den Sendeanstalten ARD, ZDF und Arte. Und das gute TV-Zeug kam hier zunächst aus Schweden.
Die TV-Krimireihen Wallander mit Rolf Lassgård (1994-2007), Mankells Wallander mit Krister Henriksson (2005-2013) und Kommissar Wallander mit Kenneth Branagh (2008-2015), hatten von Beginn an eine treue Zuschauerschaft und erwartungsgemäß war ich ein Teil davon.
Ich denke aber, dass es Die Spur der Jäger (1996) und sein Nachfolger Nacht der Jäger (2011) waren, die mein Lieblingsurlaubsland in einem anderen Licht erscheinen ließ. Spätestens, als hierzu im Jahr 2018 die abschließende Geschichte in Form der dreiteiligen Miniserie Jäger- Tödliche Gier erschien, war klar: Bullerbü war gestern.
1996 fiel dann auch bei mir der Groschen. Mein Sicherheitsbedürfnis hatte sich verändert und ich schärfte meine Sinne wenn wir gerne auch mal mehrere Monate in unserem idyllisch und einsam auf einer Waldlichtung am See gelegenen Haus in Mittelschweden wohnten.
War es vorher noch vollkommen normal, die Haustür offen zu lassen, wurde sie nun wenigstens nachts verriegelt. Natürlich nur, nachdem man vorher die Umgebung bestreift hatte und nach irregulären Veränderungen Ausschau gehalten hatte.
Na gut, im Grunde war es der Abendspaziergang.
In Wirklichkeit war ja auch das Plumpsklo die wahre Herausforderung, denn es befand sich 20 Meter entfernt auf einem Hügel im Wald. Nächtliche Toilettengänge wurden so zur maximalen Herausforderung. Zum Glück gab es noch keine Smartphones weil nur ein absoluter Trottel seine Kampfkraft um 50% einschränken würde, indem er einen im direkten Kampf nutzlosen Gegenstand in der Hand hält.
In dieser Situation gab es nur einen Gegenstand von Nutzen, wenn die Partnerin einem das Mitführen eines Kurzschwerts verboten hatte: Eine 31cm lange Mag-Lite 3D Cell Stabtaschenlampe aus Flugzeugaluminium. Aber selbst das war tricky. Die im begrenzten Lichtkegel huschenden Schatten der Bäume schienen dann nämlich zu leben. Also entschied man sich gegen das Licht.
Die schwedischen Nächte waren immer tiefschwarz wie ein Tintenfass und die ohrenbetäubende Stille des Waldes sprang einen wie ein wildes Tier an.. jedes Mal. Für besonders Nervenstarke bot sich ein nächtliches Sternschnuppen- oder Satellitenzählen am See an, denn man war nie alleine: Überall schabte, fiepte, plätscherte, raunte und rauschte es. Manchmal war es der Wind, manchmal nicht. Ein simpler nächtlicher Toilettengang konnte sich so zu einem adrenalingeschwängerten Extremereignis entwickeln. Wenn mein Blick über die nach wie vor vorhandene Mag-Lite fällt, die inzwischen allerdings auf zeitgemäße LED-Technik umgerüstet wurde, muss ich immer noch daran denken.
Aber zurück zu den Schwedenkrimis.
Denn natürlich dürfen in dieser Lobhudelei auch die schwedischen TV-Krimis um den Polizisten Johan Falk nicht fehlen. Die ernsthaften Thriller Zero Tolerance (1999), Executive Protection (2001) und The Third Wave (2003) führten zur Serie GSI-Spezialeinheit Göteborg (4 Staffeln / 2009-2015), meiner ersten Begegnung mit dem phantastischen Schauspieler Joel Kinnaman.
Und die außergewöhnlich gute Serie Die Brücke (4 Staffeln / 2012-2018) rannte nicht nur wegen der absolut überzeugenden Sofia Helin, sondern auch wegen Kim Bodnia (Nightwatch / 1994) bei mir offenen Türen ein.
Die schwedische True-Crime-Serie Der unwahrscheinliche Mörder (2021) um die Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme unterstrich den gesetzten Qualitätsanspruch und beackerte endlich mal wieder das Thema des Politkrimis.
Vielleicht mag es für einige Leserinnen und Leser eine Überraschung sein, aber längst sind auch unsere Nachbarn aus den Niederlanden (Plötzlich alles anders- Lost Luggage NL/B 2022), (The Crash / NL 2022), oder Polen (The Balcony Movie / Doku PL 2020-2022), Small World (PL 2021) vielleicht nicht unbedingt quantitativ, dafür aber qualitativ ganz locker bei der Musik… und zwar so was von!
Israel hatte u.a. mit Hatufim (2 Staffeln / 2020-2012), Fauda (5 Staffeln / 2015-2024) und Teheran (3 Staffeln / 2020-2023) ja ohnehin immer schon den Mut zum Genre. Und es geht weiter.
Dänemark punktete bekannterweise mit Borgen-Gefährliche Seilschaften (4 Staffeln / 2013-2022), aber auch mit True Crime-Serien, wie z.B. The Investigation-Der Mord an Kim Wall (2020).
Im selben Jahr beleuchtete die herausragende dänische Serie Wenn die Stille einkehrt (2020) präzise und authentisch den Ablauf eines Amoklaufes aus Sicht der angegriffenen Personen und ihren dazugehörigen Wahrnehmungen während des Angriffs, sowie die Auswirkungen auf ihre Psychen danach. Ein Meisterwerk in der Genauigkeit der dargestellten Folgen einer solchen Tat.
Das Vereinigte Königreich arbeitete seine nähere Geschichte auf und brachte unfassbar viele richtig gute True-Crime-Serien in verhältnismäßig kurzer Zeit.. als da wären A Confession (2019), Des (2020), The Salisbury Poisonings (2020), White House Farm Murders (2020) und The Pembrokeshire Murders (2021).
Überhaupt England – sorry, aber auch hier geht es nicht ohne Aufzählung – Ehre, wem Ehre gebührt.
In diesem Falle aus dem Hinterhalt, weil sie uns seit dem Brexit ja den Rücken zudrehen.
Und da es kaum etwas gibt, was ich lieber täte als beim Schauen eines Eiskrimis zu frieren, muss auch die auf Spitzbergen spielende, aber auf Island gedrehte Serie Fortitude eine wohlwollende Erwähnung finden. Von 2015-2018 in drei Staffeln ausgestrahlt, verband diese tolle Serie Thriller- und Mystery Elemente.
Und wer könnte schon Broadchurch (3 Staffeln / 2013-2017) mit der großartigen Olivia Colman und dem verschlurften David Tennant ignorieren?
Oder The Fall (2013-2016) mit einer fantastischen Gillian Anderson auf ihrem absolutem Zenit.
Von der Insel kam aber auch Lebensweises und Tragikomisches wie die schon oben genannte Serie After Life (3 Staffeln / 2019-2022) und Fleabag (2 Staffeln / 2016-2019, u.a. schon wieder mit Olivia Colman), hartes Zeug, wie Gangs of London (2 Staffeln / 2020-2022), „odds“, wie River (2015) oder Hard Sun (2018) und gesellschaftspolitisches wie z.B. Black Earth Rising (2018), Bodyguard (2018) oder The Capture (2019). In der britischen Serie Killing Eve (4 Staffeln / 2018-2022) bildete Kim Bodnias Rolle, neben jener von Sandra Oh, das perfekte Gleichgewicht zu Jodie Comers Tour de Force als russische Killerin.
Und natürlich darf auch Line of Duty (z.Zt. 6 Staffeln / 2012-2021) nicht fehlen. Diese Serie führte uns in die Anti-Korruptionseinheit AC-12 der britischen Polizei, in welcher sich Martin Compston, Vicky McClure, Adrian Dunbar und Stephan Graham kleinteilig durch die Ermittlungen schraubten und den Zuschauer so nachhaltig durchquirlten, bis er nicht mehr wissen konnte, wem er überhaupt noch trauen kann; einfach brillant.
Dass authentische Erzählungen englischer Herkunft keine neuen Phänomene sind, zeigte schon das schockierende zweiteilige Drama Warriors-Einsatz in Bosnien aus dem Jahr 1999.
Im bürgerkriegsgebeutelten Bosnien musste eine im Zuständigkeitschaos feststeckende britische UN-Einheit dabei zuschauen, wie direkt vor ihren Augen ein Völkermord stattfand, ohne eingreifen zu dürfen. Wieder zu Hause in ihrem Zivilleben angekommen, zerbrachen sie.
Das Lexikon des internationalen Films fand zu diesem TV-Film folgende Worte:
„Ein ergreifendes Fernsehspiel von dokumentarischer Genauigkeit, das auf alles Spekulative verzichtet und in seinen Einzelbeobachtungen den Atem stocken lässt!“.
Besser hätte man es nicht ausdrücken können, worum es in einer TV-Erzählung gehen kann, nein, gehen sollte.
Aber zurück in die nähere Gegenwart der Insel. Keine Aufzählung wäre komplett, ohne Gary Oldman wenigstens zu erwähnen. Nach seinem absolut verdienten Oscar für Darkest Hour (2017) als bester Hauptdarsteller, verwandelte er sich von Winston Churchill in den leicht derangierten Büroleiter einer ebenfalls runtergekommenen MI5-Dienststelle in den Hinterhöfen der Slough Houses (sic!).
Bei seinem Arbeitgeber in Ungnade gefallen, hatte er als Jackson Lamb die Aufsicht über eine bunte Truppe geschasster Agenten, die sich nun ebenfalls auf ihrem jeweiligen Karriere-Abstellgleis befanden. All das ist in dem Apple Glücksgriff Slow Horses (bald 3 Staffeln / seit 2022) zu sehen.
Genreware aus Europa, wohin man schaut – und dies trotz des omnipräsenten und immensen TV-Einflusses.
Und apropos „Einfluss“. Trotz meiner Leidenschaft für französisches Politkino, inklusive der Filme von Constantin Costa Gavras, (u.a. Z / F 1969, Der unsichtbare Aufstand / F 1972, Vermisst / USA 1982 und Der Stellvertreter / D,F,RO 2002), hatte sich diese auch auf italienische Produktionen derselben Thematik ausgeweitet. Über Elio Petris Politthriller Verdacht gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger (1970) kam man ganz schnell zu Damiano Damianis großartige Politthriller, z.B. Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert (1971), Warum musste Staatsanwalt Traini sterben? (1975) und natürlich Io ho paura- Ich habe Angst (1977). Allesamt Kinofilme, welche ich viel zu jung im Fernsehen sah und die mich zu Tode geängstigt haben.
Mit der Serie Allein gegen die Mafia zündete Damiano Damiani dann die nächste Stufe.
Von 1984-2001 lief diese Serie in zehn(!) Staffeln (ab der zweiten Staffel mit der Musik von Ennio Morricone) und zur Wahrheit gehört hier auch, dass ab circa der vierten Staffel so langsam etwas verloren ging.
Das war aber irrelevant, weil die Serie zu ihrer Zeit ein Alleinstellungsmerkmal hatte. So sachlich und so frei von jeglicher Beschönigung, hatte man die Aktivitäten der Mafia und die Arbeit eines Anti-Mafia-Polizisten, hier in Gestalt des Commissario Catani (Michele Placido), noch nie zuvor gesehen.
Man kannte zu diesem Thema ja weitestgehend nur Francis Ford Coppolas angehendes Epos Der Pate (1972) und Der Pate 2 (1974), welche im direkten Vergleich fast wie italienische Opern voller Pomp mit immer viel zu großen Gesten wirkten.
Während man die Gesten des Godfathers bis heute als „cool“ abfeiert (und ich war da keine Ausnahme) war Der Pate doch eindeutig das Sinnbild einer Mafia der Vergangenheit, in der man seine Probleme mit der Lupara, einer abgesägten Schrotflinte löste. Der absolute Machtanspruch der Mafia würde in den 1980er Jahre allerdings mit überbordender Gewalt eskalieren; im Vergleich dazu wirkt eine abgesägte Schrotflinte fast wie Spielzeug.
Der absolute Höhepunkt wurde mit der öffentlichen Ermordung der beiden Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino erreicht. Falcone wurde am 23. Mai 1992 per Funk ermordet als er mit seiner Eskorte auf der Autostrada über ein mit einer halben Tonne TNT präpariertes Drainagerohr fuhr. Knapp zwei Monate später, am 19. Juli 1992, wurde Borsellino ermordet als er seine Mutter besuchte. Hierzu zündete ein Mordkommando einen in der Nähe der Wohnung seiner Mutter abgestellten Fiat 126, der als Autobombe präpariert war.
Natürlich starben bei den Anschlägen auch fast alle Mitglieder der Eskorte.
Ich erwähne das deshalb so ausführlich, weil unter den Eindrücken dieser beiden Attentate in Italien ein inzwischen fast vergessener Kinofilm entstand, für den ich damals extra mit dem Zug nach Hamburg gefahren bin, weil er in meiner Stadt keinen Filmstart bekam.
Noch im Jahr 1993 erschien der grandios authentisch wirkende Film Die Eskorte – Im Visier der Angst, von Ricky Tognazzi, welcher sich in der sachlichen Darstellung der professionellen Vorgänge um eine Eskorte von hohen Anti-Mafia-Richtern oder Staatsanwälten, kaum verstecken musste. Aber man hätte von Coolness nicht weiter entfernt sein können.
Ich mache es wirklich sehr ungern, aber an dieser Stelle mal ein klarer Appell: Verleihrechte der deutschsprachigen Version sichern und mindestens als DVD verlegen. Ein Käufer wäre schon da.
Ja, das ist alles sehr viel Input.
Aber so ist das halt mit der Qualität. Einmal losgetreten, kommt sie wie eine Welle über einen. Und seitdem haben die Italiener ja noch einige Briketts mehr in den Ofen gew…
-Störung-
Bitte haben Sie ein wenig Geduld. Ein Techniker kümmert sich bereits um das Problem.
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Ende Episode V