Die Herausforderung? Eine „Kleinigkeit“ über den Film Manta Manta -Zwoter Teil schreiben. Hierbei kann es sich wohl nur um einen schlechten Scherz handeln, habe ich doch keinerlei Tieferlegungs-, Aufmotz- oder sonstige Tuning-Gene in mir, geschweige denn Schnittmengen zu Autoposern, dem Ruhrpott-Gefühl oder dem künstlerischen Schaffen von Til Schweiger. Außerdem: Ist es nicht nahezu unmöglich, über etwas zu schreiben, worüber jeder bereits eine Meinung hat? Nun, ich muss mich trotzdem daran versuchen, denn CONSTANTIN FILM hat den Streifen jetzt im Heimkino veröffentlicht und uns ein Rezensionsmuster zugesandt. Here we go…
Regie: Til Schweiger
Darsteller: Til Schweiger, Michael Kessler, Tina Ruland, Luna Schweiger, Tim Oliver Schultz
Artikel von Manuel Hinrichs
Zunächst ist aber festzustellen, dass es nahezu ausgeschlossen ist, sich Manta Manta- Zwoter Teil anzunähern ohne wenigstens seinen Vorgänger Manta Manta (1991) zu erwähnen. Da aber auch über diesen Film schon alle Fakten breitgetreten wurden, liegt für mich nichts näher, als mit dem Namensgeber dieses Filmes anzufangen: dem Opel Manta! Immerhin gäbe es ohne ihn weder den einen, noch den anderen Film.
Wie schon der Vorgänger Manta A, war auch der Manta B ein echtes Kind seiner Zeit. Aber die Jugendlichen und jungen Erwachsenen betrachteten ihn eher als eine Art Basismodell, welches zum Entsetzen der Eltern mit Widebody-Kits, Fuchsschwänzen oder sonstigem Gedöns aufgepimt oder individualisiert werden musste, damit er zu ihrem Image passte, und nicht umgekehrt. Vor allem im Ruhrpott entstand so eine Subkultur, die diesen Lifestyle hemmungslos abfeierte.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass es damals keineswegs als ausgemacht galt, ob das Auto zum Witz jemals erwachsen werden würde. Denn immerhin waren infantile Manta-Witze ja im selben Universum anzutreffen, wie Blondinenwitze. Perfekte Umstände für Manta Manta: Er sprang mit Schmackes mitten hinein und traf genau den Nerv.
Heute gehen Manta- und Blondinenwitze allerdings schnell mal in die Hose. Erstere, weil auch die Mantas längst ein seriöseres Standing haben, während es bei den Blondinen-Witzen ja auf der Hand liegt: Alle Nationalitäten, Ethnien, Einkommensschichten, Berufs-, oder sonstige soziale Gruppen, dürften ungefähr dieselbe Anzahl an Dumpfbacken, Vollidioten und Arschlöchern haben; ganz unabhängig von Haarfarbe, Hautfarbe oder Geschlecht.
Erst in jüngeren Jahren begann die Rehabilitation und so macht der Manta B inzwischen auch auf den einschlägigen Classic Car Treffen eine recht gute Figur; ob nun die sanft Modifizierten, die Restomods oder die guten und gänzlich unverbauten Exemplare. Als Petrolhead für Vorkriegsrennwagen ertappte ich mich kürzlich auf einer dieser Veranstaltungen doch sogar glatt dabei, einem jener in nur 245 Exemplaren gebauten Opel Manta 400 nachzuhören und nachzuschauen.
Heute mag es deshalb geradezu absurd klingen, dass Manta Manta seinerzeit nur ein rudimentärer Inhalt, das Posen mit aufgepimpten Automobilen und den einen oder anderen Abzug in der „B“- Note bezüglich frauenfeindlichen Verhaltens reichte, um sich das fragwürdige Prädikat „Kultfilm“ zu verschreiben. Ich war also nur verhalten neugierig auf den Neuen, bestand doch das reelle Risiko, dass Manta Manta – Zwoter Teil nur die frisch exhumierte Leiche von Manta Manta sein würde, die dem bedürfnisorientierten Ablageplatz im Wald entnommen wurde. Um hier etwas mehr Klarheit erlangen, müssen wir uns aber erstmal die Story anschauen.
Für alle, die es noch nicht wussten: Trotz zweier gemeinsamer Kinder sind Bertie (Til Schweiger) und Uschi (Tina Ruland) nicht mehr zusammen. Sie ist inzwischen Eigentümerin einer Kette von Edelfrisörsalons und lebt mit ihrem Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) und Partner Gunnar (Moritz Bleibtreu) in einer typischen Neureichen-Villa. Weil Gunnar sich von Daniel nicht länger auf der Nase rumtanzen lassen möchte, sperrt er seinem Ziehsohn wegen seiner Eskapaden die Kreditkarte. Aus disziplinarischen Gründen kommt dieser kurz darauf bei Vadder Bertie unter.
Dieser hatte schon vor einiger Zeit seine Rennfahrerkarriere beendet, und wohnt nun mit seiner Tochter Mücke (Luna Schweiger) in der hoch verschuldeten Kfz-Werkstatt „Berties Boxenstopp“ mit dazugehöriger Kart-Bahn, die er mit Klausi (Michael Kessler) und einigen Freunden betreibt. Weil Bertie mit der Tilgung seines Darlehens in Rückstand und damit in eine kleine finanzielle Schieflage gerät, droht der Werkstatt samt Grundstück eine Zwangsversteigerung. Eine Lösung könnte da das Rennen der 1980’s-1990’s Classic-Legends auf der Rennstecke am Bilster Berg sein. Immerhin winkt als Siegprämie ein Porsche 964 im Wert von Euro 150.000,-.
Und die gute Nachricht?
Während sich der erste Manta Manta Film noch mit einem 135PS Manta B begnügen musste, wurden für Manta Manta – Zwoter Teil gleich zwei neue Manta B aufgebaut, dieses Mal aber mit Opel Senator Motoren mit 180PS und 210PS. Es war allerdings Berties verbreitertem Manta A GT/E überlassen, den imaginären Preis für das automobile Highlight des Filmes zu beanspruchen. Zu lesen war, dass diese Leihgabe eines Opel Manta Fans extra für den Film von „Rot“ auf „Manta Evolutions Orange“ umlackiert wurde, was den klassischen Linien des Wagens extrem gut tat.
Wolfgang Büld, der Regisseur des ersten Manta Manta Filmes, äußerte sich noch im Jahr 2022 zu der Frage, ob es 32 Jahre nach dem ersten Teil überhaupt noch so etwas wie einen Bedarf für einen zweiten Teil geben würde, dass es Tom Cruise mit Top Gun – Maverick (2022) nach 36 Jahren doch auch geschafft hätte, den zweiten Teil eines alten Filmes in die Gegenwart zu holen.
Büld hatte sogar ein Konzept zu einem zweiten Teil geschrieben, welches die Filmfiguren weiterentwickelt hätte. Da war Bülds Kontakt zu Til Schweiger aber offenbar schon längst im „Mute“- Modus. Deshalb wurde es dann auch nicht Büld, sondern Schweiger selbst, der die Regie von Manta Manta – Zwoter Teil übernahm. Weil nach 36 Jahren Wartezeit aber auch Tom Cruises Film-Charakter Maverick von einem überheblichen Arschloch zu einem überlegt handelnden Piloten gereift war, war ich bezüglich Manta Manta – Zwoter Teil zu diesem Zeitpunkt noch recht zuversichtlich. Das war wohl etwas voreilig: Dem Film hätte etwas viel Wichtigeres gutgetan als die Ränkespiele zweier Granden der deutschen Einfacheiscreme: Nämlich ein solides Filmhandwerk.
Schon in den ersten Filmminuten offenbarten sich Defizite im Timing des Filmschnitts, was sich beim Schauen extrem irritierend auswirkte (Stichwort: Die Slapstick-Nummer auf dem Fahrrad). Wenig später verliert man als Zuschauer durch nicht nachvollziehbare Sprünge in den Bildachsen zeitweise sogar fast den Überblick, wer gerade mit wem redet. Es wirkte, als hätte hier nicht nur der Bildschnitt, sondern auch der Tonschnitt die Orientierung verloren. So bewegten sich dann auch schon mal Lippen, ohne dass die dazugehörigen Worte vernehmbar gewesen wären. Ich tippe allerdings hauptsächlich auf schlecht gemachte, weil „sichtbare“ Nachsynchronisation. Was auch immer es wirklich war: Es reichte, um immer wieder aus der Erzählung geworfen zu werden.
Doch es kam noch doller.
Nein, ich spare mir die sattsam bekannten Kommentare zum Nuscheln. Im Gegenteil. Hier war sogar die höchste Form des Humors zu bestaunen: Die Selbstironie. Wären normalerweise die insbesondere in der ersten Filmhälfte recht holprig inszenierten Dialoge ein weiterer Grund für mich, den Film vorzeitig abzubrechen, sah man aber jederzeit den Spaß, den die Nebendarsteller dabei hatten. Wenigstens das, denn die Dialoge sind immer und zu jedem Zeitpunkt, als von Autoren ausgedachte Texte erkennbar und somit eigentlich vernachlässigbar.
Mit ein paar Ausnahmen: Moritz Bleibtreu spielte(?) das Arschloch Gunnar recht überzeugend und auch Til Schweiger und Tina Ruland selbst waren durchaus überzeugend in ihren Darbietungen. Schauspielerisches Highlight waren aber die beiden Kinder, die in der Garage Eis kaufen wollten, gemessen an ihren Nachnamen offensichtlich die echten Kinder von Frau Ruland, weil sie komplett unverstellt und nahezu instinktiv alles richtig machten. Sie agierten wirklich überzeugend.
Eine weitere Überraschung: Obwohl Manta Manta – Zwoter Teil, so wie die meisten anderen deutschen Produktionen auch, unter unterdurchschnittlich geschriebenen Texten leidet, gab man sich sichtlich Mühe mit dem Szenenbild, dem verwendeten Look und den Kameraeinstellungen. Drei Gewerke, welche so überraschenderweise oberhalb des üblichen deutschen Standards angesiedelt werden konnten – wem auch immer der Dank dafür gebührt.
Aber getreu des deutschen Vorsatzes „Mehr hilft Mehr“, kam irgendeine Blitzbirne auf die Idee, diverse Nebelkerzen zu zünden. Ein Mittel, dass immer dann bemüht wird, wenn es entweder darum geht, filmische Mängel jeglicher Art zu verbergen, oder der Filmemacher das Vertrauen in den eigenen Stoff verloren hat, je nach Perspektive oder Pegel.
In diesem Fall war es ein unsäglich nervender Musikteppich, welcher zuverlässig jede Chance auf eine moderne Erzählung zu verhindern wusste. Als dann aber auch noch Slapstick-Geräusche, wie z.B. Bewegungs- „Zoschs“ benutzt wurden, war klar, dass der Editor entweder völlig dehydriert oder bereits viel zu lange ohne aufputschende Flüssigkeiten am Schneideplatz gesessen haben musste.
Und noch ein „Oneliner“, denn „Schlimmer geht immer“. Hier zeichneten sich mit Til Schweiger, Miguel Angelo Pate, Michael Angelo Pate, Carsten Vauth, Peter Grandl, Murmel Clausen und Reto Salimbeni nicht weniger als sieben (!) Drehbuchautoren verantwortlich. Doch das reichte wohl noch nicht. Denn bei aller Liebe: Manta Manta- Zwoter Teil mag alles mögliche sein, aber ganz sicher kein Kinofilm! Trotz des grundsätzlich gelungenen Looks.
Einen Hinweis auf die Motivation für die Existenz von Manta Manta- Zwoter Teil finden wir in Form der Produzentenliste. Sie liest sich wie ein who-is-who der üblichen Verdächtigen der seichten, aber durchaus erfolgreichen Fernsehunterhaltung. „Erfolgreich“ bedeutet hier „Profitabel“ und nicht, ob ein Drehbuch die Grundvoraussetzungen mitbringt, den Zuschauer im 21. Jahrhundert erzählerisch ernst zu nehmen.
Wird ein Witz also besser, wenn man ihn wiederholt? Oder ihn erklärt? Und selbst wenn, warum sollte man dabei zuschauen?
Verdammt, nur weil er inzwischen offenbar die Form beherrscht, einem TV-Film einen recht guten Kinolook und gute Szenenbilder zu verpassen, bleibt es mir ein Rätsel, wie jemand, der so lange im Geschäft ist und um die Problematik der laschen Erzählungen deutscher Filme genau weiß, und der sich bei öffentlichen Auftritten noch dazu so herablassend gegenüber der restlichen Welt gibt, mit so wenig zufrieden sein kann?
Erneut bewegte sich der Film nämlich eher auf den „Lower Decks“.. ich meine, Schweiger muß ja nicht gleich für das ebenso stumpfe Feuilleton drehen, aber Pipi-, Kacka- und Furzwitze? Trotzdem, dieser Film war tatsächlich besser als erwartet, allerdings bei niedrigsten Erwartungen. Til Schweiger dreht seit Jahren immer wieder denselben Film, mit immer wieder denselben flachen Charakterzeichnungen. Hat er keine Lust auf was Anderes? Oder interessiert ihn nichts Anderes? Ist es am Ende wirklich nur Geld als Motivation? Hat er keine sonstigen, künstlerischen Ambitionen mehr? Wir wissen es nicht.
Dennoch ist es als Lichtblick zu werten, dass Manta Manta- Zwoter Teil sich genau das traut, was sich sonst nur handfeste Genrefilme trauen: Er ist für eine überschaubare Zielgruppe inszeniert. Und zwar für jene, die schon mit dem ersten Film positive Erinnerungen verbunden haben.
Auffällig war, dass die zweite Filmhälfte, inklusive der Rennsequenzen, um einiges straffer, ambitionierter und somit „erwachsener“ inszeniert wurden. In der formalen Darstellung der Rad-an-Rad Duelle am Bilster Berg hatte Schweiger (oder war es nicht eher der „Second Unit“-Regisseur?) auf jeden Fall seine Hausaufgaben gemacht. Und der ausführende Editor erlag später nicht der Versuchung, diese Szenen schneller laufen zu lassen, um noch mehr Dynamik, vielleicht im Stil eines Comics („Rooaaaarrr“) zu simulieren. Zu diesem Zeitpunkt war er wohl schon wieder mit den entsprechenden Flüssigkeiten versorgt worden. Good job, also. Aber ein schneller abgespieltes Rennen wäre wohl hoffentlich auch Til Schweiger selbst zu weit gegangen.
Nachdem ich gelesen hatte, dass der Film „zu wenig Manta– und Ruhrpott-Flair“ mitbringen würde und „voll von typischen Schweiger-Momenten“ sei, stellte ich nach einem kurzen Rückzug in meine Denkkapsel fest, dass ich als Nordmann keine Ahnung habe, was mit „zu wenig Ruhrpott-Flair“ gemeint sein könnte. Vielleicht Posen? Laut Rülpsen? An der Tanke abhängen? Seine Perle zum Bierholen schicken? Keinen Schimmer.
Aber ja, bis der Namensgeber des Filmes ins Bild rollt, braucht man schon etwas Geduld.
Etwas, was für all die gebeugten Insta-/TikTok-Existenzen da draußen eine echte Herausforderung darstellt. Und wenn mit den typischen „Schweiger-Momenten“ gemeint war, dass es in den Abziehbild-Charakteren keinen Unterschied zu anderen Til Schweiger-Produktionen gibt, dann kann ich da nur zustimmen.
In meinen Augen ist Manta Manta – Zwoter Teil kein echter Kinofilm, sondern ganz klar ein TV-Film, der, wie die restlichen 99% der deutschen Filme auch, nichts im Kino verloren hatte. Somit ist gegen den Erwerb der Heimkinoveröffentlichung auch von meiner Seite nichts einzuwenden.
Was? Wie kann das sein?
Nun.. die (Ruhrpott-) Fans der ersten Stunde, des Opel Mantas und von Til Schweiger, werden ihn sich ohnehin hinstellen. Nennt mich ruhig sentimental. In den Charakterzeichnungen mag Manta Manta – Zwoter Teil zwar durchaus aus der Zeit gefallen sein, ähnlich wie der Regisseur in so einigen seiner Aussagen, aber gegen das Bewahren von Erinnerungen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Und manchmal zählen eben auch solche Erinnerungen.
Das Bild der mir vorliegenden Blu-ray ist glatt, satt und klar, der Ton ist sehr gut. Als beigefügte Extras gibt es ein Making-of (ca. 5 min) und die Featurette „Manta Manta – Damals wie heute“ (ca. 16 min). Außerdem ist ein Wendecover ohne FSK-Logo vorhanden.
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