Nicht nur Harry und Sally sind aktuell auf dem Heimkinomarkt auf der Suche nach der Liebe fürs Leben, auch Emma muss sich entscheiden, für wen ihr Herz tatsächlich schlägt. Ist es Kandidat eins, der abenteuerlustige Draufgänger, der ganz ohne Volleyball Jahre auf einer einsamen Insel verbrachte oder Kandidat zwei, der herzensgute Musiklehrer, der Verlässlich daheim auf seine Liebste wartet? Die Antwort bekommt Ihr nun dank SQUAREONE ENTERTAINMENT im hiesigen Heimkino präsentiert. Ob sich die romantische Dramödie aber auch lohnt, dass erfahrt Ihr in dieser Kritik.
Originaltitel: One True Loves
Regie: Andy Fickman
Darsteller: Phillipa Soo, Simu Liu, Luke Bracey, Michaela Conlin, Tom Everett Scott
Artikel von Christian Jürs
Bereits als Teenager hat sich der schüchterne Sam (Phinehas Yoon) in seine Schulfreundin Emma (Oona Yaffe) verliebt. Die aber kann ihre Augen nicht vom durchtrainierten Draufgänger Jesse (Cooper van Grootel) lassen, der Sam die Liebste vor seinen Augen ausspannt.
Der Schönling und die junge Frau scheinen füreinander bestimmt zu sein und führen fortan eine überglückliche Beziehung, die sie vorrangig auf Reisen verbringen. Emmas Freundschaft zu Sam zerbricht derweil daran. Schließlich heiraten die Weltenbummler sogar. Doch als Jesse (jetzt Luke Bracey), der jetzt als Fotograf arbeitet, eines Tages nach einem Helikopterabsturz auf dem Meer verschollen bleibt, will Emma (jetzt Phillipa Soo) nicht wahrhaben, dass ihr Liebster verstorben ist. Ganze drei Jahre gibt sie die Hoffnung nicht auf, ehe sie beschließt, ihr Leben mit Blick nach vorne weiterzuleben. Ihren aufregenden Job als um die Welt reisende Bloggerin hat sie mittlerweile gegen die Leitung des Bücherladens ihrer Eltern ausgetauscht. Als Emma zufällig Sam (jetzt Simu Liu) wiedertrifft, der mittlerweile das Schulorchester leitet, verlieben sich die ehemaligen Schulfreunde schließlich doch noch ineinander. Kurz nach ihrer Verlobung kommt dann aber eine unerwartete Nachricht ins Haus geflattert: Jesse lebt und wurde von einer einsamen Felseninsel, wo er die letzten vier Jahre verbrachte, geborgen. Als er zurückkehrt, steht Emmas Gefühlswelt kopf. Für wen soll sie sich entscheiden? Ihren todgeglaubten Ehemann oder ihren Jugendfreund, mit dem sie gerade im Begriff war, ein neues Leben anzufangen?
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Taylor Jenkins Reid, die gemeinsam mit ihrem Gatten auch das Drehbuch verfasste, wird uns eine klischeehafte Geschichte erzählt, die durchaus das Potenzial gehabt hätte, für einen nett-romantischen Filmabend. Hätte – denn leider vermag der Funke der Leidenschaft, den Emmas Herz entfachen sollte, nicht recht zu entflammen. Hierfür sind mehrere Faktoren verantwortlich.
Es beginnt schon mit der Einführung der Hauptfiguren. Nicht nur, dass die Geschichte anfänglich innerhalb ihrer erzählten Zeit hin- und herspringt, sodass wir erfahren, dass Jesse den Helikopterabsturz überlebt hat, noch ehe wir wussten, dass es überhaupt zu diesem kam oder welch wichtige Rolle er in Emmas Leben spielt. Dieser Spannungsbogen wurde somit komplett verschenkt, doch damit nicht genug. Weder Sam noch Jesse erhalten ausreichend Spielraum, um ihre Figuren emotional ans Publikum zu binden. Die Beziehung zu Sam wird uns kurz im Kreise von Emmas Familie serviert, wo beide ihre Verlobung bekanntgeben. Kurz darauf dann der Rückblick zur Ehe mit Jesse, die mit einer Bildercollagen-Weltreise im Eiltempo heruntergerissen wird. Da gerät es fast schon zur Nebensache, dass die junge Variante Emmas in der Eröffnungssequenz so gar keine Ähnlichkeit mit ihrem älteren Pendant besitzt.
Erstaunlich auch, dass Jesse nach vier Jahren bei seiner Rückkehr zwar eine zerzauste Frisur und einen kleinen Rauschebart besitzt (der, ebenso wie sein Haupthaar, scheinbar im Schneckentempo gewachsen ist), der Mann nach einer Nacht und einem Besuch im Badezimmer aber umgehend wieder wie ein Kelvin Klein-Model ausschaut – nicht einmal Hautunreinheiten besitzt der Kerl. Ich bin neidisch – und Tom Hanks vermutlich auch!
Emma jedenfalls zögert keine Sekunde und verbringt umgehend ihre Zeit gemeinsam mit Jesse in einem romantischen, abgelegenen Ferienhaus im Wald, wo sie auch im Bett sogleich die alte Leidenschaft aufflammen lassen. Der zurückgelassene Sam weint derweil sein Herz bei den Schülern seines Orchesters aus und wartet verzweifelt auf eine Nachricht seiner Herzensdame. So schafft es wenigstens Barbie– und Shang-Shi-Star Simu Liu in seiner begrenzten Screentime, ein wenig Sympathien beim Publikum zu erhaschen (auch wenn die Schülerseelsorgenummer wenig glaubwürdig erscheint), während Luke Bracey eigentlich nur gut aussehen darf und Phillipa Soos Charakter aufgrund ihrer Verhaltensweise schnell sämtliche Sympathien verspielt hat – ein Todesstoß für die Romantik.
Den Schauspielern ist es eigentlich nicht anzulasten, dass der Funke bei Emmas Herz nicht so recht überspringen vermag. Vielmehr ist es das schwache Drehbuch und die ebenso enttäuschende Regiearbeit von Andy Fickman, auf dessen Konto solche Kracher wie Der Kaufhaus Cop 2 und Chaos auf der Feuerwache gehen. Noch Fragen?
Emmas Herz verfehlt sein Ziel, das Publikum in romantische Stimmung zu versetzen. Immerhin, das muss man anerkennen, kommt auch keine echte Langeweile auf, allerdings plätschert das Geschehen dahin wie in jeder x-beliebigen Hallmark Channel-Produktion.
SquareOne Entertainment kann man derweil keine Vorwürfe machen. Die Synchronisation ist gelungen, im Bonusmaterial der mir vorliegenden Blu-ray gibt es Interviews mit den drei Hauptdarstellern und zum Start der Disc erscheint der Trailer zum deutlich gelungeneren Küss mich, Mistkerl mit Lucy Hale, den ich Euch stattdessen hiermit nochmal ans Herz legen möchte. Der funktioniert nämlich deutlich besser für einen romantischen Filmabend.
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