Den Preis für den wohl beklopptesten deutschen Kinotitel der Achtziger Jahre vergebe ich an diese Fortsetzung des von Dan O´Bannon inszenierten Horrorklassikers, der bereits mit dem doofen Namen „Verdammt, die Zombies kommen“ in unsere Lichtspielhäuser polterte. Doch „Toll treiben es die wilden Zombies“ ist nicht nur ein noch schrecklicherer Titel, er klingt auch irgendwie nach Siebziger Jahre Bumsklamotte. Davon ist der Film, der bereits auf Video mit seinem Originaltitel erschien, glücklicherweise meilenweit entfernt. PLAION PICTURES hat den Zombiespaß nun erstmals hierzulande auf Blu-ray im Mediabook veröffentlicht. Doch wie scharf ist das Gehiiiiirn in HD wirklich und ist es auch heute noch bekömmlich?

Originaltitel: Return of the living Dead Part II

Deutscher Kinotitel: Toll treiben es die wilden Zombies

Alternativtitel: Return of the living Dead – Teil 2 / Die Rückkehr der Höllenzombies

Drehbuch und Regie: Ken Wiederhorn

Darsteller: Michael Kenworthy, Thom Mathews, James Karen, Suzanne Snyder, Dana Ashbrook

Artikel von Christian Jürs

Im Februar 1989 erschien Return of the living Dead 2 im Verleih von VCL-Video (Cassette ist nur Original mit roter Klappe) in den Videotheken. Ich war gerade vierzehn Jahre alt und nutzte den Abend, als mein Vater den Streifen aus dem Videopalast in unserer Nähe auslieh und anschließend mit meiner Mutter ausging, zur heimlichen Sichtung des vermeintlichen Horrorschockers. Doch was ich zu sehen bekam, schockte eher aufgrund der Zensurmaßnahmen und nicht wegen der erwarteten, harten Zombieaction.

Satte sieben Minuten ließ die FSK-geprüfte Version trotz 18er Logo damals vermissen. Teilweise wurde so stümperhaft geschnitten, dass Bildsprünge und Knackgeräusche, aber auch unerklärliche Handlungslücken, die rigorose Schnittauflage offensichtlich machten. Verdammt, sogar die Schlussszene fiel der Schere zum Opfer und so sprang der Film, inmitten einer Kamerafahrt, mit Knacken in den Abspann. Was man uns am Ende dieses Schwenks zeigen wollte, blieb damals ein Geheimnis. Gott sei Dank wurde mein jugendlicher, empfindlicher Geist vor den grausamsten Szenen aus Return of the living Dead 2 bewahrt. Danke, liebe Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft.

Moment… grausame Szenen? Sorry, folks, davon ist auch in der hier vorliegenden, unzensierten Fassung von Toll treiben es die wilden Zombies (uff) nichts vorhanden. Tatsächlich strebten die Macher damals das jugendfreundliche PG13-Rating an, scheiterten aber, weil in der zweiten Filmhälfte ein Zombie (unblutig) in zwei Teile geschossen wird. Lustiger Fakt am Rande: Diese Szene fehlte dank eines knapp einminütigen Radikalschnitts damals komplett in der deutschen, nicht jugendfreien, Fassung. Obendrauf war die VHS-Fassung zusätzlich stark abgedunkelt, damit man die wenigen, verbliebenden Effekte auch ja nicht erkennen konnte.

Bereits der erste Teil von Dan O´Bannon war eine ironische, humorversetzte Variante von George A. Romeros Kultklassiker Die Nacht der lebenden Toten. Auch der Film besaß nur wenige, blutige Momente (die freilich ebenfalls damals in Deutschland mit der groben Schere entfernt wurden), kam aber immer wieder gruselig und bedrohlich daher. Unvergessen ist wohl Linnea Quigleys Performance als nackte Punklady Trash, die auf dem Friedhof den Untoten zum Opfer fiel. Man versprach ihr damals, ebenso wie dem Großteil des restlichen Casts, dass sie in einer möglichen Fortsetzung ihre Rollen wieder aufnehmen dürften. Dieser Plan wurde aber zu den Akten gelegt. Viele Jahre später entstand, nach einer Idee des Schauspielers Don Calfa, der im ersten Teil einen im Krematorium arbeitenden Nazi verkörperte, ein Comicsequel mit dem Titel Revenge of the living Dead. Dieser Comic hat die Handlung im Sinne des Erstlings fortgeführt – er ist aber leider Out of Print.

Return of the living Dead 2 geht einen völlig anderen Weg. Die Regie führte, nach eigenem Drehbuch, Ken Wiederhorn, der Jahre zuvor Die Schreckensmacht der Zombies heraufbeschwor. Er erschuf eine lose Fortsetzung, die mehr auf Slapstick-Comedy setzt und in der wir nur einen Charakter aus dem Erstling wiedersehen dürfen: den Colonel Glover (Jonathan Terry), der im Vorgängerfilm konsequent durchgriff und hier entnervt feststellen muss, dass erneut ein Fass mit dem zombieschaffenden Nervengas 2-4-5 Trioxin aus der Obhut der Army verschwunden ist.

Dieses schlummert seither in einem Entwässerungsgraben der kleinen Gemeinde Westvale in Kalifornien, direkt neben dem örtlichen Friedhof (uiuiui). Dort findet es zufällig der kleine Jesse (Michael Kenworthy), als er vor den Schulbullies Billy (Thor Van Lingen) und Johnny (Jason Hogan) flüchtet, die ihm ans Leder wollen. Der Fund macht die Jesse angedrohte Schläge bei den Unsympathen aber vergessen. Stattdessen versuchen sie, das geheimnisvolle Fass, in dem ein matschiger Leichnam schlummert, zu öffnen. Jesse ist die Sache nicht geheuer – er läuft schnellstens heim, wo seine genervte, ältere Schwester Lucy (Marsha Dietlein) schon ungeduldig auf den Ausreißer wartet. Seine Geschichte vom gefundenen Armyfass interessiert sie allerdings wenig, möchte sie sich doch lieber weiter ihren Aerobic-Übungen hingeben. Währenddessen haben Billy und Johnny unerwarteten Erfolg beim Öffnungsversuch und so strömt nicht nur das zombifizierende Gas aus, auch ein weiterer „Brains„-Zombie (bekannt aus dem Vorgänger) gelangt in die Freiheit. Daraufhin erheben sich die Toten aus den Gräbern und Westvale wird von einer Zombieinvasion heimgesucht.

Punktete der Erstling noch mit leisem Humor und einer spannenden Story, so ist im Sequel Halli Galli angesagt. Ken Wiederhorn pfiff auf Gruselatmosphäre und schuf stattdessen einen bunten, lauten Spaß. Im direkten Vergleich verliert das Sequel zwar gegenüber dem Original, Langeweile kommt aber auch niemals auf. Dafür ist der Film einfach zu temporeich und witzig geraten. Manchmal allerdings, da zerrt der Film auch ein wenig an den Nerven des Zuschauers, denn immer wieder verfallen die Darsteller in „lustige“ Kreischattacken. Insbesondere Schauspielerin Suzanne Snyder (Killer Klowns from Outer Space) darf nach Herzenslust ihr Zwerch- und unser Trommelfell malträtieren. Sie tritt als Brenda auf, die Freundin von Joey (Thom Mathews). Der bewirbt sich gerade als Leichenfledderer bei Arbeitgeber Ed (James Karen), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Kadavern der Reichen den Schmuck abzunehmen. Blöd für die beiden, dass just in dem Moment das Trioxin-Gas in die Leichenkammer eindringt, in der sie sich bereichern. Im fortlaufenden Film beginnen die Diebe, sich langsam in Untote zu verwandeln. Wem das bekannt vorkommt, der liegt richtig, denn Mathews und Karen agierten in ganz ähnlichen Rollen bereits im Erstling, was Joey an einer Stelle im Film bekräftigt, als er ein Déjà-vu bekommt.

Am Set waren nicht alle Darsteller überzeugt von der Vision Ken Wiederhorns. Thom Mathews beispielsweise, der kurz zuvor auch den erwachsenen Tommy Jarvis in Freitag der 13. Teil 6 – Jason lebt verkörperte, macht keinen Hehl daraus, dass er diesen Film hasst. Vermutlich geht es vielen Lesern nicht anders als ihm, denn das ewige Gekreische zerrt schon an den Nerven und die fehlende Gruselatmosphäre dürfte auch bei einigen Horrorfans auf wenig Gegenliebe treffen. Trotzdem mag ich den Film irgendwie. Das wird ein wenig am Faktor Nostalgie liegen, immerhin war dies mein erster Zombiefilm (kurz darauf entdeckte ich dann die Werke des Herrn Romero). Ein wenig dürfte es aber auch an den liebevoll gestalteten Zombiemasken und dem hohen Erzähltempo liegen, dass Return of the living Dead 2 einen Platz in meinem Herzen hat. Die immer noch existente FSK 18 Freigabe der ungekürzten Fassung kann ich aber nicht nachvollziehen, zumal sowohl der Erstling, als auch der wesentlich härtere dritte Teil heutzutage mit einer 16er Freigabe erhältlich sind.

Das Mediabook von Plaion Pictures ist aber toll. Bild- (1,85:1 / 1080p) und Tonqualität (Deutsch und Englisch DTS-HD Audio Master 2.0) sind top. Eine alternative, englische Tonspur mit einleitendem Sprecher ist ebenfalls vorhanden (dankenswerterweise wurde auf die nachsynchronisierte, deutsche Variante hier verzichtet). Drei Audiokommentare, sowie Trailer, Teaser und eine Bildergalerie befinden sich außerdem auf der Hauptdisc. Die beiliegende Bonus-Blu-ray ist zudem vollgepackt mit diversen Featurettes, Interviews, Aufnahmen vom Set und einem Behind the Scenes. Das informative Booklet von Daniel Wagner (Deadline – Das Filmmagazin) rundet die Veröffentlichung ab.

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