Was für ein Jammer! Tom Cruise, der laut Steven Spielberg mit seinem zweiten Auftritt als Maverick dem Kino den Allerwertesten gerettet hat, erlitt diesen Sommer Schiffbruch mit seinem siebten Auftritt als Geheimagent Ethan Hunt – und das, obwohl die Kritiken weitestgehend zwischen positiv und euphorisch schwankten. Was war geschehen? Mit einem Wort: Barbenheimer – Der Kult um die blonde Plastikpuppe und den Erfinder der Atombombe wurde im Netz so hochgepusht, dass alle anderen Filme, die zeitgleich liefen, schlichtweg niemanden interessierten. Auch die Tatsache, dass das aktuelle Abenteuer von Ethan, Benji, Luther und Co. in zwei Filme aufgesplittet wurde, dürfte den ein- oder anderen Zuschauer verschreckt haben. Mittlerweile ist die Fortsetzung auf den Kinosommer 2025 verschoben – trotzdem kein Grund, sich den kürzlich von PARAMOUNT PICTURES HOME ENTERTAINMENT jetzt im Heimkino veröffentlichten ersten Teil, nicht umgehend anzusehen, denn der Film rockt gewaltig!

Originaltitel: Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One

Regie: Christopher McQuarrie

Darsteller: Tom Cruise, Hayley Atwell, Simon Pegg, Ving Rhames, Rebecca Ferguson, Esai Morales

Artikel von Christian Jürs

Es ist einmal mehr an der Zeit für Top-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) die Welt zu retten. Doch diesmal ist es kein abtrünniger Ex-Kollege oder Multimilliardär mit Allmachtsphantasien, sondern ein äußerst zeitgemäßer Bösewicht: Die Entität, eine künstliche Intelligenz, die sich selbstständig in sämtliche Computersysteme der Welt einhacken kann und außer Kontrolle geraten ist.

Das russische U-Boot Sewastopol ist ihr erstes Opfer. Dieses befindet sich im Beringmeer zwecks Tests einer neuen Tarnkappentechnik. Die Entität hackt sich jedoch unbemerkt in deren Systeme und sendet der Crew auf dem Radar die Fehlinformation eines angreifenden US-Kriegsschiffes. Als die Besatzung als Antwort auf den vermeintlichen Angriff ein Torpedo aussendet, verschwindet der Angreifer plötzlich spurlos vom Radar, das Torpedo dreht um und zerstört die Sewastopol.

Diese Eröffnungssequenz erinnert nicht von ungefähr an die Ausgangssituation des 1981er Agentenfilmklassikers James Bond – In tödlicher Mission, in dem ein Schiff der britischen Marine ein ähnliches Schicksal erleidet. Der Roger Moore-Film handelte von der Suche nach einem Steuercomputer für Atomraketen, Ethan Hunt und seine Leute sollen einen zweiteiligen Schlüssel aufspüren, mit dessen Hilfe sich die Entität vernichten ließe – oder unter Kontrolle bringen, was sowohl die Geheimdienste als auch den Schurken Gabriel (Esai Morales), der seine ganz eigenen Ziele verfolgt, auf den Plan ruft.

Doch zunächst trifft Hunt auf einen alten Bekannten. Sein ehemaliger IMF-Vorgesetzter Eugene Kittridge (Henry Czerny), mit dem er bereits im ersten Teil aneinandergeriet, setzt Hunt auf dessen Freundin, die ehemalige MI6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) an, die im Besitz eines der zwei Schlüsselteile sein soll. Sie soll liquidiert werden, was unser Held natürlich nicht zulassen möchte. Zur Hilfe eilen ihm seine alten Freunde, das Hacker-Duo Benji (Simon Pegg) und Luther (Ving Rhames), um die Schlüsselteile aufzuspüren und die Entität ein für allemal zu vernichten. Dabei kreuzen sie den Weg der gerissenen Taschendiebin Grace (Hayley Atwell), die ungewollt in die Sache hineingezogen wird. Eine Hetzjagd, die von der arabischen Wüste, bis nach Italien und schließlich in den Orient Express führt, nimmt ihren Lauf.

Wow, einfach wow! Was Regisseur Christopher McQuarry hier mit seinem Star Tom Cruise und dessen gut harmonierenden Co-Stars abzieht, ist bestes Hollywoodentertainment und besinnt sich alter Agentenfilmwurzeln vergangener James Bond-Tage. Dabei erinnert der Film nicht nur zu Beginn an eingangs erwähnten Streifen, in dem sich 007 mal wieder in einer tödlichen Mission befindet. Auch eine Verfolgungsjagd, die hier im gelben Fiat (bei Bond war es eine Ente) stattfindet, weckt Erinnerungen und entpuppt sich als Comedyhighlight dieses famosen Abenteuers. Die Action ist erneut atemberaubend, wirkt aber, entgegen den letzten beiden Teilen, ein Stück weit zurückgeschraubt, um der Agentengeschichte Platz zu machen. Eine Sequenz im nächtlichen Venedig darf als Reminiszenz an die düstere Eröffnungsszene des Erstlings verstanden werden. Und am Ende gibt es dann ein ausuferndes, spannendes Finale mit Staun-Effekt (Stichwort: Orient Express).

Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1 ist durch und durch sehenswert und rast, trotz XXL-Laufzeit von 163 Minuten, mit Volldampf über den Fernsehbildschirm / die Leinwand. Die Action ist faszinierend, gut gefilmt, nachvollziehbar und nicht so zerschnitten wie zum Beispiel beim ebenfalls großen Sommer-Blockbuster Fast and Furious 10. Auch der Cast harmoniert mal wieder wunderbar. Überzeugend agiert auch Pom Klementieff (Mantis aus den Guardians of the Galaxy-Filmen) als eiskalte Killerin. Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1 ist einfach feinstes Blockbuster-Kino, welches wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Ob der abtrünnige Ethan Hunt aber die Welt retten kann, dass erfahren wir letzten Endes erst in Teil 2. Trotzdem, holt Euch jetzt schonmal den Vorgänger. Ihr verpasst sonst den Actionfilm des Jahres.

Das Bild- und Tonqualität dieses brandneuen Krachers State-of-the-Art sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Wohl aber, dass man beim Bonusmaterial ordentlich rangeklotzt hat. So gibt es diesmal einen Audiokommentar mit Regisseur Christopher McQuarrie und Filmeditor Eddie Hamilton, entfallene Filmszenen und diverse Featurettes über die Stunts, die Drehorte, etc. Holt Euch das Teil – weiter unten findet Ihr die Links dazu. Aber macht schnell – wer weiß, vielleicht zerstören sich diese Verknüpfungen in 5 Sekunden von selbst…

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