Er ist zurück! Denzel Washington als Robert McCall, der Equalizer. Der befördert ein drittes und letztes Mal (wenn der Titel der Wahrheit entspricht) böse Buben ins Jenseits. Diesmal legt er sich sogar mit der Mafia inmitten eines schönen, sizilianischen Dorfes an. SONY PICTURES und PLAION PICTURES bringen den Racheengel jetzt ins Heimkino. Die FSK hatte bei der Alterfreigabeprüfung anscheinend einen guten, wohlwollenden Tag und gab den ziemlich harten Actionthriller lediglich ab 16 Jahren frei. Warum das so erstaunlich ist und ob der Film die Qualität seiner Vorgänger halten kann, könnt Ihr nun nachlesen. Die Zeichen stehen jedenfalls nicht schlecht, denn immerhin übernahm erneut Actionprofi Antoine Fuqua (Training Day) die Regie.

Regie: Antoine Fuqua

Darsteller: Denzel Washington, Dakota Fanning, David Denman, Remo Girone, Sonia Ben Ammar

Artikel von Christian Jürs

Ich liebe diese Filme, in denen eine Ein-Mann-Armee (oder auch Ein-Frau-Armee, wie zum Beispiel Charlize Theron ins Atomic Blonde) sich den bösen Buben stellt und diese auf möglichst kreative Art und Weise aus dem Weg räumt – bestenfalls noch mit einem One-Liner auf den Lippen. Kein Wunder, bin ich doch die Generation, die auf dem Schulhof fleißig über die neuesten Videothekenkracher mit Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Chuck Norris und den anderen Recken fachsimpelte.

Heute sind diese Helden meist weniger aufgepumpt und agieren deutlich subtiler und filigraner. Es sind Jedermänner wie Keanu Reeves, Liam Neeson und sogar ein Bob Odenkirk (Nobody), die für Recht und Ordnung sorgen. Weniger brachial gehen sie dabei nicht vor, aber ein wenig eleganter.

Denzel Washington war in The Equalizer in seiner Rolle als Baumarktmitarbeiter mit Geheimdienstvergangenheit, der für Recht und Ordnung sorgt, eine kleine Sensation. Immer, wenn er einen Raum mit Bösewichten darin betrat, checkte er zunächst die Lage, dann stellte er den Timer seiner Uhr auf neun Sekunden und sobald diese abgelaufen waren, haben auch die Fieslinge das Zeitliche gesegnet. Ein großer Spaß, kompetent inszeniert von Actionprofi Antoine Fuqua, der auch Gerard Butler in Olympus has fallen zur unbesiegbaren Kampfmaschine werden ließ.

The Equalizer 3 – The Final Chapter geht aber gänzlich andere Wege. Fast scheint es, als käme dieser Robert McCall aus einem Paralleluniversum. Hier ist er nicht mehr der vorrauschende Profikiller, der seine Umgebung beobachtet, um den effektivsten Weg des Tötens auszuarbeiten, er ist ein Schlachter. Gleich in der Eröffnungssequenz begleiten wir ihn bei der Arbeit, die diesmal daraus besteht, dass er, in einem Anwesen in Sizilien, mit dem Hackebeil einen Schädel spaltet oder einem Bösewicht mitten ins Gesicht schießt. Wieso? Weshalb? Warum? Die Hintergründe seines Auftrags erfahren wir erst auf der Zielgeraden, dann aber hat man diese Sequenz schon fast aus dem Gedächtnis gestrichen.

Hinzu kommt, dass Robert McCall diesmal schwer depressiv ist und so versucht er, sich am Ende der Eröffnungssequenz erfolglos eine Kugel in den Kopf jagen. Was ihn dazu bewogen hat, wird nicht näher erläutert. Dafür begeht er am Ende der ersten Actionszene einen Anfängerfehler, indem er einem kleinen Jungen den Rücken zudreht, der ihm dann eiskalt in den Rücken schießt. Hätte McCall den Jungen in dieser Szene töten müssen, man hätte seine negative Lebenseinstellung verstanden. Stattdessen aber läuft das Kind davon und unser Held wird vom freundlichen Dorfarzt Enzo (Remo Girone), der in der kleinen, sizilianischen Gemeinde, in der der Film fortan spielt, alles und jeden behandelt, gesund gepflegt.

Was folgt, ist ein nett gefilmter Weg zurück ins Leben für Robert McCall, der sich während seiner Genesung langsam einlebt in die Idyllische Landschaft und gerne seinen Tee zwischen den fröhlichen Dörflern schlürft. Ja, sogar eine kleine, angedeutete Romanze keimt zwischen ihm und der freundlichen Kellnerin Aminah (Gaia Scodellaro) auf. Kurzzeitig fühlt man sich, als schaue man eine nette Sommerromanze. Doch die romantischen Szenen führen ins Nichts, leider.

Ebenso wenig wie die Einführung der jungen CIA-Agentin Emma Collins, die von Robert telefonisch kontaktiert wird und einen Tipp von ihm erhält, welch schlimme Drogen auf der Farm, die er in der Eröffnungssequenz säuberte, zu finden sind. Gespielt wird sie von Dakota Fanning, die als kleines Mädchen einst in Man on Fire – Mann unter Feuer von Denzel Washington gerettet werden musste. Ihre Rolle wird einfach in den Film gepresst, tut aber eigentlich nichts weiter zur Sache. An einer Stelle fragt sie Robert, warum gerade sie von ihm kontaktiert wurde, doch die Antwort bleibt er ihr schuldig – bis kurz vor Filmende. Dann bekommen wir die Erklärung mit Hilfe eines schlecht zusammengeschusterten Bildes, dass Leuten, die die beiden Vorgänger nicht mehr auf dem Kasten haben, wohl nur ein großes Fragezeichen ins Gesicht zaubern dürfte. Ihre Rolle ist ein Gimmick, ein Fanservice, der den Film unnötig in die Länge zieht, mehr nicht.

Was ist aber mit der Action? Nun, die bekommen wir natürlich geboten, allerdings nur in kleinen Dosierungen. Denn irgendwann tauchen die neuen Bösewichte auf. Es ist die Mafia, die die armen Dörfler schwer unter Druck setzt. So misshandeln deren Schergen einen armen Fischladenbesitzer und den Dorfpolizisten, natürlich vor den Augen Robert McCalls, was sich als mächtig großer Fehler herausstellt. Nicht nur für die Bösewichte, sondern auch in Anbetracht der Handlungsweise der Mafiosis. Die Macher der realistischen Mafia-Serie Gomorrha dürften vor Lachen vom Stuhl gefallen sein.

Für die ultimative Bedrohung Cosa Nostra sind die hier agierenden Antagonisten leider ziemliche Luschen. Sie gehen zwar äußerst brutal vor, sind aber letztlich dem Helden in allen Belangen unterlegen. Gegen Ende gibt es also wieder etwas Action, die ist aber erneut eher auf Gewalt als auf Eleganz ausgelegt. Irgendwie hat man das Gefühl, Antoine Fuqua wollte seinem Helden einen Abschlussfilm der Marke Rambo: Last Blood gönnen. Doch während der Wandel John Rambos zum nach Frieden suchenden, alten Mann, der nochmal brutal zuschlagen musste, halbwegs glaubhaft wirkt (immerhin hat man ihm das Wichtigste genommen), mischt sich Robert McCall hier schlichtweg einfach ein. Klar, er ist der Held und kann die Guten nicht leiden sehen, doch irgendwie wirkt hier alles extrem zufällig. Es fehlt der Impact – und dann ist die wenige Action auch einfach nur stumpf und hart, was mir normalerweise gut gefällt, die Erwartungshaltung in diesem Fall jedoch negativ unterwandert.

Wer zur physischen Veröffentlichung greift, bekommt im Bonusmaterial diverse Featurettes und Musikvideos obendrauf. Da mir nur die Presse-DVD vorlag, kann ich keine Angaben zum (vermutlich vorhandenen) Wendecover ohne FSK-Logo machen.

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